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Ruhig Blut!

Ruhig Blut!

Titel: Ruhig Blut!
Autoren: Terry Pratchett
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Königin saßen in der vordersten Reihe. Verence nickte würdevoll und vermittelte dem Priester die Botschaft: Was auch immer er beabsichtigte – er konnte jetzt damit beginnen.
    Nanny Oggs Körpersprache ließ keinen Zweifel daran, daß irgendwelche speziellen omnianischen Gebete nicht toleriert wurden. Himmelwärts begnügte sich mit einem allgemeinen Dankesgebet, das er an die Adresse aller Götter richtete, die zufälligerweise zuhörten – oder auch nicht.
    Dann holte er das Harmonium hervor und spielte einige Akkorde, was Nanny schon nach kurzer Zeit zum Anlaß nahm, ihn beiseite zu stoßen. Sie rollte die Ärmel hoch und entlockte dem Musikinstrument Töne, von denen Himmelwärts überhaupt nicht gewußt hatte, daß sie irgendwo darin verborgen waren.
    Die Besucher sangen nicht sonderlich begeistert – bis Himmelwärts das gräßliche Gesangbuch beiseite legte und einige der Lieder anstimmte, die er von seiner Großmutter gelernt hatte. Es waren Lieder voller Feuer, Donner, Tod und Gerechtigkeit, Lieder, deren Melodien man summen konnte und deren Titel »Om soll die Ungläubigen zerstampfen«, »Heb mich zum Himmel empor« und »Entzünde das gute Licht« lauteten. Diese Lieder fanden weitaus mehr Anklang. Die Bewohner von Lancre scherten sich kaum um Religion, aber sie wußten, wie sie sich anhören sollte.
    Während er vorsang und mit einem Stock auf Worte zeigte, die er auf die Zeltplane gekritzelt hatte, beobachtete er seine… Nun, er beschloß, die Versammlung seine »Gemeinde« zu nennen. Es war seine erste. Viele Frauen und frisch gewaschene Männer gehörten dazu, aber ein Gesicht dominierte durch Abwesenheit.
    Mitten im Lied hob er den Blick und bemerkte weit oben einen Adler: einen kleinen Fleck, der am Himmel Kreise zog und vielleicht nach verlorenen Schafen Ausschau hielt.
    Und dann endete der Gottesdienst, und die Besucher gingen stumm. Sie wirkten dabei wie Leute, die eine Aufgabe hinter sich gebracht hatten, die nicht unbedingt unangenehm gewesen war. Der Kollektenteller enthielt zwei Ankh-Morpork-Cents, mehrere Karotten, eine große Zwiebel, einen kleinen Laib Brot, ein Pfund Hammelfleisch, einen kleinen Krug mit Milch und eine eingelegte Schweinshaxe.
    »Wir haben nicht unbedingt eine Bargeldökonomie«, erklärte König Verence und trat vor. Ein dicker Verband umhüllte seine Stirn.
    »Oh, das ergibt eine gute Mahlzeit«, erwiderte Himmelwärts in dem übertrieben fröhlichen Tonfall, den viele Leute dem königlichen Geschlecht gegenüber benutzen.
»Du wirst doch mit uns speisen, oder?« fragte Magrat.
»Ich… äh… wollte beim ersten Licht des Tages aufbrechen, Herr.
    Deshalb sollte ich den Abend besser nutzen, um meine Sachen zu packen und das Feldbett zu verbrennen.«
    »Du willst aufbrechen?« erwiderte der König. »Ich dachte, du bleibst hier. Ich habe eine… Meinungsumfrage veranstaltet und kann daher sagen, daß nicht nur ich dich willkommen heiße, sondern auch die Bürger von Lancre.«
    Himmelwärts sah den Hinweis deutlich in Magrats Gesicht: Die »Meinungsumfrage« bedeutete, daß Oma Wetterwachs keine Einwände erhob.
    »Nun, ich… äh… ich schätze, früher oder später kehre ich hierher zurück, Herr«, sagte der Priester. »Aber… um ganz ehrlich zu sein: Ich möchte nach Überwald.«
    »Das ist ein teuflischer Ort, Herr Himmelwärts.«
»Ich habe den ganzen Tag darüber nachgedacht und bin entschlossen.« »Oh.« Verence wirkte verblüfft, aber ein König lernt schnell, sich von
    Überraschungen zu erholen. »Nun, du weißt sicher, was am besten für dich ist.« Er schwankte ein wenig, als Magrats Ellenbogen seine Rippen streifte. »Oh… ja… Wir haben gehört, daß du dein… äh… heiliges Amulett verloren hast, und deshalb sind wir heute nachmittag, ich meine, die Königin und Fräulein Nitt sind zu Shawn Ogg gegangen, und er hat heute nachmittag dies hier hergestellt…«
    Himmelwärts entrollte schwarzen Samt und fand eine goldene Kette, an der eine kleine goldene Axt hing.
Er starrte darauf hinab.
    »In der Darstellung von Schildkröten ist Shawn nicht besonders gut«, sagte Magrat, um das Schweigen zu brechen.
»Das weiß ich sehr zu schätzen«, sagte Himmelwärts schließlich. »Wir bedauern, daß es kein sehr heiliger Gegenstand ist«, meinte der König.
Himmelwärts winkte ab. »Wer weiß, Herr?« erwiderte er. »Heiligkeit ist dort, wo man sie findet.«
    Hinter dem König hatten Jason und Darren Ogg respektvoll Haltung angenommen – beide trugen
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