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Ruf der Daemmerung

Titel: Ruf der Daemmerung
Autoren: Riana O Donnell
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es ihr peinlich, vor Publikum zusammengefaltet zu werden - oder schämte sie sich nur vor Patrick? Viola meinte, ein verräterisches Aufblitzen in ihren blauen Augen zu erkennen, als sie den jungen Mann streiften. Es ließ ahnen, dass sie nicht nur in Pferde verliebt war.
    Patrick selbst schaute eher missbilligend. »Das wäre dann also Bill«, bemerkte er. »Wie wir alle ihn kennen und lieben. Das Mädchen ist Shawna - das leidensfähigste Geschöpf dieser Insel ...«
    Bevor er das weiter ausführen konnte, kam Shawna zu ihnen hinüber.
    »Hi, Patrick!«, grüßte sie jetzt und die Sternchen in ihren Augen waren nicht mehr zu übersehen. »Du bist wieder da.«
    Viola war selbst noch nie wirklich verliebt gewesen, aber sie hatte mehrmals beobachtet, dass dieser Zustand zum weitgehenden Verlust der Fähigkeit führte, ganze oder gar intelligente Sätze zu bilden.
    »Wie du siehst«, grinste Patrick. »Und du warst auch bis jetzt unterwegs? Halbtagesritt mit drei Touris, ja? Womit du dem alten Mistkerl hundertfünfzig Euro verdient hast. Und zum Dank brüllt er dich an.«
    Shawna errötete erneut. Anscheinend ein heikles Thema ...
    »Ich hätte Gracie nicht nehmen sollen«, entschuldigte sie Bills Ausbruch. »Jedenfalls nicht, ohne Ainné zu fragen. Aber ich brauchte drei große Ponys für die Touristen, das waren alles Erwachsene. Da konnte ich doch nicht auf einem kleineren vorwegzuckeln. Und ...«
    »Geschenkt, Shawna, mir brauchst du das nicht zu erklären.« Patrick machte eine wegwerfende Handbewegung. »Zeig lieber dem Alten mal, was 'ne Harke ist! Mensch, Shawna, ohne dich ist der doch aufgeschmissen! Du schuftest dich hier jeden Tag ab und siehst dafür keinen Euro. Lass ihn mal ein paar Tage hängen, danach ist er vielleicht wenigstens ein bisschen höflicher ...«
    »Aber ich darf doch umsonst reiten«, verteidigte sich Shawna. »Und wenn nun dieses Mädchen aus Deutschland kommt ...« Sie schaute auf und schien Viola jetzt erst zu bemerken. »Oh ... bist du vielleicht ...?« Sie errötete schon wieder.
    Viola versuchte, sie aufmunternd anzulächeln. »Ich bin Viola und tatsächlich aus Deutschland. Aber selbst wenn ich wollte, könnte ich mich keine drei Minuten auf deiner Gracie halten, oder wie das Vieh heißt. Und ich hab auch keine Lust dazu, irgendwelche Ställe auszumisten, Touristenkinder auf Ponys zu setzen oder was du hier sonst so machst.«
    Über Shawnas Gesicht zog ein schüchternes Lächeln. Patrick grinste schon wieder.
    »Na siehst du. Keiner macht dir den Traumjob streitig. Und jetzt komm bloß nicht auf die Idee, dem Kerl noch die Pferde einzutreiben und füttern zu helfen. Ich hab Cola im Bootshaus, kommt mit, ich geb einen aus.«
    Shawna wirkte etwas schuldbewusst - sicher war sie fest entschlossen gewesen, mit der Arbeit fortzufahren. Aber letztlich siegte ihre Schwäche für Patrick. Sie strahlte ihn an und trottete brav neben ihm und Viola her. Ein kleiner schwarz-weißer Hund, der eben noch um den alten Bill herumgewuselt war, schloss sich ihnen an.
    Viola streichelte ihn.
    »Wer ist das denn?«, erkundigte sie sich, schon um das Schweigen zu brechen. Erfolgreich. Shawna taute augenblicklich auf, wenn es um Tiere ging.
    »Das ist Guinness«, stellte sie vor. »Dein Vater hat ihn so getauft, weil er doch schwarz-weiß ist: wie das Bier mit dem hellen Schaum. Eigentlich gehört er auch Ainné, aber die kümmert sich nicht viel um ihn. Meistens ist er bei mir ...«
    Der letzte Satz klang wieder etwas traurig und sehnsüchtig. Viola vermutete, dass Shawna zu Hause keinen Hund halten durfte. Und ein Pferd offensichtlich erst recht nicht. Aber vielleicht konnten ihre Eltern sich das auch nicht leisten.
    »Du kommst übrigens in meine Klasse«, wechselte Shawna schließlich das Thema. »Wir haben uns schon alle gefragt, ob du Englisch sprichst. Und Gälisch!«
    Patrick lotste die Mädchen zu einem idyllischen Plätzchen am See, wo aus dem Gras aufragende Felsen natürliche Sitzgelegenheiten boten. Vor allem war der Ort von den Ställen her nicht einzusehen und vom Haus aus erst recht nicht. Zwischen dem Ufer und den Wirtschaftsgebäuden lag das Bootshaus. Shawna würde vom alten Bill unbehelligt bleiben. So wirkte sie jetzt auch ziemlich gelöst und plauderte mit Viola, während sie es sich auf den sonnenwarmen Steinen gemütlich machten und Patrick die Cola holte.
    Viola erfuhr, dass sie Gälisch hier nicht abwählen konnte, wie sie gehofft hatte, aber Shawna versicherte ihr, die Klasse sei
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