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Roman

Roman

Titel: Roman
Autoren: Shari Low
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attraktiver, dafür aber besonders intelligenter Bruder zu sein – Dr. McDreamy Light.
    »Okay, Lou«, begann er mit tiefer Stimme, die routiniert Sicherheit vermittelte. »Fangen wir an.«
    Ich versuchte seinen Gesichtsausdruck zu interpretieren, erkannte aber nichts. Keine Erleichterung, keine Freude, keine Enttäuschung, kein Hinweis, ob er gute oder schlechte Nachrichten für mich hatte. Wahrscheinlich lernte man das im Medizinstudium.
    Atme ruhig weiter. Du schaffst das. Ganz gleich, was es ist, du kommst damit klar. Du musst stark bleiben, ruhig weiteratmen.
    »Wie Sie wissen, haben wir vor zwei Wochen neue Untersuchungen gemacht. Wir haben eine weitere Gewebeprobe des Tumorumfelds entnommen und eine Biopsie des Wächterlymphknotens gemacht.«
    Ich nickte. Der Wächterlymphknoten. Das klang wie eine Gestalt aus Star Wars . »Wächterlymphknoten, bitte lassen Sie Ihre Truppe antreten, und bereiten Sie das Raumschiff vor. Machen Sie sich fertig zum Take-off.« Konzentrier dich, Lou, konzentrier dich!
    Dr. McDreamys Bruder wandte sich wieder der Akte zu, als müsste er sich noch einmal vergewissern, was dort stand. War das gut? Schlecht? Bitte, beeil dich, sonst muss ich gleich auf die kardiologische Station gebracht werden. Red umklammerte meine Hand so sehr, dass meine Finger schon ganz taub wurden.
    »Und ich habe gute Nachrichten für Sie, Lou.«
    »Ja!« Das kam von Red. Er sprang auf, der Stuhl fiel polternd um.
    Ich rührte mich nicht. Regungslos starrte ich in das Gesicht des Arztes und versuchte zu verstehen, was er da sagte.
    »Der Lymphknoten ist unauffällig, das Blut ist in Ordnung, und wir haben keine weiteren Auffälligkeiten an der Gewebeprobe feststellen können. Es sieht aus, als hätten wir alles entfernt, Lou.«
    Sie hatten alles entfernt.
    Kein Krebs.
    Kein. Krebs. Mehr.
    Nur noch Leben.
    »Aber ich möchte Sie trotzdem noch eine Zeitlang unter Beobachtung halten. Wir sehen uns in sechs Monaten wieder, um uns zu vergewissern, dass sich kein Rezidiv entwickelt. Danach mindestens einmal im Jahr, nur um ganz sicherzugehen. Aber im Augenblick sind Sie geheilt.«
    »Lou?« Reds Stimme klang von weit her, und ich sah auf und schaute in sein fragendes Gesicht. »Es ist alles gut.«
    Von irgendwoher fand ich die Kraft zu reden. »Kommt jetzt ein ›Das habe ich dir ja gleich gesagt‹?«
    Er nickte, riss mich in die Arme und wirbelte mich im Kreis herum. Dabei fielen zwei Spender mit Latexhandschuhen und ein Blutdruckmessgerät zu Boden.
    Alles würde gut. Für uns alle. Für meine ganze Familie. Für mich, Red und Cassie, Josie, Ginger und Lizzy.
    Lizzy.
    Ein Gedanke kam mir, und ich wusste, dass ich dem Arzt noch eine entscheidende Frage stellen musste, und zwar gleich nachdem ich ihm um den Hals gefallen war.
    »Dr. Callaghan«, flüsterte ich und hoffte auf eine positive Antwort.
    »Sind Sie Single?«

Lous Lektionen für Cassie, wenn sie neununddreißig Jahre alt ist
    Liebe Cassie,
    ich schätze, das Verrückteste an der ganzen Sache ist, dass du von allem nichts mitbekommen hast. Du hast sorglos mit deinen Barbies gespielt, für Justin Bieber geschwärmt und versucht, einen Tanz einzustudieren, der dich zu Let’s Dance bringen würde, ohne zu ahnen, wie völlig anders dein Leben beinahe verlaufen wäre.
    Die einzige Veränderung, die dir vielleicht aufgefallen ist, kam von diesem lästigen Handel mit Gott – was mich zu einem anderen Punkt bringt, den du wissen und verstehen solltest.
    146. Brich nie deine Versprechen! Wenn du etwas aushandelst, steh dazu – es sei denn, deine Mum ist dagegen. In dem Fall zieh dich sofort zurück.
    147. Du kannst dich so glücklich schätzen, Cassie. Du hast Menschen, Verwandte und Freunde, die dich vergöttern. Vergiss nie, ihnen zu zeigen, dass dies auf Gegenseitigkeit beruht.
    148. So wie meine Liebe zu Tom Cruise dahingeschmolzen und schließlich gestorben ist, so wird auch deine Justin-Bieber-Schwärmerei vorbeigegangen sein.
    149. Manche Menschen haben eine genetische Veranlagung zu Krebs, und es kann sein, dass auch du ein höheres Risiko trägst, weil ich daran erkrankt bin. Mach daher einen Bogen um Sonnenbänke. Benutz eine Sonnencreme mit höherem Lichtschutzfaktor. Benutz eine Tagescreme mit Lichtschutzfaktor, auch an bewölkten Tagen.
    Ach, und noch etwas …

Lektion 150
    Hab niemals Angst, etwas Neues auszuprobieren 2009. Lou, neununddreißig Jahre alt
    »Du solltest das aufschreiben, Lou«, sagte sie. »Alles. Von Anfang an. Ich glaube, es
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