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Robocalypse: Roman (German Edition)

Robocalypse: Roman (German Edition)

Titel: Robocalypse: Roman (German Edition)
Autoren: Daniel H. Wilson
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seinen Unterkiefer knacken hören. Seine Zähne springen ihm aus dem Mund wie gottverdammtes Popcorn.
    In dem Moment begreife ich, dass ich wahrscheinlich in der Spülküche von Freshen’s verdammtem Frogurt sterben werde.
    Ich bin nicht lang zur Schule gegangen. Nicht, dass ich dumm wäre oder so. Eigentlich will ich damit nur sagen, dass ich im Allgemeinen nicht gerade dafür bekannt bin, ständig irgendwelche tollen Ideen zu haben. Aber wenn der eigene Arsch auf dem Spiel steht und der Tod gerade mal drei Meter weit entfernt ist, dann hilft einem das wohl auf die Sprünge.
    Tatsächlich habe ich also einen tollen Einfall und stecke meinen gesunden linken Arm in das große Waschbecken über mir. Es ist voll mit Keksblechen und Kellen, aber ich muss irgendwie den Abfluss finden. Auf der anderen Seite des Raumes rührt Felipe sich kaum noch und röchelt leise vor sich hin. Das Blut läuft an Big Happys Arm runter. Felipe hat die Augen geöffnet und sieht ziemlich baff aus, aber ich glaube, viel kriegt er nicht mehr mit.
    Mann, wenigstens hoffe ich, dass er nicht mehr viel mitkriegt.
    Die Maschine zieht wieder die Nummer mit dem Scannen ab und schwenkt ganz langsam den Kopf hin und her.
    Ich hänge mit dem Arm überm Beckenrand und kann meine Hand kaum noch spüren, weil mir die Blutzufuhr abgeschnitten wird. Trotzdem versuche ich weiter alles, um an den Scheißstöpsel zu kommen.
    Big Happy hört auf zu scannen und dreht mir den Kopf zu. Vielleicht eine Sekunde lang hält er inne, dann surren seine Motoren wieder, und er lässt Felipes Kopf los. Der arme Kerl sackt in sich zusammen wie eine Marionette, der man die Fäden gekappt hat.
    Ich kann mich wimmern hören. Die Tür zur Gasse draußen ist meilenweit entfernt, und ich bin so am Ende, dass ich kaum den Kopf oben halten kann. Ich sitze in einer großen Pfütze aus meinem eigenen Blut und kann Felipes Zähne auf den Kacheln liegen sehen. Ich weiß, was mit mir geschehen wird und dass ich nichts dagegen tun kann und dass es furchtbar, furchtbar weh tun wird.
    Endlich finde ich den Stöpsel und grapsche ungeschickt mit meinen tauben Fingern danach. Er springt raus, und das Gurgeln des Wassers kommt mir wie das schönste Geräusch vor, das ich je gehört habe. Hundertmal habe ich Felipe gesagt, wenn er das Wasser zu schnell ablässt, läuft der Abfluss über, und ich muss den ganzen Boden noch mal wischen.
    Wissen Sie, dass Felipe einen ganzen Monat lang jeden Abend den Scheißboden absichtlich unter Wasser gesetzt hat, bevor wir endlich Freunde geworden sind? Er war sauer, dass der Boss einen Weißen vorne für den Verkauf eingestellt hat, während er als Mexikaner anscheinend gerade mal gut genug für die Drecksarbeit hinten in der Spülküche war. Konnt’s ihm nicht verdenken. Sie verstehen, was ich meine, oder, Officer? Sie sind ja selbst ’n Indianer, richtig?

    Amerikanischer Ureinwohner, Jeff. Angehöriger des Stammes der Osage, der heute hier in Oklahoma lebt. Bitte versuchen Sie, mir zu schildern, was als Nächstes passiert ist.

    Na ja, ich hab es natürlich immer gehasst, das Spülwasser aufzuwischen. Und jetzt lieg ich da auf dem Boden und hoffe, es rettet mir das Leben.
    Big Happy versucht aufzustehen, aber seine Beine sind im Arsch. Er fällt vornüber, landet auf dem Bauch. Dann fängt er an, sich mit den Armen zu mir rüberzuziehen. Während er über den Boden robbt, schaut er mir mit seiner gruseligen Grinsefratze die ganze Zeit direkt in die Augen. Er ist am gesamten Körper mit roten Sprenkeln bedeckt, wie ein aus allen Ritzen blutender Crashtest-Dummy.
    Der Abfluss braucht viel zu lange zum Überlaufen.
    Ich kauere mich unters Spülbecken und zieh die Beine an die Brust. Neben meinem Kopf rauscht das Wasser durch die Rohre. Wenn der Stöpsel irgendwie in den Ausguss zurückgesaugt wird und das Wasser ins Stocken gerät, bin ich tot. Dann ist’s endgültig aus mit mir.
    Der Roboter kommt näher. Er streckt ’nen Greifer aus und versucht, einen meiner Air-Force-One-Sneaker zu erwischen. Aber ich kann gerade noch rechtzeitig den Fuß wegziehen. Also robbt er noch ein bisschen näher an mich ran. Beim nächsten Mal werden sich seine Finger um mein Schienbein schließen und es zerquetschen wie einen Strohhalm.
    Gerade hebt er wieder den Arm, da wird sein ganzer Körper mit einem plötzlichen Ruck ungefähr einen Meter nach hinten gerissen. Er dreht den Kopf, und hinter ihm ist Felipe, der auf dem Rücken liegt und an seinem eigenen Blut erstickt.
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