Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rockoholic

Rockoholic

Titel: Rockoholic
Autoren: C. J. Skuse
Vom Netzwerk:
noch nicht ganz fertig mit Nuffing, Jody. Dieser Ort hat was. Wir sehen uns bestimmt nachher, oder?«
    Sie sagt das, als würden wir uns in der Mall zum Schuhshoppen verabreden, und geht weiter an mir vorbei.
    Â»Was machen Sie noch hier?«, rufe ich ihr hinterher. »Was machen Sie hier?«
    Aber sie schaut nicht mehr zurück, sondern verschwindet einfach durch den Bühneneingang.
    Eine Million Bilder von Sally Dinkleys fieser Visage rasen mir im Kopf herum, als ich ins Zentrum spaziere, um mein Kostüm vom Verleih abzuholen. Ich kriege gar nicht richtig mit, wie ich die rote Federboa aussuche, mit dem Mann hinter dem Tresen spreche und bezahle. In meinem Kopf drehen sich immerzu die Gedanken, auch noch, als ich zu Hause ankomme. Ich will nicht an Mac denken, aber er ist alles, woran ich denken kann.
    Â»Wie findest du’s?«, fragt Jackson, tritt einen Schritt zurück und hält mir meinen kleinen Schminkspiegel vors Gesicht, um mir sein Werk zu zeigen.
    Ich sehe aus wie eine der Huren von Jack the Ripper. Schwarzer Lidschatten. Rosarote Wangen. Lippen wie das Sofa von Salvador Dalí. Mit mehr Kräusellocken auf dem Kopf als bei einer Achtzigerjahre-Dauerwelle und einer kleinen Deko-Tiara obendrauf. »Volltreffer. Danke.«
    Â»Zu dick aufgetragen?«, fragt er.
    Ich schüttele den Kopf und schlinge mir die Federboa um den Hals. »Genau richtig.« Ich zupfe an meinem schwarz-roten Tutu herum. Ich habe schwarze Netzstrümpfe an und meine schwarzen Doc Martens und einen kleinen roten Bolero von Mum. Ich sehe schon ziemlich heftig aus, werde aber eins a da hinpassen. »Mum wird gleich zurückkommen. Du solltest also besser wieder in die Garage verschwinden.«
    Â»Okay«, sagt er, legt den Spiegel hin und greift sich den schweren Rucksack vom Hocker. Er verschwindet in den Garten und ich stehe am Fenster und beobachte ihn. Beobachte, wie sich die Garagentür hinter ihm schließt. Ich stehe da, bis ich das Knallen der Haustür höre. Mum. Und Halley.
    Â»Alles in Ordnung?«, sagt Mum und rumpelt mit prall gefüllten Einkaufstüten zur Tür herein. Tüten von Waitrose. »Oh, wow. Sieh dich mal einer an!«
    Ja, sieh mich mal einer an. Sich mich einfach mal einer an.
    Ich stehe an der Kreuzung, gegenüber vom Playhouse , und beobachte die Leute hinter der Glastür. Es ist total schräg, Leute wie die alte Bibliothekarin Marge in schwarzer Korsage und mit einer lila Federboa um den Hals zu sehen, aber sie wirkt kein bisschen fehl am Platz. So zieht man sich nun mal an, wenn man sich diese Show ansieht. Es gibt auch ein paar Männer in schwarzen Korsagen mit Strapsen. Und zwei Frauen in kurzen Brautkleidern und Strapsen, und da ist ein Mann, der einen Arztkittel und durchsichtige Stöckelschuhe trägt. Es gibt Frauen in weißer Unterwäsche mit langen Perlenketten um den Hals, beschwipst vom Wein. Mädchenhorden in schwarzen Seidenanzügen mit pinken und grünen Neonshirts darunter, schwarzen Masken über den Augen und Federkronen auf den Köpfen.
    Ich fühle mich nicht ganz wohl in meiner Haut. Eigentlich hatte ich nach unserem Streit gar nicht mehr vorgehabt zu kommen, aber ich wollte ihn trotzdem noch sehen, auch wenn er mich nicht sehen will. Die Menschenmenge strömt langsam vom Foyer in den Zuschauerraum. Ich denke, es ist so weit.
    Ich renne zurück nach Hause, den Kiesweg entlang und schleiche mich rüber zum Schlagzeugraum, mit einem wachsamen Blick auf die Küche, wo Mum gerade für Halley und sich zwei Tassen heißer Schokolade zubereitet, mit denen sie es sich vor der Glotze gemütlich machen wollen, so wie immer um diese Zeit.
    Â»Jackson?«, sage ich. Er wartet auf seinem Federhaufen auf mich, neben sich meinen schwarzen Rucksack. Er hat sich nicht verkleidet. Er trägt Macs alte Klamotten, die schwarze Lederjacke, die Mac aus dem Schrank seines Vaters geklaut hat, darunter einen grauen Kapuzenpulli, einen schwarz-weiß karierten Schal, Jeans und eine graue Beanie.
    Â»Teddy wird Mac den Hals umdrehen, wenn er spitzkriegt, dass du die hast«, sage ich und deute mit einem Nicken auf die Jacke.
    Jackson lächelt. Er zieht sich die graue Kapuze über den Kopf. »Ich wusste nicht, was du mit den Federn machen wolltest.«
    Ich zucke mit den Achseln. »Die fege ich später auf. Wollen wir gehen?«
    Die Vorstellung hat bereits angefangen, als wir uns durch die Hintertür in den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher