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Rolf Torring 119 - Doktor Tjus Karawane

Rolf Torring 119 - Doktor Tjus Karawane

Titel: Rolf Torring 119 - Doktor Tjus Karawane
Autoren: Hans Warren
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„Doktor Tjus Karawane"! Ich war gespannt, was wir dabei erleben würden.  
      Doktor Stapley, der auf einer kleinen Insel an der Ostküste von Formosa ein Heilbad eingerichtet hatte (siehe Band 118), erzählte uns von Doktor Tjus Karawane, über die er schon viel gehört hatte. Näher wollte er sich darüber nicht äußern, obwohl er Doktor Tju von seinem Aufenthalt In Fu Tschou her kannte. Rolf war sofort Feuer und Flamme gewesen und hatte beschlossen, sich des Doktors Karawane anzusehen und von Fu Tschou aus ins Innere Chinas vorzudringen.  
      Wir standen schon reisefertig an Deck, als die Jacht nach etwa zwei Stunden in den Hafen von Fu Tschou einlief. Wir wollten die Insel Nan Tai anlaufen, da sich hier die meisten Weißen aufhielten, während Fu Tschou selbst — der Name bedeutet „Glücksstadt" — fast eine ausgesprochene Chinesenstadt ist.  
      Die Insel Nan Tai ist mit Fu Tschou durch eine zweihundert Meter lange Brücke verbunden, die „Brücke der zehntausend Zeitalter". Sie ist nur viereinhalb Meter breit und vollständig aus Granit gebaut. Unter der Sung-Dynastie wurde sie vor neunhundert Jahren über die Wasserstraße geschlagen.  
      Als die Jacht am Bollwerk der Insel festgemacht hatte, verabschiedeten wir uns herzlich von Kapitän Hoffmann und den Leuten unserer Besatzung und verließen mit Pongo, der den Geparden Maha am kurzen Riemen führte, die Jacht. Der Kapitän schaute uns nach, bis wir im Gewirr der lebhaften Hafenstraße untergetaucht waren.  
      „Wir wollen in einem möglichst weit vom Hafen entfernten Hotel Quartier nehmen," schlug Rolf vor.  
      „Laß uns einen Wagen nehmen, Rolf," meinte ich. „Pongo und Maha fallen hier unnötig auf."  
      Rolf nickte, zumal schon viele Menschen stehengeblieben waren und uns nachgeschaut hatten. Rolf winkte eine Taxe heran und fragte nach einem guten Hotel, das ganz in der Nähe der langen Brücke liegen sollte. Der Chauffeur gab sofort Auskunft.  
      Der Hotelbesitzer, ein dicker Chinese, empfing uns mit der üblichen, allzu sehr dienernden asiatischen Höflichkeit und führte uns persönlich in die obere Etage, wo er uns zwei Zimmer anwies. Von den Fenstern der Zimmer aus konnten wir weit über das Wasser sehen, die berühmte Brücke lag vor uns und an ihrem Ende Fu Tschou.  
      Rolf hatte dem Chinesen gesagt, daß wir gern auf den Zimmern das Mittagessen eingenommen hätten. Der Hotelbesitzer war sofort einverstanden und ließ es sich nicht nehmen, uns mit Unterstützung eines Boys selbst zu bedienen. Die Gelegenheit benutzte Rolf, mit ihm in ein Gespräch zu kommen. Ganz harmlos fragte mein Freund unter anderem, ob er den bekannten Doktor Tju auch kenne.  
      Der Chinese blickte einige Sekunden überlegend vor sich hin, ehe er antwortete:  
      „Doktor Tju? Ja, ich weiß, wen Sie meinen, meine Herren. Er wohnt drüben in Fu Tschou, ein bekannter Großhändler. Haben Sie geschäftlich mit ihm zu tun, wenn ich mir die Frage erlauben darf?"  
      „Geschäftlich nicht," meinte Rolf leichthin. „Wir sollen ihm Grüße bestellen, deshalb fragte ich. Wissen Sie seine Anschrift?"  
      „Ich kann Ihnen einen Boten besorgen, meine Herren, der jeden Menschen in Fu Tschou kennt. Es ist ein kleiner Bengel, er wird sicher auch wissen, wo Doktor Tju wohnt."  
      „Gut, dann lassen Sie ihn bitte nach dem Essen kommen. Wir wollen uns des Auftrags möglichst bald entledigen."  
      Der Hotelbesitzer verließ bald darauf das Zimmer. Rolf blickte eine Weile sinnend vor sich hin, dann legte er warnend den Finger an den Mund, daß ich jetzt nichts fragen sollte, stand von seinem Platz auf, ging leise zur Tür und öffnete sie mit einem Ruck. Er blickte den Etagengang entlang, aber draußen war kein Mensch. Rolf mußte sich geirrt, verhört haben.  
      „Traust du unserem Wirt nicht, Rolf?" fragte ich. „Glaubst du, daß er Doktor Tju doch genauer kennt, ohne es zugeben zu wollen?"  
      „Da er uns nicht belauscht hat, wird er wohl die Wahrheit gesagt haben. Du weißt doch, daß ich im Anfang jedem neuen Menschen Mißtrauen entgegenbringe,"  
      „Du tust gerade, Rolf, als ob Doktor Tju etwas auf dem Kerbholz hätte. Wir wollen uns doch nur seine Karawane ansehen und wissen noch gar nicht, was damit los ist."  
      „Ich werde das Gefühl nicht los, Hans, daß wir uns da in eine unangenehme Sache einlassen."  
      Nach einer halben Stunde klopfte es; auf unser „Herein!" betrat ein Chinesenboy das Zimmer.  
     
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