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Robinson Crusoe

Robinson Crusoe

Titel: Robinson Crusoe
Autoren: Daniel Defoe
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Walde gesprungen war, hinritten, bot sich uns ein entsetzlicher Anblick.
Wir fanden den Leichnam eines anderen Pferdes und zwei Männer, die von den Bestien zerrissen waren. Neben dem einen lag noch das abgeschossene Gewehr; er selber war bereits vom Kopf an bis zur Mitte des Leibes aufgefressen.
Es lief uns kalt über den Rücken, und wir wußten nicht, wohin wir uns wenden sollten. Doch die Wölfe brachten uns bald zu einem Entschluß ; denn sie sammelten sich augenblicklich um uns her, gierig nach der neuen Beute, und ich glaube, es waren ihrer bei dreihundert. Zu unserem großen Glück lagen etwas abseits am Waldrand einige große Stämme, die vermutlich im Sommer gefällt worden waren. Ich führte meinen kleinen Trupp dorthin und stellte ihn in einer Reihe hinter einen langen Stamm; dann befahl ich allen abzusteigen und, mit dem Stamm als Brustwehr, ein Dreieck zu bilden, in dessen Mitte die Pferde standen.
So geschah es und zu unserem Glück. Denn die Wölfe wagten einen ihrer grimmigsten Angriffe auf uns und kletterten auf unsere Brustwehr, um von da auf uns zu springen. Wahrscheinlich machte die Witterung der hinter uns stehenden Pferde sie so toll. Ich befahl, wie zuvor, daß allemal nur der dritte Mann feuern sollte, und sie zielten so gut, daß gleich bei der ersten Salve einige Wölfe fielen. Trotzdem mußten wir weiterfeuern; denn sie sprangen an wie die Teufel, die hinteren immer über die vorderen weg.
Nach der zweiten Salve hofften wir, sie würden genug haben; aber es dauerte nur einen Augenblick, so rückten sie wieder an. Wir gaben daher zweimal Feuer aus unseren Pistolen, und meiner Schätzung nach müssen durch diese vier Salven siebzehn bis achtzehn getötet und mindestens doppelt so viele gelähmt worden sein. Trotzdem setzten sie von neuem an.
Ich zögerte, unseren letzten Schuß so bald zu verfeuern; deshalb rief ich meinen Diener, nicht meinen Freitag; der hatte Besseres zu tun, denn er hatte mit der allergrößten Geschwindigkeit mein Gewehr und sein eigenes wieder geladen, während wir feuerten; sondern, wie gesagt, ich rief meinen ändern Mann, gab ihm ein Pulverhorn und befahl ihm, auf dem ganzen Stamm entlang einen breiten Strich Pulver hinzustreuen. Er war kaum damit fertig, so waren die Wölfe wieder da und einige schon hinaufgeklettert. Geschwind hielt ich eine ungeladene, aber gespannte Pistole an das Pulver hin, drückte los und steckte so das Lauffeuer an. Die auf dem Stamme standen, wurden verbrannt; sechs oder sieben purzelten oder sprangen vor Angst oder von der Gewalt des Feuers geschleudert mitten unter uns und wurden sogleich totgeschlagen. Die übrigen hatten sich vor der Flamme, die in der finsteren Nacht noch fürchterlicher aussah, so entsetzt, daß sie ein Stück zurückwichen.
Ich ließ nun alle Mann zugleich die Pistolen losbrennen und dann ein großes Geschrei erheben. Augenblicklich machten die Wölfe kehrt. Wir stürzten uns nun auf die etwa zwanzig lahmgeschossenen, die am Boden zappelten, und gaben ihnen mit dem Degen den Rest. Das half uns vollends; denn ihr jämmerliches Winseln und Heulen fuhr ihren Vettern so in die Glieder, daß sie alle Reißaus nahmen.
Alles in allem hatten wir ihrer sechzig erlegt, und ich bin überzeugt, wenn es Tag gewesen wäre, so hätten noch mehr dran glauben müssen. Nachdem nun die Walstatt gesäubert und der Sieg errungen war, ritten wir, da wir noch eine deutsche Meile Wegs vor uns hatten, weiter. Unterwegs hörten wir nur noch manchmal die hungrigen Wölfe im Walde heulen, und manchmal glaubten wir auch einige von ihnen zu sehen; aber da uns der Schnee blendete, waren wir der Sache nicht sicher.
Nach Verlauf einer Stunde gelangten wir in das Dorf, wo wir übernachten wollten, und fanden alles in Furcht und in Waffen, weil nachts zuvor die Wölfe und einige Bären daselbst eingebrochen waren, und sie mußten Tag und Nacht Wache stehen, zumal nachts, um ihr Vieh und auch sich selber zu schützen.
Am nächsten Morgen war unser Führer so schwach und sein Arm und Schenkel von den zwei schwärenden Wunden so geschwollen, daß er nicht weilerkonnte. Wir mußten daher aus diesem Dorf einen ändern bis nach Toulouse nehmen, wo wir in warme Luft und liebliches, fruchtbares Land kamen und nichts mehr von Schnee, Wölfen und dergleichen sahen.
Als wir in Toulouse unser Abenteuer erzählten, sagten die Leute uns, das sei gar nichts Ungewöhnliches in dem großen Wald am Fuße des Gebirges, besonders wenn Schnee läge; aber sie fragten sehr
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