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Roter Drache

Roter Drache

Titel: Roter Drache
Autoren: Thomas Harris
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fing Graham vier Snapper. Willy fing nichts. Dennoch warf er seine große Rapala-Rute mit den drei Dreifachhaken, die ihm sein Großvater geschenkt hatte, unverzagt aus. Er.angelte zu hektisch, warf die Angel immer wieder von neuem aus, holte die Leine zu rasch ein, bis ihm schließlich das T-Shirt am Körper klebte und er einen hochroten Kopf bekam.
Graham watete ins Wasser, schaufelte eine Handvoll Sand aus dem Schaum einer rücklaufenden Welle und holte daraus zwei Sandflöhe heraus, deren Beine aus ihren Muschelgehäusen zappelten.
»Versuch’s doch mal damit.« Er hielt Willy einen Sandfloh entgegen.
»Ich nehme lieber die Rapala. Wußtest du übrigens, daß sie meinem Vater gehört hat?«
»Nein.« Graham warf Molly einen kurzen Blick zu.
Sie hatte ihre Arme um die Knie geschlungen und beobachtete einen Fregattvogel, der in der Ferne hoch am Himmel seine Kreise zog.
Schließlich stand sie auf und streifte sich den Sand ab. »Ich geh mal ein paar Sandwiches machen.« Nachdem Molly weg war, war Graham versucht, mit dem Jungen allein zu sprechen.
Nein. Willy würde genau das fühlen, was seine Mutter fühlte. Er würde warten und mit ihnen beiden sprechen, sobald Molly wieder zurückkam. Diesmal würde er es nicht mehr hinausschieben.
Sie war nicht lange weg, und sie kam ohne die Sandwiches zurück; sie schritt ziemlich rasch über den festen Sand am Rand der Brandungslinie auf sie zu.
»Jack Crawford hat angerufen. Ich habe ihm gesagt, du würdest zurückrufen, aber er meinte, es wäre dringend. « Dabei studierte sie einen Fingernagel. »Beeil dich besser.«
Leicht errötend, steckte Graham seine Angelrute in den Sand und stapfte auf die Dünen zu. Dieser Weg war schneller als der am Strand entlang, wenn man nichts dabeihatte, das sich in den Büschen verheddern konnte.
Er hörte ein tiefes, surrendes Geräusch und, auf der Hut vor einer Klapperschlange, achtete sorgsam auf den Boden vor ihm, als er sich durch das Gebüsch zwängte.
Plötzlich sah er Stiefel unter dem Laubwerk, das Aufblitzen einer Linse und ein abruptes Hochzucken von Khaki.
Und im nächsten Moment starrte er in die gelben Augen von Francis Dolarhyde, während gleichzeitig panische Angst in ihm aufwallte.
Das Klicken eines Pistolenschlosses und eine Automatik kam zum Vorschein; Graham trat danach, als das Mündungsloch in der Sonne fahlgelb erblühte, und die Pistole flog ins Gebüsch. Graham stürzte auf den Rücken - er verspürte plötzlich einen stechenden Schmerz in der linken Brusthälfte - und rutschte kopfvoran die Düne hinunter.
Dolarhyde machte einen gewaltigen Satz und landete mit beiden Füßen auf Grahams Bauch; inzwischen hatte er auch das Messer gezogen und würdigte den schrillen Aufschrei, der vom Wasser herauf drang, nicht eines Blickes. Er drückte Graham mit beiden Knien in den Sand, hob das Messer hoch in die Luft und stieß es ächzend nach unten. Die Klinge verfehlte ganz knapp Grahams Augen und drang tief in seine Wange ein. Dolarhyde rutschte nach vorn und legte sein ganzes Gewicht auf den Messergriff, um es Graham durch den Kopf zu drükken.
Die Angelrute gab ein pfeifendes Geräusch von sich, als Molly damit nach Dolarhydes Gesicht hieb. Die mächtigen Haken der Repala drangen tief in seine Wange ein, und die Spule gab quietschend Leine aus, als sie zu einem neuerlichen Schlag ausholte.
Er stöhnte laut auf und faßte sich an sein Gesicht, als sie zuschlug, und diesmal bohrten sich die Dreifachhaken auch in seine Hand. Eine Hand frei, die andere an seine Wange geheftet, zog er das Messer heraus und stürzte auf sie los. Graham rollte sich auf die Seite, richtete sich erst auf alle viere und schließlich ganz auf, um dann mit verdrehten Augen, heftig an seinem eigenen Blut würgend, von Dolarhyde wegzulaufen, bis er zusammenbrach.
Molly rannte hinter Willy her auf die Dünen zu. Dolarhyde, an der Angelleine zerrend, stürzte ihnen hinterher. Die Leine verhedderte sich in einem Strauch und brachte Dolarhyde unter einem lauten Schmerzensschrei zum Stehen, bevor er auf die Idee kam, sie mit seinem Messer zu kappen.
»Lauf, Junge, lauf, Junge, lauf! Schau dich nicht um«, stieß Molly völlig außer Atem hervor. Sie hatte lange Beine und drängte den Jungen vor sich her, während das laute Rascheln und Knacken in den Büschen hinter ihr immer näher rückte.
Sie hatten hundert Meter Vorsprung, als sie die Dünen hinter sich ließen, siebzig, als sie das Haus erreichten. Sie hastete stolpernd die Treppe hinauf, riß Wills
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