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Ruf der Daemmerung

Titel: Ruf der Daemmerung
Autoren: Riana O Donnell
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klein und die Lehrerin nicht streng. »Bestimmt macht sie für dich ein Sonderprogramm. Sie kann nicht erwarten, dass du neun Schuljahre in sechs Monaten nachholst. Auf jeden Fall wird sie versuchen, es dir schmackhaft zu machen. Sie wirbt ständig um Teilnehmer für ihre Sommerkurse!«
    Als Patrick mit der Cola zurückkam, wurde Shawna sofort wieder einsilbig. Sie himmelte den Jungen erkennbar an. Bei Patrick selbst konnte Viola dagegen noch keine Anzeichen größerer Verliebtheit ausmachen. Immerhin schien er Shawna zu mögen und sicher tat sie ihm auch etwas leid. Die Voraussetzungen waren also nicht allzu schlecht.
    Schließlich machte sich Shawna widerstrebend auf den Heimweg.
    »Wir kriegen noch zwei Busladungen heute Nachmittag«, erklärte sie Patrick mit unglücklichem Gesichtsausdruck und streichelte Guinness noch mal über den Kopf, während sie sich auf ihr Moped schwang. »Das geht garantiert zwei Stunden ... Bye, Viola, man sieht sich ...«
    Shawna trat das Moped mit Schwung an und tuckerte davon, aufwärts, und sicher verbotenerweise über einen Wanderweg.
    »Sie kriegen was?«, fragte Viola, nachdem Shawna außer Sicht war. Patrick und sie wandten sich wieder in Richtung Haus, vielleicht war ihr Dad ja inzwischen angekommen.
    Patrick lachte. »Zwei Busladungen Touristen. Shawna gehört zum Lovely View, dem Ausflugsrestaurant. Erinnerst du dich? Wir haben das Schild gesehen. Von der Abzweigung aus geht es allerdings noch zwei Kilometer aufwärts. Der Laden ist eine Goldgrube! Die Reisegesellschaften karren ihre Leute nach Glendalough und anschließend gibt es da oben Tee. Oder Lunch. Jedenfalls fallen sie zu Dutzenden über die McLaughlins her und da wird jede Hand gebraucht. Aber überflüssig zu sagen, dass Shawna auch von ihren Eltern kein Geld kriegt. Sonst könnte sie sich ja endlich selbst einen Gaul kaufen und das Theater mit Bill hätte ein Ende. Aber wie gesagt: Sie ist zu gut für diese Welt. Und Engel hatten es schon zu Sankt Kevins Zeiten nicht leicht. Da, schau mal, das Auto ist zurück. Wenn's deinem Dad also nicht entlaufen ist, sollte der auch da sein.«
    Viola lachte nervös. Jetzt hatte sich das Wiedersehen mit ihrem Vater so lange verzögert, dass sie fast schon befangen war. Das verflog allerdings sofort, als sie ihn endlich zu Gesicht bekam. Alan McNamara war gerade dabei, einer rothaarigen jungen Frau aus dem alten Geländewagen zu helfen, aber er ließ Ainné stehen, als er Viola auf sich zulaufen sah. Sie flog in seine Arme.
    »Vio, endlich!« Alan wirbelte seine Tochter herum, wie er das schon getan hatte, als sie ein ganz kleines Mädchen war. »Tut mir so leid, dass ich nicht zum Flugplatz kommen konnte. Aber wer weiß, vielleicht hättest du mir Patrick ja sogar vorgezogen?« Er zwinkerte ihr zu. »Pass nur auf, der Junge ist ein Schürzenjäger. Die kleine Shawna ist ganz verrückt nach ihm!«
    Viola versicherte ihm, ganz sicher nicht verrückt nach Patrick zu sein und auch sonst noch keinen Mann auf der Welt gefunden zu haben, den sie ihrem Daddy vorzog.
    »Das ist meine brave Prinzessin!«, lachte Alan und küsste sie noch einmal. »Aber nun komm, ich muss dir Ainné vorstellen!« Es hörte sich an, als plane er, seiner Tochter ein lang ersehntes Weihnachtsgeschenk zu enthüllen. Viola versteifte sich, aber Alan bemerkte das gar nicht. Er nahm sie strahlend bei der Hand und führte sie zum Wagen, wo die junge Frau nach wie vor wartete. Sie bemühte sich, Guinness' stürmische Begrüßung abzuwehren und schenkte auch Viola und ihrem Vater eher ungnädige Blicke.
    »Vielleicht können wir erst mal ins Haus gehen, Alan«, bemerkte sie kühl. »Ich fühle mich nach wie vor nicht gut ... Entschuldige, Viola, das hat nichts mit dir zu tun, aber das Baby ...« Sie fasste an ihren Bauch.
    Viola murmelte etwas Unverständliches. Ihr Vater hatte sie sofort losgelassen, als Ainné sich beschwerte, und bot seiner neuen Frau jetzt fürsorglich den Arm. Sie stützte sich schwer auf ihn, aber Viola fand, das Ganze wirkte etwas aufgesetzt. Zweifellos hätte sie auch allein gehen können. Aber immerhin hatte Viola währenddessen Zeit, Ainné O'Kelley-McNamara einer unauffälligen Musterung zu unterziehen. Dad hatte sie stets eine irische Rose genannt und Viola hatte den Begriff gegoogelt. Anscheinend bezeichnete er Mädchen mit hellem, sommersprossigem Teint und rotem Haar - eine Beschreibung, der Ainné durchaus entsprach. Und obwohl dieser Typ Violas Schönheitsideal eigentlich nicht
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