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Rosskur: Ein Allgäu-Krimi

Rosskur: Ein Allgäu-Krimi

Titel: Rosskur: Ein Allgäu-Krimi
Autoren: Jürgen Seibold
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Bruder ist tot, und wir haben Sie im Verdacht, hinter dem Mord zu stecken. Sie haben ihn gehasst, weil er durch seinen Weggang daran schuld war, dass Sie den ungeliebten elterlichen Hof übernehmen mussten. Sie hassten ihn, weil er Ihnen den Deckhengst Salvatore vor der Nase weggeschnappt hat, von dem Sie sich versprochen hatten, als Züchter endlich auch mal in einer anderen Liga mitspielen zu dürfen.«
    »Das wissen Sie?«
    »Ja, das wissen wir. Sie haben bei Schwabinger um Salvatore mitgeboten, aber er wollte Ihnen das Pferd nicht überlassen. Und wissen Sie, warum?«
    »Mein lieber Bruder wird mich überboten haben.«
    »Nein, hat er nicht. Schwabinger hat ihm den Hengst für neunzehntausend Euro verkauft.«
    »Echt? Ich hätte ihm zwanzig-, vielleicht auch zweiundzwanzigtausend bezahlt. Und warum bin ich dann nicht zum Zug gekommen?«
    »Schwabinger mag keine Männer, die ihre Frauen schlagen.«
    »Ich …«
    »Mir geht es da genauso.«
    »Weichei!« Verächtlich grinsend ließ sich Ruff wieder gegen die Rückenlehne sinken.
    »Aber das ist noch nicht alles«, fuhr Hansen fort. »Ihr toter Bruder wurde mit einem Geländemotorrad abtransportiert, und an Walter Schairers Maschine wurden Spuren von seinem Blut gefunden. Schairer hat ein wasserdichtes Alibi, und Sie wussten, dass er den Schlüssel des Motorrads unter dem Sattel versteckt – genau wie auch Marco Schwarzacker und Robert Gabler. Alle drei Motorräder wurden kurz nach dem Mord an Ihrem Bruder benutzt – vermutlich von Männern, die nicht ortskundig waren. Männer, die nicht erkennen konnten, wer sie da beobachtet hat, obwohl jeder in der Gegend wissen dürfte, wer Horst Pröbstl ist.«
    Ruff schwieg und sah Hansen an.
    »Also vermutlich genau die Männer, mit denen Sie schon für den Handel mit den Pferden im alten Stall und für das Fälschen der Dokumente zusammengearbeitet haben.«
    Ruff wollte aufbrausen, aber Haffmeyer und Fischer traten einen Schritt vor, woraufhin er sich wieder nach hinten sinken ließ.
    »Und Ihr Bruder Thomas ist Ihnen auf die Schliche gekommen. Vielleicht hat er sich gefragt, woher Sie plötzlich das Geld hatten, um ihn wegen Salvatore zu überbieten? Vielleicht hat er Sie besucht, um Sie zu überreden, nicht weiter für den Hengst zu bieten, und dabei hat er Sie ertappt, wie Sie gerade im alten Stall mit irgendwelchen fremden Pferden hantiert haben? Das wissen wir noch nicht, aber wir finden es heraus, Herr Ruff, darauf können Sie sich verlassen. Wir sind gut, und wir haben Geduld. Sie kommen mit all dem nicht durch, glauben Sie mir.«
    Ruff presste die Lippen zusammen und funkelte Hansen wütend an.
    »Wenn Sie jetzt reden, wenn Sie ein Geständnis ablegen, wird Ihnen das vor Gericht sicher strafmildernd anerkannt. Mensch, Herr Ruff, machen Sie endlich reinen Tisch!«
    Kurz sah Ruff den Kommissar noch wütend an, dann schüttelte er den Kopf, senkte den Blick und brummte: »Ich sag jetzt gar nichts mehr, Sie können mich mal.«

Dienstag, 18. Juni
    Hermann Ruff verweigerte weiterhin die Aussage. Er hatte keinen Anwalt, und als Hansen ihm vorschlug, er könne sich doch einen nehmen, lehnte er ab. Dabei beschimpfte er den Kommissar, beleidigte ihn – und »Scheren Sie sich zum Teufel!« war noch eine der netteren Formulierungen.
    Die Staatsanwältin hatte Haftbefehl beantragt, das Gericht hatte zugestimmt, und alles sah so aus, als wäre der Mordfall Thomas Ruff bis auf die einzige verbliebene Frage geklärt: Wer waren Hermann Ruffs Helfer, die Thomas von der Lechbrücke gestoßen hatten?
    Auch das Rätsel um Andrea Schwarzacker war inzwischen gelöst. Zwei Kollegen waren nach Urspring gefahren und hatten sie eingehend nach ihrem Verhältnis zu Thomas Ruff befragt. Marco war passenderweise gerade zum Joggen aufgebrochen. Erst hatte Andrea nicht mit der Sprache herausrücken wollen, doch dann hatte sie sich einen Ruck gegeben und erzählt.
    Als 18-Jährige war sie eine der besten Reiterinnen auf Thomas Ruffs Pferdehof gewesen, und sie hatte auch schon jüngere Mädchen angeleitet und beim Unterricht geholfen. Das schmeichelte ihrem Ego, und dass Ruff sie vor den anderen lobte und besonders heraushob, tat ein Übriges – jedenfalls war sie immer zur Stelle, wenn es etwas auf dem Hof zu tun gab, auch zu Zeiten, an denen sonst kein Mädchen mehr im Betrieb war.
    Eines Abends, sie hatte die letzte Runde durch die Ställe gemacht, stand plötzlich Ruff vor ihr. Sie hatte versucht, die Situation mit einem Späßchen zu
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