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Rolf Torring 054 ~ Die Indianer Südamerikas

Rolf Torring 054 ~ Die Indianer Südamerikas

Titel: Rolf Torring 054 ~ Die Indianer Südamerikas
Autoren: Hans Warren
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so konnten wir ruhig dicht am Ufer stehen bleiben, behielten aber den Waldrand scharf im Auge.  
      „Was mag er gemeint haben?" fragte ich erstaunt, »wir sollen uns vor dem Was . . . hüten? Damit meint er doch bestimmt das Wasser hier. Ob sich Alligatoren in ihm befinden?"  
      „Ich weiß nicht," sagte Rolf merkwürdig versonnen, vielleicht noch Schlimmeres. Wenigstens dürfen wir es jetzt nicht wagen, hindurchzuschwimmen. Es ist schon verdächtig, daß die Indianer gar keinen Versuch machen, uns durch ihre Pfeile zurückzuschrecken. Sie wissen also, daß wir den Fluß nicht passieren können. Und doch müssen wir hinüber!"  
      Während wir noch dastanden und auf das dunkle Wasser blickten, dabei aber den Waldrand stets scharf beobachteten, ereignete sich dicht hinter uns ein Drama der Wildnis.  
      Ein kreischender Angstlaut erscholl, dann heftiges Getrampel. Und als wir uns blitzschnell herumdrehten, sahen wir einen Pampashirsch in voller Flucht auf uns zukommen.  
      Hinter ihm aber schnellte ein mächtiger, gefleckter Körper über das Gras, ein Jaguar, der seine Beute wohl noch vor dem Wasser einholen wollte.  
      Für uns konnte die Situation jetzt gefährlich werden, drüben im Wald die Indianer mit ihren Giftpfeilen, hinter uns ein Jaguar, der sich keinen Augenblick besinnen würde, uns anzugreifen, wenn ihm der Hirsch entging.  
      Wir mußten also unsere Aufmerksamkeit teilen und sowohl den Waldrand beobachten als auch den heranstürmenden Jaguar. Offenbar hatte uns weder der Hirsch in seiner Todesangst noch das Raubtier in seiner Gier bemerkt.  
      Erst dicht vor uns stutzte der Hirsch und versuchte, sich in voller Karriere zur Seite zu werfen, da schnellte aber schon der Jaguar durch die Luft und landete auf dem Genick des Hirsches.  
      Das geschah unmittelbar neben uns, höchstens zwei Meter entfernt. Durch den furchtbaren Anprall brach der Hirsch zusammen, rutschte aber noch vorwärts und glitt ins Wasser. Der Jaguar wurde mit hineingezogen. Und da geschah etwas ganz Absonderliches! Kaum befand sich die Bestie im Wasser, als sie laut aufbrüllte, heulend, wie in gräßlicher Todesangst, — und mit verzweifelter Anstrengung schnellte sie förmlich durch das Wasser ans Ufer, erklomm es mit gewaltigem Schwung und jagte in die Pampa hinein.  
      Deutlich sah ich dabei, daß seine Pranken blutüberströmt waren. Völlig verwundert blickte ich Rolf an, der nur auf den toten Hirsch wies. Der Körper wurde langsam von der Strömung nach Süden getrieben. Aber um ihn war wildes Leben, und fast schien es, als lebe er selbst noch, so zuckte der Körper hin und her. Da sah ich einige Fische aufspringen, und nun erkannte ich plötzlich die furchtbare Gefahr, die in diesem Fluß lauerte:  
      „Um Gottes willen," rief ich, „Pirayas!" "Ja," sagte Rolf ernst, „wir können von großem Glück sagen, daß wir nicht unbesonnen den Versuch gemacht haben, den Fluß zu durchschwimmen. Dann wären wir schon von diesen furchtbaren Fischen zerrissen worden. Da, den Hirsch haben sie schon fast zerrissen!"  
      Der Körper des Hirsches wandte sich im Wasser, und dabei sahen wir, daß die Seite, die sich bisher unter Wasser befunden hatte, fast völlig vom Fleisch befreit war.  
      Die Pirayas sind karpfengroße Fische, die viele Flüsse Südamerikas bevölkern. Bis dreißig Zentimeter werden sie groß, haben aber ein Gebiß, das an Schärfe das eines Haies übertrifft. Wehe dem unvorsichtigen Rind oder Menschen, der versucht, einen Fluß zu durchschwimmen, in dem sich Pirayas befinden! Wenn man vorher auch keinen einzigen Fisch entdecken kann, so sind sie sofort zu Tausenden da, wenn sie eine Beute wittern.  
      Und durch ihre Menge reißen sie das Fleisch auch des größten Tieres in so kurzer Zeit von den Knochen, daß das unvorsichtige Lebewesen, das sich in ihren Bereich gewagt hat, wohl kaum das andere Ufer erreicht.  
      Haie des Süßwassers, das ist die richtige Bezeichnung für diese furchtbaren Fische.  
      „Schrecklich," meinte ich und wischte mir die Stirn. Noch nachträglich überkam mich ein Gruseln, wenn ich daran dachte, daß wir uns beinahe in den Fluß gewagt hätten.  
      „Ja, wie sollen wir jetzt ans andere Ufer kommen?" sagte Rolf. „Wir müssen doch unseren Landsmann undingt retten. Es war Doktor Neuhaus oder der Filmmann Reichert. Wir dürfen sie nicht in den Händen der Indianer lassen!"  
      »Natürlich dürfen wir das nicht!" rief ich "aber wie
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