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Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe) - Defoe, D: Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe)

Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe) - Defoe, D: Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe)

Titel: Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe) - Defoe, D: Robinson Crusoe (Illustrierte Ausgabe)
Autoren: Daniel Defoe
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auch lachten, und da er uns ansah, daß wir uns wirklich sehr amüsierten, brach er selbst in ein lautes Gelächter aus. »So wir Bären tot machen in meinem Lande«, sagte Freitag. »So tötet ihr sie?« erwiderte ich, »wie ist denn das möglich? ihr habt ja gar keine Flinten.« – »Nein«, erwiderte er, »keine Flinten, aber schießen mit viel großen Pfeilen.«
    Die Sache hatte uns zwar viel Vergnügen gemacht, aber was das Schlimme dabei war, wir befanden uns jetzt in einer ganz wilden Gegend mit einem verwundeten Führer und wußten nicht, was wir anfangen sollten. In meinen Ohren klang noch immer das Geheul der Wölfe, und wirklich, ausgenommen das Geräusch, welches ich einst an der afrikanischen Küste hörte (wovon seiner Zeit erzählt ist), habe ich nie etwas Anderes gehört, was mich mit gleichem Entsetzen erfüllt hätte.
    Dieser Umstand und das Herannahen des Abends trieb uns vorwärts, sonst würden wir gewiß, wie Freitag gern wollte, das Fell des Bären abgezogen haben, denn es war wohl wert, mitgenommen zu werden. Da wir aber noch beinahe drei Meilen zurückzulegen hatten und unser Führer zur Eile ermahnte, so ließen wir das ungeheure Tier liegen und setzten unsere Reise fort.
    Der Boden war noch immer mit Schnee bedeckt, wenn auch nicht mehr so tief und so gefährlich wie auf den Bergen. Die Raubtiere waren, wie wir später hörten, von Hunger getrieben in den Wald und die Ebene herabgekommen, um Nahrung zu suchen. In den Dörfern hatten sie großen Schaden angerichtet, das Landvolk überfallen und viele Schafe und Pferde und sogar einige Menschen getötet. Noch eine gefährliche Stelle blieb uns zu passieren, von der unser Führer uns sagte, daß, wenn überhaupt noch Wölfe in der Umgegend wären, wir sie dort antreffen würden. Dies war eine kleine, von allen Seiten mit Wald umgebene Ebene, an die sich ein langer schmaler Hohlweg anschloß, durch den wir mußten, um den Wald zu verlassen und das Dorf zu erreichen, wo wir übernachten wollten. Es war eine halbe Stunde vor Sonnenuntergang, als wir in das Gehölz eintraten. Bald darauf erreichten wir die Ebene. Bis jetzt hatten wir weiter nichts gesehen, als daß auf einer kleinen Lichtung, die nicht über zwei Klafter breit war, fünf große Wölfe in vollem Laufe einer hinter dem anderen her über den Weg setzten, als ob sie einer Beute nachjagten und dieselbe schon im Auge hätten. Sie nahmen keine Notiz von uns und waren in wenigen Augenblicken aus unserem Gesichtskreis verschwunden. Unser Führer, der, beiläufig gesagt, ein erbärmlicher Feigling war, ermahnte uns, uns bereit zu halten, denn er glaubte, es seien noch mehr Wölfe im Anzuge. Wir hielten unsere Waffen in Bereitschaft und blickten aufmerksam umher, sahen aber keine Wölfe weiter, bis wir aus dem Walde, der fast eine halbe Meile lang war, heraus und in die Ebene gelangt waren. Sobald wir uns im Freien befanden, gab es Allerlei zu sehen. Das Erste, was uns in die Augen fiel, war ein totes Pferd. Das arme Tier war von den Wölfen zerrissen, und zwölf der Bestien waren noch damit beschäftigt, nicht sowohl davon zu fressen, als vielmehr die Knochen abzunagen, denn das Fleisch hatten sie schon alles verschlungen. Wir hielten es nicht für ratsam, sie bei ihrem Mahle zu stören, und ihrerseits achteten sie auch nicht viel auf uns. Freitag wollte auf sie schießen, aber ich verbot es ihm entschieden, denn ich fürchtete, daß wir bald mehr zu tun bekommen würden, als es bis jetzt den Anschein hatte.
    Wir hatten die Ebene noch nicht zur Hälfte hinter uns, als wir auch schon in dem Walde zur Linken ein schreckliches Wolfsgeheul hörten und gleich darauf etwa hundert Stück der Bestien geraden Wegs auf uns zukommen sahen. Sie liefen fast alle in gerader Linie neben einander, so regelmäßig wie ein von geschulten Offizieren kommandiertes Regiment Soldaten. Ich wußte nicht recht, auf welche Weise wir sie empfangen sollten, doch hielt ich es für das Beste, wenn wir gleichfalls eine geschlossene Linie bildeten. In einem Augenblick waren wir denn auch in einer solchen aufgestellt. Damit aber so wenig wie möglich Pausen eintraten, ordnete ich an, daß zuerst nur der je zweite Mann feuern und die Anderen, die nicht geschossen hätten, sich bereit halten sollten, gleich darauf eine zweite Salve folgen zu lassen, wenn der Feind fortfahren würde vorzudringen. Diejenigen, welche zuerst geschossen hätten, sollten sich dann nicht damit aufhalten, ihre Gewehre wieder zu laden, sondern
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