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Robotnarkose Newton

Robotnarkose Newton

Titel: Robotnarkose Newton
Autoren: K. H. Scheer
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ich wäh­rend der vor­an­ge­gan­ge­nen Ein­sät­ze ge­gen die So­gh­mo­ler ge­tra­gen hat­te.
    Ich war wie­der zu dem Eu­ra­sier Dr. Hol­ger-Bert­ram Nang-Tai ge­wor­den. Mir­nam war mit der Hei­lung der bei­den Schnitt­stel­len noch nicht zu­frie­den. Ein kom­pli­ziert auf­ge­bau­tes Zell­ge­bil­de wie ei­ne le­ben­de Bio-Mas­ken­fo­lie muß­te na­tur­ge­mäß mit Blut und al­len dar­in ent­hal­te­nen Stof­fen ver­sorgt wer­den, vor­dring­lich mit Sau­er­stoff. Die Zel­len wa­ren fast noch emp­find­li­cher als Hirn­zel­len.
    Ich strich die schwar­zen, fet­tig glän­zen­den Haa­re zu­rück. Auch sie leb­ten in bio­lo­gi­schem Sin­ne, al­ler­dings muß­ten wir dar­auf ach­ten, daß der Fo­li­en-Nähr­bo­den ein­wand­frei durch­blu­tet wur­de.
    Die Bio­plast-Naht­ver­bin­dun­gen an mei­nen bei­den Hals­schlag­adern schmerz­ten noch et­was. Das auf­ge­sprüh­te Zell­plas­ma setz­te den Hei­lungs­pro­zeß je­doch mit großer Schnel­lig­keit fort. In ei­ner hal­b­en Stun­de wür­den die Wun­den ver­heilt sein oh­ne Nar­ben zu­rück­zu­las­sen.
    Wir be­fan­den uns in Mir­nams bio­chir­ur­gi­scher Sta­ti­on. Sie lag, eben­so wie un­se­re Wohn­räu­me, auf der obers­ten Soh­le der Mond­stadt Zon­ta.
    Tief un­ter uns ru­mor­ten die Groß­re­ak­to­ren des Ro­bot­kom­man­deurs. Sie hat­ten die Schutz­schir­me mit Ar­beitss­trom zu ver­sor­gen. Nie­mand wuß­te, wie­viel Mil­lio­nen Me­ga­watt auf­ge­wendet wer­den muß­ten. Ei­ni­ge Ex­per­ten spra­chen so­gar von Gi­ga­watt-Wer­ten. Fest stand, daß wir die ge­sam­te ir­di­sche In­dus­trie mit ei­nem Bruch­teil die­ses Ener­gie­auf­wan­des hät­ten ver­sor­gen kön­nen.
    Am an­de­ren En­de der in al­ler Ei­le ein­ge­rich­te­ten GWA-Kli­nik ruh­te Oberst Bo­ris Pe­tron­ko. Das La­ger war für den 2,19 Me­ter ho­hen Gi­gan­ten zu kurz. Sei­ne Fü­ße rag­ten über das En­de des OP-Ti­sches hin­aus.
    Sei­ne kör­pe­rum­hül­len­de Groß­mas­ke war teils er­neut, teils frisch ak­ti­viert wor­den.
    Bo­ris, mein »Mäd­chen für al­les«, galt neu­er­dings als nich­tir­di­sches Le­be­we­sen von mons­trö­ser »Kon­struk­ti­on«.
    Bei der Täu­schung der Erd­be­völ­ke­rung, die zu un­se­rer Ein­si­cke­rungs­tak­tik in die Rei­hen der So­gh­mo­ler not­wen­dig ge­we­sen war, hat­te Bo­ris ei­ne wich­ti­ge Rol­le ge­spielt.
    Als sein Bes­ti­en­ge­sicht mit Fle­der­mau­soh­ren und den el­lip­ti­schen, schräg­ste­hen­den Rie­sen­au­gen erst­mals auf den Bild­schir­men von World-TV auf­ge­taucht war, hat­ten mir selbst die ärgs­ten Zweif­ler die Be­haup­tung ab­ge­nom­men, über ehe­ma­li­ge Hilfs­völ­ker des al­ten Mars ver­fü­gen zu kön­nen. Bo­ris war als »Mo­ma«, Raum­kom­man­deur des Pla­ne­ten Moohr­ko, »vor­ge­führt« wor­den. Der Ein­druck war nach­hal­tig ge­we­sen!
    Sei­ne gi­gan­ti­sche Er­schei­nung und die klein­fal­ti­ge, blut­ro­te Fo­li­en­haut hat­ten Schau­er des Ent­set­zens her­vor­ge­ru­fen.
    So­gar die So­gh­mo­ler, wahr­schein­lich ech­te Nach­kom­men mar­sia­ni­scher Spät­flücht­lin­ge, hat­te sich be­ein­druckt ge­zeigt.
    Bo­ris rich­te­te sich lang­sam auf. Ich schluck­te un­will­kür­lich, als mich die­se furcht­ein­flö­ßen­den Au­gen mus­ter­ten.
    »Fer­tig, Sir. Wie sieht es bei Ih­nen aus? Noch Schmer­zen?«
    Er stand auf und tapp­te auf mich zu. Ich be­ob­ach­te­te ihn fas­zi­niert.
    Bo­ris hat­te sich in sei­ne Rol­le als in­tel­li­gen­tes Un­ge­heu­er der­art hin­ein­ge­stei­gert, daß er kaum noch nor­mal ge­hen und spre­chen konn­te. Je­de sei­ner Be­we­gun­gen ver­mit­tel­te den Ein­druck ei­ner nur mü­he­voll ge­bän­dig­ten Ge­walt­tä­tig­keit.
    Er trug wie­der das selt­sa­me Fell, den brei­ten Gür­tel mit Schwert und einen arm­lan­gen Hoch­ener­gie-Mar­ss­trah­ler, der an sei­ner Hüf­te wie ei­ne han­dels­üb­li­che Pis­to­le wirk­te.
    Dicht vor mir blieb er ste­hen, streck­te die Pran­ken aus und be­gann zu la­chen.
    Die Ver­stär­ker- und Ver­zer­rungs­an­la­ge un­ter­halb der To­tal­fo lie wan­del­te sei­ne oh­ne­hin tie­fe Stim­me in or­kan­ar­ti­ge
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