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Rückkehr zum Mars

Rückkehr zum Mars

Titel: Rückkehr zum Mars
Autoren: Ben Bova
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nicht die Luft ausgehen.«
    »Du willst zu dem Bauwerk fahren und noch ein bisschen rumstöbern, stimmt's?«
    »Nein«, sagte Jamie fest. »Ich bleibe hier und hole einen Teil der geologischen Arbeiten nach, die seit Monaten liegen geblieben sind.« Dann setzte er hinzu: »Und ich werde versuchen, ein paar Solarzellen aus hiesigen Rohstoffen herzustellen. Es wäre eine große Hilfe, wenn wir genug Strom aus Sonnenlicht erzeugen könnten, um die ganze Kuppel damit zu betreiben.«
    »Allein«, wiederholte sie.
    Er zögerte nur einen winzigen Sekundenbruchteil, dann sagte er: »Allein.«
    Vijays Gesicht war eine ausdruckslose Maske, als sie die Hand zu Jamie ausstreckte. »Na, dann komm. Du solltest es den anderen mitteilen.«
    Die anderen versammelten sich in der Messe zu ihrem letzten Abendessen auf dem Mars – alle außer Trudy, die noch ans Bett gefesselt war. Die Verbrennungen in ihrem Gesicht würden kosmetische Operationen erfordern, und obwohl Rodriguez ihr immer wieder versicherte, dass alles gut werden würde, war sie in tiefe Depressionen versunken.
    Rodriguez gab sich alle Mühe, sie aufzuheitern; er zog jedes Mal eine große Show ab, wenn er einen Verband loswerden konnte. Stacy, Jamie und sogar Mitsuo hatten stundenlang bei Trudy gesessen und ihr versichert, dass ihr seelischer Zusammenbruch nicht an die Öffentlichkeit gelangen werde, dass es weder Anklagen noch Vorwürfe geben werde. Diese Versicherungen schienen ihre Depressionen aber nur zu verstärken.
    Vijay stellte ein Essenstablett für Trudy zusammen, während die anderen herumwuselten und ihre Auswahl trafen, ohne sich um die von den Ernäherungswissenschaftlern ausgearbeiteten Speisepläne zu kümmern.
    »Was werde ich froh sein, wenn ich wieder ein echtes Steak zu sehen bekomme«, sagte Fuchida ganz ernst.
    »Mit echtem Bier«, witzelte Rodriguez.
    Wortlos machte sich Vijay mit dem Tablett auf den Weg zu Trudys Unterkunft. Hinter sich hörte sie Jamie verkünden: »Ich fliege nicht mit euch. Ich bleibe hier.«
    Sie schob Trudys Tür auf, trat ein und knallte sie wieder zu.
    Trudy saß aufrecht da; ihr Rücken war so weit verheilt, dass sie ihn an ein wassergefülltes Plastikkissen lehnen konnte. Als Vijay das Ding aus dem medizinischen Vorrat geholt hatte, war ihr durch den Kopf gegangen, dass sie sich nach demselben Prinzip Wasserbetten hätten machen können. Toller Zeitpunkt für solche Überlegungen, hatte sie sich über sich selbst geärgert.
    »Wie geht's dir?«, fragte Vijay munter.
    »Fliegen wir morgen ab?«, fragte Trudy. Sie hatte keine Verbände mehr im Gesicht; ihre Haut war wund und rosa. Wenn sie auf der Erde eintrafen, würde sie narbig und spröde sein. Augenbrauen und Wimpern waren verschwunden. Sie hat Glück, dass sie noch sehen kann, dachte Vijay und fragte sich dann, was für ein Glück es war, in den Spiegel schauen zu können, wenn man ein so schrecklich verbranntes Gesicht hatte.
    »Ja.« Vijay sorgte dafür, dass ihre Stimme weiterhin unbeschwert und fröhlich klang. »Morgen.«
    Trudy schaute auf das Tablett hinab, das Vijay ihr auf den Schoß gestellt hatte. Endlich sagte sie leise: »Ich hab ein furchtbares Schlamassel angerichtet, nicht wahr?«
    Vijay antwortete sanft: »Das kann man wohl sagen.«
    »Ich hätte Tommy töten können. Ich bin gar nicht auf die Idee gekommen, dass ich ihn in Gefahr bringen würde.«
    Vijay hätte am liebsten gesagt, dass Trudy sie alle in Gefahr gebracht hatte, aber sie hielt ihre Zunge im Zaum. Trudy Hall würde ein wunderbares Thema für einen psychologischen Forschungsbericht abgeben, dachte sie. Ich werde auf dem Rückflug fünf Monate Zeit haben, sie zu studieren, ihre Motive zu ergründen …
    »Ich liebe ihn«, sagte Trudy mit Tränen in den Augen. »Ich wollte ihn zur Erde zurückbringen, wo er in Sicherheit sein würde, wo wir alle in Sicherheit sein würden.«
    »Ich verstehe.«
    Trudy blickte wütend zu ihr hoch. »Wirklich? Wie kannst du? Woher willst du wissen, wie es ist, einen Mann so zu lieben, dass man bereit wäre, für ihn zu sterben?«
    Vijay war so verblüfft, dass ihr keine Antwort einfiel.
    »Oh, es tut mir Leid«, platzte Trudy heraus. »Es tut mir so schrecklich Leid. Ich habe alles dermaßen vermasselt. Tommy wird mich nicht mal ansehen wollen, wenn wir nach Hause kommen. Ich liebe ihn so, und er wird mich nicht mal ansehen wollen.«
    Auf einmal war Vijay zum Heulen zumute.
    »Du kannst nicht allein hier bleiben«, sagte Deschurowa klipp und klar, als Jamie
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