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Robbins, Harold - Träume

Titel: Robbins, Harold - Träume
Autoren: Unbekannter Autor
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schüttelte ich ihn von mir ab. »Mir doch scheißegal, was Lonergan gesagt hat. Wenn Lonergan Ihr Blatt haben will, soll er’s selber kaufen. Mit seinem eigenen Geld, nicht mit meinem.«
    »Der Collector kommt um sieben, um Sie abzuholen. Was soll ich ihm sagen?«
    »Sagen Sie ihm, was ich zu Ihnen gesagt habe. Er kann das dann ja Lonergan ausrichten. Ich mache jetzt, daß ich nach Hause komme.«
    Verita hatte ihr Auto in der Nähe meiner Wohnung stehenlassen, und so gingen wir zu Fuß zurück. Rund eine Stunde brauchten wir.
    »Ich werde jetzt nach Hause fahren«, sagte sie, als wir das Haus erreichten.
    »Nein, komm mit nach oben. Ich habe eine Flasche Wein, trinken wir ein Gläschen. Ich möchte dir für das danken, was du getan hast.«
    Sie lachte. »Es hat mir Spaß gemacht. Für diese Art von Arbeit bin ich immerhin sechs Jahre lang ausgebildet worden. Heute hatte ich zum ersten Mal die Gelegenheit, sie auch auszuüben.«
    Sie betrachtete mich aus den Winkeln ihrer leicht mandelförmigen Augen. »Aber - dieser junge Mann?«
    Ich lächelte sie an. »Der ist inzwischen wahrscheinlich verschwunden.« Doch ich irrte mich.
    Als wir durch die Tür traten, empfing uns der köstliche Geruch von Roastbeef. Der Tisch war für zwei gedeckt -Porzellan, Kristall, Stoffservietten, schweres Silberzeug, auch Kerzen.
    »Du lebst aber ganz gut«, sagte Verita und sah mich an.
    »All das Zeug gehört mir nicht. Das hab ich noch nie gesehen.«
    Ich ging in die Küche. Der junge Mann stand am Herd. Er trug weiße Leinenhosen, eine karierte Jacke, ein seidenes Hemd und - nachlässig umgebunden - eine Foulard-Krawatte von St. Laurent.
    Als ich eintrat, drehte er sich um. »Das Essen ist in ungefähr zwanzig Minuten fertig.« Er lächelte. »Geh nur wieder ins Zimmer und entspann dich. Ich bin gleich zur Stelle, um dir einen Drink zu machen.«
    Ohne eine Antwort ging ich ins Wohnzimmer zurück. »Er sagt, er wird gleich kommen, um uns einen Drink zu machen«, erklärte ich mit einer Stimme, aus der deutlich meine Verwirrung klang.
    Sie lachte. »Na, da scheinst du dir diesmal ja ein As gezogen zu haben.«
    Der Junge kam aus der Küche, trat zu dem kleinen Schränkten an der Wand und öffnete es. Im Fach standen, säuberlich aufgereiht, die Flaschen - Wodka, Gin, Vermouth. Wortlos nahm er aus einem goldglänzenden Eimer ein paar Eisstücke, tat sie in ein Glas, füllte es mit Whisky. Dann wandte er sich zu mir um, reichte mir das Glas. »Du trinkst doch Whisky, wenn ich mich recht erinnere.«
    Ich nickte und nahm den Drink. Er blickte zu Verita. »Was möchten Sie haben?«
    »Wodka Tonic?« Es klang wie eine Frage.
    Er nickte und holte aus einem unteren Fach eine Flasche Tonic. Rasch mixte er ihr den Drink. Sie nahm das Glas, und wir standen beide und starrten ihn an. Er schien unsere Verblüffung nicht zu beachten.
    »He -« rief ich, als er in Richtung Küchentür ging.
    Er drehte sich um. »Ja?«
    »Wo kommen all diese Sachen her?«
    »Hab ich telefonisch bestellt, und man hat geliefert.«
    »Hast du telefonisch bestellt, und man hat geliefert«, wiederholte ich. »Einfach so?«
    Er nickte. »Die waren ganz reizend. Ich habe ihnen gesagt, daß sie sich beeilen sollen, weil ich alles zum Abendessen brauchte.«
    Ich musterte ihn argwöhnisch. »Wollten die kein Geld von dir haben oder so?«
    »Wozu denn? Ich hab’s auf Kredit gekauft.«
    Mir sträubte sich das Fell. »Daran, wie ich das bezahlen soll, hast du wohl nicht gedacht? Ich hab kein Geld.«
    »Spielt keine Rolle. Ich hab dir doch gesagt, daß ich reich bin.«
    »Wann hast du mir das gesagt?«
    »Letzte Nacht. Erinnerst du dich nicht mehr?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich erinnere mich an gar nichts mehr.«
    »Du hast mir deine Lyrik vorgelesen. Das Fenster stand offen, und es begann zu regnen. Du warst nackt, und du hast gesagt, daß der Herrgott deine Sünden abwäscht. Es war wunderschön. Dann fingst du an zu weinen. Du sagtest, in der Welt sei es so beschissen, weil sich alles nur um Geld dreht, und wenn alle reich geboren worden wären, gäb’s keine Probleme. Da sagte ich dir dann, daß ich reich sei und trotzdem Probleme hätte. Und ich tat dir leid. Da habe ich mich in dich verliebt. Mitleid hat noch nie jemand für mich empfunden.«
    »Oh, Scheiße«, sagte ich. »Ich muß stinkbesoffen gewesen sein.«
    »Nein«, widersprach er hastig. »Du warst völlig bei dir. Du hast es fertig gebracht, daß ich Dinge klarer sah als je zuvor.«
    »Wirklich?«
    Er nickte.
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