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Rosenmörder (German Edition)

Rosenmörder (German Edition)

Titel: Rosenmörder (German Edition)
Autoren: Hannsdieter Loy
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Londoner Vorortclub, bevor der Abramowitsch ihn übernommen hat. Heut
spielen sie ganz vorn in der Champions League mit. Und so wie …«
    »Ja! Genau. Übernommen hat«, rief der Bürgermeister und winkte mit
dem Armstummel. »Wir wollen uns aber nicht übernehmen lassen. Nachher tanzen
wir nur mehr nach der Pfeife von diesem Herrn. Außerdem weiß ich nicht, was das
mit der Baugenehmigung …«
    »Ach, Schmarren.« Andi musste am Ball bleiben, wenn ihm nicht die
Felle wegschwimmen sollten. Selbstverständlich dachte er dabei an Gubkins
Vergütung, von der er sich eine gesicherte Zukunft erwartete. Die zugesagte
Viertelmillion ging ihm nicht mehr aus dem Kopf. Angelegt mit fünf oder gar
sechs Prozent … Ihm wurde schwindlig bei der Vorstellung.
    »Bürgermeister, du hast ja recht«, fuhr er fort – ein
oberbayerischer Bürgermeister hatte immer recht. »Droben im Nonnenwald können
wir normalerweise keinen Gewerbepark ausweisen. Ich weiß, Paragraf soundso von
unseren Vorschriften. Aber diese Vorschriften haben wir doch selber gemacht!
Wir, die wir hier sitzen. Dann können wir sie doch auch wieder ändern …«
    Und so ging es weiter. Bis tief in den Abend hinein. Bis weit nach
zweiundzwanzig Uhr zweiundvierzig, als am Hochriesweg ein Geräusch ertönte, das
Ottakring für einen Schuss hielt …

SIEBEN
    Wenn es ein Schuss gewesen wäre, fiel es Ottakring sofort
auf, müsste ein Echo von den Häusern kommen. Da war aber kein Echo.
    Herr Huber jaulte laut auf.
    War er getroffen worden?
    »Burschi, was ist?«, sagte Ottakring.
    »Um Gottes willen!« Lola schrie es in die Nacht hinaus.
    Herr Huber drehte den Kopf nach hinten. Er schwankte, knickte mit
den Vorderbeinen ein, sein Kopf knallte mit der linken Seite ungebremst auf den
Boden. Dann sackten auch die Hinterläufe weg, und Herr Huber lag flach auf dem
blanken Asphalt.
    »Huber! Herr Huuuber!«, brüllte Ottakring verzweifelt und warf sich
neben den Hund auf den Boden. Er legte ihm einen Arm um den Hals und bettete
die Schnauze auf dem anderen.
    Der Hund blieb still. Er löste sich nicht aus seiner Haltung.
    »Huberlein!« Auch Lola kniete sich hin.
    Sie wurden von aufgeblendeten Scheinwerfern erfasst. Im letzten Augenblick
konnte der Fahrer bremsen.
    »Ja, Himmelherrgottsakrament.« Er gab ein paarmal im Leerlauf Gas.
    Weder Lola noch Ottakring hörten den Fluch und den Motor.
    Der Fahrer blendete die Lichter ab.
    Blut quoll aus Hubers Maul. Auch aus der Nase floss das Blut. Der
Hund röchelte schwach.
    Ottakring schoss hoch und rannte auf das Auto zu. »Tierarzt!«, rief
er. »Bringen Sie uns zum Tierarzt. Bitte.«
    »Sicher«, sagte der Fahrer. »Aber der Hund blutet ja. Der versaut
mir mein Auto.«
    »Rutschen Sie rüber, verdammt. Es geht um Sekunden.«
    Lola trippelte mit Herrn Huber im Arm heran. »Schnell«, sagte sie
flehend. »Ich glaub, das Tier verblutet.«
    Der Fahrer legte den Rückwärtsgang ein, stieß ein kurzes Stück
zurück, gab Gas und jagte knapp an ihnen vorbei mit quietschenden Reifen davon.
    Ottakring hatte Dr. Kelbers Nummer gespeichert.
    Wenige Minuten später war der Tierarzt da. Lola hatte Herrn Huber am
Boden abgelegt. Die dunkle Lache um den Hund herum wurde schnell größer.
    Dr. Kelber brauchte nicht lange. Er betastete den Körper. Nahm das
Stethoskop. »Herr Huber ist tot«, sagte er.
    Lola schrie auf.
    Ottakring brauchte eine Weile, bis der Schmerz aus ihm
herausplatzte. »Neiiiiin!«, schrie er.
    Dass der Hund nicht durch äußere Einwirkungen gestorben war, klärte
sich rasch.
    »Wir nehmen ihn mit in meine Praxis«, bestimmte Kelber.
    Der Kombi des Tierarztes war voll bepackt. Ottakring und Lola
wickelten die Leiche in eine Decke und betteten sie auf die Ladefläche. Sie
selbst nahmen den Porsche. Lola wurde von einem Weinkrampf durchgeschüttelt,
und Ottakring saß mit versteinertem Gesicht am Steuer. Das Geräusch hatte wie
ein Schuss mit Dämpfer geklungen. Doch wenn Herr Huber von keiner Kugel
getroffen worden war, was war dann der Grund für das viele Blut und den
urplötzlichen Tod? Irgendeine Einwirkung musste es ja gegeben haben.
    Herr Huber tot! Er konnte es nicht begreifen. Er griff hinüber, nahm
eine Hand Lolas von ihrem nassen Gesicht und drückte sie. Da vorn liegt dein
Hund auf der Ladefläche des Tierarztes. Des Bestatters. Tot. Seine letzte
Fahrt. Ottakring fühlte seine Augen nass werden.
    Lola, den Mund dicht an seinem Hemd, legte die heiße Wange an seine
Schulter. In ihren Augen schimmerte es
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