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Rolf Torring 119 - Doktor Tjus Karawane

Rolf Torring 119 - Doktor Tjus Karawane

Titel: Rolf Torring 119 - Doktor Tjus Karawane
Autoren: Hans Warren
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gut in der Gewalt, nicht ein einziges Mal blitzte es verräterisch in ihnen auf.  
      Etwas später ließ uns Doktor Tju eine Schale Tee reichen. Wir blieben beinahe noch eine Stunde bei ihm und unterhielten uns über alle möglichen Dinge, über Sitten des Landes, Tagesereignisse, erzählten von Europa und von unserer Heimat und verabschiedeten uns schließlich mit dem Versprechen, übermorgen, pünktlich 8 Uhr, wieder zu erscheinen.  
      Als wir auf dem Heimweg die Brücke betraten, lächelte Rolf mich an und meinte:  
      „Da haben wir eigentlich Glück gehabt, daß Doktor Tju selbst so rasch auf die Karawane zu sprechen kam und uns sogar anbot, mit ihr zu reisen. Ich überlegte gerade, wie ich das Gespräch am besten darauf bringen sollte."  
      „Der Doktor war zuerst recht mißtrauisch," meinte ich. „Da hat etwas nicht gestimmt."  
      Mein Freund brummte etwas Unverständliches vor sich hin. Ich fragte auch nicht weiter danach, denn er schlug eine schnellere Gangart ein, und so kamen wir bald wieder auf die „Brücke der zehntausend Zeitalter". Vor uns ging ein Chinese, dem ich weiter keine Beachtung schenkte, bis mich Rolf leicht in die Seite knuffte. Hatte er in dem Chinesen einen Bekannten gewittert?  
      Als sich der Schlitzäugige einmal nach uns umdrehte, sah ich, wer es war: der Diener Doktor Tjus. Das konnte Zufall sein; vielleicht machte er für seinen Herrn eine Besorgung.  
      Trotzdem hielt mich Rolf etwas zurück und sagte leise:  
      „Mal sehen, wohin der Mann geht. Ah, er ist auch stehengeblieben, er scheint also auf uns zu warten. Komm weiter! Wir tun so, als ob wir ihn nicht erkannt hätten."  
      Der Chinese sah sich auf der linken Seite der Brücke bei den Holzbuden die Auslagen eines Standes an; wir gingen deshalb rasch auf die rechte Brückenseite hinüber, eilten an ihm vorbei, beschleunigten unsere Schritte und strebten unserm Hotel zu.  
      Ohne Zwischenfall aber sollten wir unser Ziel nicht erreichen. Als wir mitten auf der Brücke waren, hörten wir hinter uns Lärm, der uns veranlasste, uns rasch umzudrehen. Zwei Polizisten hatten den Diener des Doktors angehalten und wollten ihn wohl verhaften, aber der Chinese, ein gewandter Bursche, war schneller als die Hüter des Gesetzes. Ohne sich lange zu besinnen, schwang er sich über das niedrige Brückengeländer und sprang ins Wasser hinunter. Wir sahen ihn nicht wieder auftauchen und gaben ihn verloren.  
      Gleichmütig gingen die Polizisten weiter. Als sie in unserer Höhe waren, fragte Rolf höflich, was der Chinese verbrochen hätte, daß er sich aus Angst das Leben genommen hätte.  
      Der Polizist betrachtete uns einen Augenblick, dann meinte er:  
      „Mein Kollege glaubte in dem Manne den Räuber Kubang erkannt zu haben, auf dessen Kopf eine hohe Belohnung gesetzt ist."  
      „Dann wundert es mich," sagte ich, „daß Sie nicht veranlasst haben, daß das Wasser abgesucht wird."  
      „Die Herren sind hier fremd," lächelte der Polizist. „Über die Brücke sind schon viele Chinesen ins Wasser gesprungen. Keiner von ihnen ist wieder aufgetaucht, und doch haben wir sie alle ein paar Tage später in der Stadt herumlaufen sehen. Die Brücke scheint ihre Geheimnisse zu haben, über die nur die Chinesen Bescheid wissen"  
      „Hat man die Brücke denn auf die Geheimnisse hin noch nicht untersucht?" wollte Rolf wissen.  
      „O gewiß, mein Herr! Aber nie ist etwas gefunden worden. Die Brückenpfeiler sind so dick, daß manche wohl hohl sein könnten. Um das festzustellen, müßte man sie aber aufreißen. Durch Klopfen läßt sich nichts heraushören, da die Wände der Pfeiler auch zu dick sind, wenn sie wirklich hohl sein sollten."  
      Rolf bedankte sich für die Auskunft und zog mich weiter. Der Vorgang auf der Brücke mußte recht alltäglich gewesen sein, denn niemand kümmerte sich weiter um den ins Wasser gesprungenen Chinesen. Mehrmals schaute sich Rolf noch auf der Brücke um, als ob er etwas suche. Ich fragte ihn aber nicht nach dem Grunde.  
      Als wir in der Nähe unseres Hotels waren, deutete mein Freund auf einen Chinesen, der sich angelegentlich die Schaufenster eines im europäischen Stile gebauten Ladens betrachtete. Es war der — Diener Doktor Tjus, der angebliche Räuber Kubang, der vor kurzer Zeit erst von der Brücke ins Wasser gesprungen war; seine Kleidung war vollständig trocken.  
      Schlauerweise beobachtete er uns durch die Spiegelung der
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