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Rotwild: Der zweite Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition)

Rotwild: Der zweite Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition)

Titel: Rotwild: Der zweite Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss (German Edition)
Autoren: Kerstin Signe Danielsson , Roman Voosen
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Stofftier auf dem Schoß abgab, brachte auch sie zum Lächeln.
    »Ich hatte Angst, du könntest es geschmacklos finden.«
    »Ach was, du kennst mich doch. Wenn ich erst wieder zu Hause bin, schneide ich mir ein schönes Steak aus dem Ding. Falls ich nicht vorher von meinem Enkelkind enteignet werde. Tobias hat einen ganzen Plüschtierzoo in seinem Kinderzimmer, und so was hier könnte seiner Sammlung noch fehlen.«
    Gunnar Berg richtete seinen schweren Oberkörper auf und drückte einen der Knöpfe, die am Kopfende seines Bettes in die Wand eingelassen waren.
    »Die Schwester soll eine Vase für deine schönen Blumen bringen. Möchtest du einen Kaffee oder so etwas? Die haben hier alles da. Der Segen einer privaten Zusatzkrankenversicherung. Ich sage nur Einzelzimmer, Ingrid!«
    »Und ich dachte, du wärst Sozialdemokrat.«
    »Bin ich auch. Aber das heißt nicht, dass ich ein bisschen Luxus nicht zu schätzen weiß. Olof Palme würde sich natürlich im Grab umdrehen, aber es hat seine Vorteile: Chefarztbehandlung, optimale Nachversorgung, Zimmer mit Kabelfernsehen. Wusstest du, dass es Sender gibt, die den ganzen Tag nichts als Golf oder Angelsport zeigen? Du solltest wirklich darüber nachdenken, schließlich bist du ebenfalls nicht mehr die Jüngste.«
    »Danke, Gunnar. Sehr charmant.«
    »Gern geschehen.«
    Ingrid Nyström fühlte, wie eine Last von ihr abfiel. Gunnar Berg gab sich Mühe, so lebensfroh wie immer zu wirken. Zehn Tage war es her, dass er auf der Landstraße nach Tingsryd verunglückt war. Nachdem man seinen bewusstlosen Körper aus dem völlig zerstörten Auto geschnitten hatte, hatte Berg sechs Tage im Koma gelegen. Jetzt war sein Zustand stabil, aber er hatte eine Niere verloren und Trümmerbrüche in beiden Beinen. Die Prellungen, Schnittwunden und Abschürfungen würden verheilen, aber noch war völlig unklar, ob er jemals wieder würde laufen können.
    Hauptkommissar Gunnar Berg war als Leiter der Kriminalpolizei seit vielen Jahren ihr Vorgesetzter, und sein schwerer Unfall hatte nicht nur sie, sondern die ganze Abteilung erschüttert. Der intelligente und großherzige Mann war ein Chef, an dem sie sich zeit ihres Berufslebens orientiert hatte. Ein Lotse, der die Abteilung immer wieder an Untiefen und Klippen vorbei in sichere Wasser geführt hatte. Ein Leuchtturm, an dem man sich orientieren konnte. Sie biss sich auf die Zunge. Lotse? Leuchtturm? Was für einen Quatsch sie dachte. Berg stellte das Stofftier auf den Nachttisch. Er sah sie lange an. Sie kannte diesen Blick. Es war der Blick, mit dem er überzeugen konnte.
    »Ich habe mit Edman gesprochen«, sagte er. »Er ist einverstanden. Die stellvertretende Landespolizeichefin ebenso. Es ist an der Zeit.«
    Er machte eine Pause, strich mit den Händen die Bettdecke vor sich glatt. Dann fuhr er fort.
    »Sehen wir den Dingen ins Auge. Das, was von meinen Beinen übrig ist, fühlt sich wie Griesbrei an, von der Niere ganz zu schweigen. Die Ärzte sind alles andere als optimistisch, genaue Prognosen gibt niemand, trotz Chefarztbehandlung. Und selbst wenn ich keine Dialyse brauche und eines Tages wieder gehen können sollte: Es sind jetzt noch etwas mehr als drei Jahre bis zu meiner Pensionierung. Wozu soll ich mir das antun? Ein Chefermittler mit Krücken? Oder einem Pissbeutel an der Seite? Entschuldige bitte, aber es ist doch wahr! Die Blicke und das Mitleid? Und erst die Treppen, wenn der Fahrstuhl mal wieder streikt?«
    Berg versuchte sich an einem Grinsen. Sie wich seinem Blick aus. Es war ruhig im Raum, zu hören war nur das Tickern einer Maschine, aus der Schläuche unter Bergs Bettdecke verschwanden. Sie wollte das nicht hören. Weder die Maschine noch das, was Berg sagte. Das, was er sagen würde. Eine Minute verging, dann eine zweite. Die Sonnenstrahlen, die durch die Lamellen ins Zimmer drangen, spielten mit dem Staub, der in der Luft flimmerte. Dabei sollte es hier doch sauber sein, dachte sie, gerade in einem Krankenhaus.
    »Ich habe auch mit meiner Frau geredet«, fuhr er schließlich fort, »sie sieht es genauso. Und Edman hat bereits mit Stockholm telefoniert. Die Signale sind so, dass ich wohl ohne Abzüge in Frühpension gehen kann. Edman ist ein miserabler Polizist und ein noch schlechterer Chef, aber kein schlechter Politiker, mit dem ganzen Verwaltungsmist kennt er sich wirklich aus.«
    Er seufzte. Dann wieder ein missglückter Versuch zu grinsen.
    »Ich stelle mir das so vor: Ich habe bei Per Enquist vom Bauamt noch etwas
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