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Roter Drache

Roter Drache

Titel: Roter Drache
Autoren: Thomas Harris
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wirst dich sicher gleich besser fühlen, wenn du erst mal ordentlich geschlafen hast.«
»Das bezweifle ich. Hör zu, ich ruf dich wieder an, sobald ich hier Genaueres weiß.«
»Gut.« Damit hängte sie auf.
»Verdammte Scheiße«, fluchte Graham los. »Verdammte Scheiße.«
Crawford steckte den Kopf zur Tür herein. »Habe ich dich hier eben ›verdammte Scheiße‹ sagen gehört?«
»Allerdings.«
»Na, dann ärgere dich mal nicht länger. Aynesworth hat eben von dort draußen angerufen. Er hat etwas für dich. Er meinte, wir sollten sofort rauskommen; die Herren von den örtlichen Dienststellen pfuschen ihm wohl ganz kräftig rein. «

51. K APITEL

    A ynesworth füllte gerade Ascheproben in eine Reihe von Blechdosen ab, als Graham und Crawford vor den verkohlten Überresten von Dolarhydes Haus aus dem Wagen stiegen. Er war überall mit Ruß verschmiert, und unter seinem rechten Ohr hatte sich eine deutlich sichtbare Brandblase gebildet. Special Agent Janowitz von der Sprengstoffabteilung machte sich unten im Keller zu schaffen.
    Ein zappliger Fettkloß von einem Mann stand neben einem in der Auffahrt geparkten Oldsmobile. Er fing Graham und Crawford ab, als sie den Vorplatz überquerten.
    »Sind Sie Crawford?«
»Ja.«
»Ich bin Robert L. Dulaney. Ich bin der amtliche Leichenbeschauer in diesem Bezirk.« Er zeigte ihnen seine Visitenkarte. Darauf stand: »Wählen Sie Robert L. Dulaney.«
    Crawford wartete.
»Ihr Mann hier hat gewisses Beweismaterial, das er eigentlich mir hätte aushändigen sollen. Er läßt mich nun schon eine geschlagene Stunde warten.«
»Ich bedaure selbstverständlich zutiefst, wenn Ihnen daraus irgendwelche Unannehmlichkeiten erwachsen sein sollten, Mr. Dulaney, aber er hat sich dabei nur an meine Anweisungen gehalten. Warum setzen Sie sich nicht einfach erst mal in Ihren Wagen; ich werde das dann schon klären.«
Als Crawford und Graham daraufhin weiter auf das Haus zuschritten, schickte Dulaney sich an, ihnen zu folgen.
Crawford drehte sich um. »Wenn Sie mich bitte entschuldigen würden, Mr. Dulaney. Setzen Sie sich in Ihren Wagen.«
Aynesworths Zähne blitzten weiß aus seinem rußgeschwärzten Gesicht hervor, als er wegen dieser Szene herzhaft grinsen mußte. Er hatte schon den ganzen Vormittag Asche gesiebt.
»Als Sektionschef ist es mir eine große Freude -«
»Sich ein bißchen aufzuspielen, wie wir alle wissen«, sprach Janowitz den Satz für ihn zu Ende, während er gerade dem verkohlten Durcheinander des Kellers entstieg.
»Niedrige Chargen wie Sie haben gefälligst den Mund zu halten, Janowitz. Holen Sie lieber die Beweisstücke, die diese beiden Herren vielleicht interessieren dürften.« Damit warf er Janowitz die Wagenschlüssel zu.
Janowitz holte eine längliche Pappschachtel aus dem Kofferraum eines FBI-Wagens; sie enthielt eine Flinte, deren Kolben größtenteils verbrannt und deren Zwillingslauf von der Hitze stark verzogen war. Eine zweite, kleinere Schachtel enthielt eine schwarz verfärbte Automatik.
»Die Pistole hat die Hitze besser überstanden«, erklärte Aynesworth dazu. »Vielleicht können die von der ballistischen Abteilung sogar was damit anfangen. Was ist denn, Janowitz? So machen Sie doch endlich.« Aynesworth nahm drei Gefrierbeutel von ihm entgegen.
»Für Sie, Graham.« Für einen Moment verflog Aynesworth humorvoller Gesichtsausdruck. Hierbei handelte es sich um ein uraltes Ritual, wie es unter Jägern seit Menschengedenken üblich war, so als würde Grahams Stirn feierlich mit Blut beschmiert.
»Das haben Sie wirklich verdammt gut hingekriegt.« Damit reichte Aynesworth die drei Beutel Graham.
Ein Beutel enthielt ein 13 Zentimeter langes Stück eines verkohlten menschlichen Oberschenkelknochens sowie eine Hüftgelenkskugel. Der zweite enthielt eine Armbanduhr, der dritte das Gebiß.
Die Gaumenplatte war schwarz verkohlt und gesprungen; außerdem fehlte die Hälfte. Aber die vorhandene Hälfte wies den unverkennbaren seitlichen Schneidezahn auf.
Graham hatte den Eindruck, daß er etwas sagen sollte. »Danke. Vielen, herzlichen Dank.«
Ihm wurde kurz schummrig, und dann breitete sich ein Gefühl unendlicher Erleichterung in seinem ganzen Körper aus.
»... ein Museumsstück«, hörte er Aynesworth plötzlich wieder sagen. »Wir werden es wohl diesem Heini dort drüben überlassen müssen, oder nicht, Jack?«
»Ja. Aber in St. Louis haben sie ein paar Profis, die von derlei Dingen wirklich was verstehen. Die werden gleich vorbeikommen und ein paar gute
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