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Rolf Torring 129 - Unter Indianern

Rolf Torring 129 - Unter Indianern

Titel: Rolf Torring 129 - Unter Indianern
Autoren: Hans Warren
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sie in Wirklichkeit ist."  
      »Sie hätten von St Louis südlicher reiten sollen, Fräulein Membro, dann wären Sie gleich nach dem Ozark-Gebirge gekommen," sagte ich, nachdem ich mir die Karte noch einmal genau angesehen hatte.  
      „Sicher sollte es so sein, meine Herren! Sonst hätte ich Sie ja nicht getroffen," erwiderte Erika Membro voller Vertrauen.  
      „Sind Sie sehr müde? Oder können wir bald wieder aufbrechen?" fragte Rolf.  
      »Ich bin gar nicht müde, meine Herren. Die ganze Nacht hindurch habe ich fest und gut geschlafen,  obwohl ich ganz allein war. Erst als die Sonne mir hell ins Gesicht schien, bin ich aufgewacht."  
      Wir gaben Pongo einen Wink, der rasch »unser Lager" abbrach und alles zum Weiterritt fertigmachte.  
      Bald saßen wir auf den Pferden und ritten in südlicher Richtung davon. Unterwegs erzählte uns Erika Membro, die eine gelehrige Schülerin ihres Vaters war, viel über die Indianerstämme, die einst die Gegend, die wir durchritten, bevölkert hatten, von ihren Kämpfen gegen die vordringenden Kolonisatoren, die den eingesessenen Rothäuten ihre Weidegründe nahmen, und von den Büffel- und Bisonherden, die früher hier zahlreich waren und heute fast ausgestorben sind.  
      „Wenn ich richtig informiert bin," sagte Rolf, „besteht jetzt ein Abschussverbot. Die Büffel stehen unter Naturschutz, und hohe Strafen bedrohen den, der gegen das Verbot verstößt."  
      »Vielleicht ist die Zeit gar nicht mehr fern," meinte Erika Membro etwas traurig, »wo es in den Staaten weder Indianer noch Bisons gibt. Besuchen Sie heute mal ein Indianerdorf, meine Herren! Da ist nichts von der alten Lederstrumpf-Romantik geblieben. Die Frauen der Indianer, die Squaws, tragen moderne amerikanische Kleidung nach dem letzten Schrei der Mode, Schuhe mit hohen Absätzen und breitrandige Schwinger oder kleine Käppchen als Hüte, wie es gerade Mode ist. Die Familien wohnen in festen Häusern, die mit allen Errungenschaften der modernen Technik ausgestattet sind; WC und Wannenbad, elektrisches Licht und Gasherd oder Elektrokocher, Thermen und neueste Küchenmaschinen für die Hausfrau fehlen fast nirgendwo. Die Indianer bedienen den Radioapparat so geschickt wie ihre Frauen die elektrische Nähmaschine. Natürlich gibt es reiche und arme Stämme. Bei den reichen Völkern werden Pferde höchstens noch zu sportlichen Zwecken gehalten; im übrigen halten sie Autos für die angemessenere Art, sich von einem Ort zum andern zu bewegen. Nur bei den versteckt lebenden Stämmen, zum Beispiel wohl bei den Creekesen, soll noch vieles so sein, wie es früher war. Sie halten die alten Sitten und Bräuche noch streng ein, leben aber mit den Weißen, deren Macht sie kennen gelernt haben, in Frieden und nachbarlicher Freundschaft."  
      „Eine Frage, Fräulein Membro," schaltete ich ein, denn unsere Begleiterin war so ins Erzählen gekommen, daß sie wahrscheinlich pausenlos noch lange weitergesprochen hätte, wenn ich sie nicht unterbrochen hätte. „Wovon leben denn die Indianer heute, wenn ihnen die Büffeljagd verboten ist?"  
      „Einige Stämme, Herr Warren, in Texas zum Beispiel, leben als Rentner oder richtiger wie Großaktionäre, die sich um eine eigentliche Arbeit nicht zu kümmern brauchen. Man hatte ihnen Gebiete zugewiesen, auf denen später Erdölvorkommen entdeckt wurden. Für das Land, das sie noch abgaben, erhielten sie viel Geld, und sie legten mit Hilfe gerissener Makler das Geld gut an, ließen sich durch Banken beraten, kauften Wertpapiere und führen heute das Leben reicher Geldmänner. Das sind aber Ausnahmen. Die Angehörigen der meisten Stämme erlernten den Ackerbau und leben ähnlich den weißen Farmern. Sie bestellen mit Maschinen die Felder und halten Rinderherden, sie wohnen nicht mehr in Zelten, sondern in massiven Farmerhäusern. Einzelne kleine Stämme allerdings leben noch wie Nomaden in den ihnen zugewiesenen Reservaten, sie ernähren sich von der Jagd, nur schießen sie keine Büffel mehr. Aber die Wälder ihrer Gebiete sind reich an jagdbarem Wild, das sich für alle möglichen Zwecke verwenden läßt und außer dem Fleisch alles das liefert, was ein Mensch für seine Lebensbedürfnisse braucht."  
      Wir schwiegen eine Weile. Jeder von uns dachte über das nach, was Erika Membro gesagt hatte. Die junge Dame fuhr wenig später unaufgefordert fort:  
      „Durch die Büffeljagd verschafften sich früher die Prärie-Indianer nicht nur ihren
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