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Rubinrotes Herz, eisblaue See

Rubinrotes Herz, eisblaue See

Titel: Rubinrotes Herz, eisblaue See
Autoren: Morgan Callan Rogers
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erkannt?«
    »Ja, es war der Junge aus dem Laden. Aber ich glaube, er war nicht allein. Wahrscheinlich ein paar Fischerkinder. Ich rufe den Sheriff.« Er spuckte auf den Rasen. Sein Haar war blond, wie das von Andy. Die beiden gingen zum Haus zurück. Als der vierte Haufen explodierte, rannten Bud und ich, als wäre der Teufel hinter uns her. Im zuckenden Strahl der Taschenlampe liefen wir bis zum Waldrand bei den Cheeks, wo Dottie auf der Erde saß und ihren rechten Knöchel massierte. Glen lehnte mit schmerzverzerrtem Gesicht an einem Baum, die eine Hand unter die Achsel geklemmt, und stöhnte.
    »Oh Mann«, ächzte er. »Ich hab mich übel verbrannt.«
    »Lass mal sehen«, sagte ich. Bud hob die Taschenlampe, und Glen hielt seine Hand in den Lichtstrahl. An seinem Handgelenk hatten sich bereits Blasen gebildet. »Du brauchst Hilfe.«
    »Ich brauche vor allem erst mal eine Ausrede«, sagte Glen. »Die wissen sowieso, dass du das Feuer gelegt hast«, sagte ich.
    »Aber das hab ich ja gar nicht!«, protestierte Glen. »Andy, dieser Blödmann, hat einen der Knaller mit der Kerze angezündet, und als das Ding anfing zu zischen, hat er die Kerze weggeworfen und ist davongerannt.«
    »Wir müssen so schnell wie möglich nach Hause«, sagte Bud. »Wir müssen vor Parker da sein.«
    Aber wir kamen zu spät. Als wir über die Cheeks kletterten und den Pfad hinunterliefen, wartete der Sheriff bereits mit unseren Eltern im Garten hinter unserem Haus.
    Parker verschwand mit Glen und Ray. Bud und Dottie wurden von ihren Eltern nach Hause geschleift. Ich blieb allein mit Daddy und Carlie zurück.
    »Was zum Teufel habt ihr euch bloß dabei gedacht?«, sagte Daddy.
    »Wie bist du denn so nass geworden?«, fragte Carlie und befühlte mein T-Shirt. Dann schnupperte sie an ihrer Hand. »Hast du dich in Pisse gewälzt?«, fragte sie. »Lee, riech mal an ihr.«
    »Nicht nötig, sie stinkt bis hierher«, sagte Daddy. »Diesmal gibt’s wirklich Ärger, Florine.«
    Nachdem Carlie die Pisse aus meinen Haaren gewaschen und meine Kleider weggeworfen hatte, setzten wir uns alle an den Küchentisch.
    »Muss ich jetzt ins Gefängnis?«, fragte ich.
    »War vielleicht das Beste«, meinte Daddy.
    »Jag ihr keine Angst ein«, sagte Carlie. »Außerdem würde ich das niemals zulassen.«
     
    Am nächsten Morgen bildeten wir eine Karawane und fuhren zu dem Sommerhaus, um uns zu entschuldigen: Sam und Ida Warner mit Bud, Bert und Madeline Butts mit Dottie, Ray Clemmons mit Glen (seine Mutter lebte in Long Reach und ließ sich nur selten blicken) und wir Gilhams. Unsere Väter hatten Regeln aufgestellt. Wir durften uns nicht ansehen. Wir mussten geradeaus blicken, den Mund halten und durften nur reden, wenn wir etwas gefragt wurden, abgesehen von der Entschuldigung, die jeder Einzelne von uns an Mr. Barrington, den Besitzer des Hauses, zu richten hatte. Und die sollte tunlichst überzeugend klingen.
    Mit dem Auto war der Weg wesentlich weiter; wir mussten ein Stück über die Landstraße fahren und dann noch über einen holprigen Feldweg, bevor wir schließlich in der Einfahrt hielten, neben der wir uns am Abend zuvor versteckt hatten. Wir stiegen aus, und Ray klopfte an die Hintertür.
    Eine Frau, deren Haut die Farbe von Grands Kirschholzkommode hatte, öffnete die Fliegengittertür. Sie trug ein Namensschild mit der Aufschrift »Louisa«. »Was kann ich für Sie tun?«, fragte sie mit ihren schokoladenbraunen Lippen.
    »Wir sind mit unseren Kindern gekommen, um uns bei Mr. Barrington zu entschuldigen«, sagte Daddy.
    Louisa kam die Stufen herunter und musterte uns wie übrig gebliebenen Fisch vom Vortag. »Ihr wart das also?« Sie runzelte die Stirn. »Kömmt mal mit.« Wir trotteten im Gänsemarsch um das Haus herum, bis wir vor dem Geländer standen, das Feuer gefangen hatte. Es war verkohlt, ebenso wie die Einfassung eines Fensters und ein Teil der Holzschindeln darüber.
    Louisa deutete auf ein Gewirr aus verdorrten Blättern und Zweigen. »Seht euch an, was ihr mit Mrs. Barringtons Rosenstrauch gemacht habt. Er hatte wunderschöne, große, gelbe Blüten. Sie hat diesen Strauch geliebt. Und jetzt ist er hin. Wie wollt ihr das wiedergutmachen?«
    »Wir würden gern mit Mr. Barrington sprechen«, sagte Daddy.
    »Sagen Sie ihm einfach nur, dass wir hier sind«, fügte Ray hinzu.
    »Keine Sorge, das wird ich tun«, brummte Louisa und verschwand im Haus.
    »Jesses«, sagte Ray zu Glen. »Das wird ‘ne Stange Geld kosten.«
    Glen murmelte
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