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Rose der Prärie

Rose der Prärie

Titel: Rose der Prärie
Autoren: Cathy Marie Hake
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können. Bei all dem, was ein Mensch an Fähigkeiten verlieren kann, stelle ich es mir am schlimmsten vor, nicht mehr sprechen zu können. Wir haben immer noch eine andere Hand, wenn wir uns eine Hand verletzt haben, aber wir haben nur eine Stimme.“
    Mr Valmer schwieg.
    Die Leute brauchten immer etwas Zeit, um sich mit den Neuigkeiten auseinanderzusetzen. Doch Maggie bezweifelte, dass der Fremde lange dafür brauchen würde. Schnell und sicher hatte er entschieden, wie er Jerlund behandeln wollte. Mit einem Blick hatte er festgestellt, dass Jerlund einer von den besonderen Individuen war, die ihr Leben lang ein Kind bleiben würden. Doch Mr Valmer hatte ihn behandelt wie einen Mann, der Jerlund auch gerne wäre. Dieselbe Entschlossenheit – über das Problem hinauszuschauen und die Person dahinter wahrzunehmen – würde die beste Medizin für seine Mutter sein.
    Mr Valmer atmete tief ein und ließ die Luft dann langsam aus seinen Lungen entweichen, als er sich erhob. „Miss Rose, ich weiß, dass Sie für Ma Ihr Bestes getan haben, aber ein Arzt könnte ihr vielleicht doch noch besser helfen. Ich bin es meiner Ma einfach schuldig. Mr Carver, ich brauche unbedingt ein Pferd.“
    „Mein Junge, das ist vergebliche Liebesmüh.“
    „Es ist meine Pflicht als Sohn, alles für meine Ma zu tun, was in meiner Macht steht.“
    Onkel Bo legte das Geschirrtuch hin und kam auf ihn zu. „Sie gehen da raus, verirren sich und erfrieren zusammen mit dem Pferd – all das wird Ihrer Mutter überhaupt nicht helfen.“
    „Ich folge einfach den Eisenbahnschienen.“
    „Mitten in der Nacht? Im schlimmsten Unwetter, das wir hier seit Jahren haben? In einer Gegend, die Sie nicht kennen? Es sind fünfzehn Meilen bis Big Dip. Doktor Wyatt ist bestimmt in seiner Schnapsbrennerei außerhalb der Stadt, aber selbst wenn er in der Stadt sein sollte, wollen Sie ihm in seinem Zustand sicher nicht begegnen. Morgen ist Dienstag.“ Onkel Bo schüttelte den Kopf. Völlig verwirrt schaute Mr Valmer Maggie an, deshalb erklärte sie ihm: „Normalerweise ist er montags nur so lange nüchtern, bis der Zug durch die Stadt gekommen ist.“
    „Das kalte Wetter und heißer, starker Kaffee machen ihn schon wieder nüchtern.“ Entschlossenheit lag in seiner Stimme.
    Maggie ging um den Tisch herum und legte ihrem Onkel beruhigend die Hand auf die Schulter. „Es sieht so aus, als hätten wir keine andere Wahl. Mr Valmer braucht eine medizinische Meinung von einem Arzt, den er für fähig hält. Deshalb sollten wir ihm unser größtes und stärkstes Pferd geben, damit er überhaupt eine Chance hat, Wyatt zu erreichen.“
    Ihr Onkel warf ihr einen frustrierten Blick zu.
    „Ich würde es mir nie verzeihen, wenn wir ihn nicht auf Adam losschicken würden.“ Sie schob ihr Kinn energisch ein Stück vor und hoffte inständig, dass ihr Onkel sich auf ihren Plan einlassen würde. Er senkte den Kopf und nickte. Gott sei Dank hatte er nichts gesagt. Ein Wort, und Mr Valmer hätte sofort bemerkt, dass etwas im Busch war. „Aber, Mr Valmer, Sie müssen uns Ihr Ehrenwort geben, dass Sie sofort umdrehen und zurückkommen, wenn Sie in Schwierigkeiten geraten oder Adam auch nur einmal stehen bleibt und nicht weiterwill. Er ist eins der schlausten Pferde, die Gott je gemacht hat. Und wenn Sie ihm seinen Kopf lassen, wird er dafür sorgen, dass Sie am Leben bleiben.“
    „Einverstanden! Sie haben mein Ehrenwort. Und Sie kümmern sich um meine Mutter, bis ich wieder da bin?“
    „Natürlich werde ich das! Und jetzt ab in die Scheune mit euch Männern. Ich nehme meinen Eintopf mit zu Ihrer Mutter und setze mich ein bisschen zu ihr.“ Und wenn Adam sich so verhält, wie ich es erwarte, dann sitzen Sie in spätestens fünfzehn Minuten völlig außer sich neben mir.

    Sie war schon eine besondere Frau, diese Miss Rose. Trotz der schweren Sorge, die auf ihm lastete, musste er an sie denken, als er sich gegen den starken Wind zum Stall kämpfte. Ma würde sicher sagen, dass die junge Frau ein Glücksgriff war – jemand der einen glücklich und dankbar machte. Mitten in dieser ganzen Tragödie hätte Gott ihm nichts Besseres über den Weg schicken können. Ja, Miss Rose war der einzige Orientierungspunkt in diesem ganzen Durcheinander.
    Und was war das für ein Durcheinander! Zuerst musste er John Toomel um einen riesigen Gefallen bitten, damit er seine Mutter abholen konnte. Seit die beiden Junggesellen nebeneinanderliegende Farmen besaßen, hatten sie sich immer wieder
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