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Robbers: Thriller (German Edition)

Robbers: Thriller (German Edition)

Titel: Robbers: Thriller (German Edition)
Autoren: Christopher Cook
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der sich auskannte. Ihm lief ein kalter Schauer über den Rücken.
    »Ich, ich bin kein Künstler«, sagte Bubba Bear, »ich weiß, wo meine Grenzen liegen. Was ich hier im Stingaree treibe? Ich sorge für das leibliche Wohl der Menschen, man kann hier in netter Atmosphäre bei einem Bier die Seele baumeln lassen, und fürs Herz gibt’s die Musik. Ich habe auch keine Antworten parat, Rufus. Ich mache den Leuten das Leben nur ein bisschen angenehmer. Ich schätze, ich bin so eine Art Vermittler, weißt du?«
    Eddie nickte und nippte an seinem Malzbier. »Das Leben eines Künstlers unterscheidet sich eigentlich nicht von dem eines Verbrechers.« Er starrte auf den Grund seines Glases. Hey, wo kam das denn jetzt her?
    Bubba Bear lachte herzlich, brach erneut die Schere eines Krebses ab und stimmte ihm zu. Wenn man sich ernsthaft der Kunst widme, sei das dem Leben eines Verbrechers nicht unähnlich, oder dem eines Mönchs auf der Suche nach göttlichen Visionen. All das mache einen zum Außenseiter, konfrontiere einen mit der eigenen Schwäche und Verkommenheit. Sodass man gezwungen sei, sich dem Bedürfnis nach Erlösung zu stellen.
    Eddie lauschte seinen Worten und lächelte jetzt; er begriff zwar nicht alles, aber doch das, worauf es ankam. Die Wahrheit in der Abfolge von Bubba Bears Worten, die ihm jedes für sich genommen zu hoch waren, war so real wie der Duft eines Jasminstrauchs bei Neumond, dessen Blüten im Verborgenen lagen. Es war schon komisch, wie alles auf eine Weise zusammenhing, die ihm bisher nicht bewusst gewesen war, Verbrechen, Erlösung und Kunst. Dennoch würde er Della wohl nichts davon erzählen, zumindest nicht von der Verwandtschaft zwischen Künstler und Verbrecher. Ray Bob hingegen würde das vielleicht verstehen. Er war sich nicht sicher, warum, aber er hatte so ein Gefühl.
    »Du solltest mal was von Jean Genet lesen«, sagte Bubba Bear, »diesem Typen aus Frankreich, ein Profidieb, hat ein paar gute Bücher geschrieben hat. Er war allerdings schwul und ist deswegen hier in den Staaten nicht besonders erfolgreich, denn Homophobie ist hier so de rigueur wie ein Tannenbaum an Weihnachten.«
    Eddie erwiderte nichts, er hörte nicht einmal zu. Ihm war ein wenig schwindlig, als wäre gerade etwas Außergewöhnliches geschehen, als hätten sich in seinem Innern ein paar Gewichte verschoben, ein Prozess, der bereits seit einiger Zeit im Gange war, ohne dass er es gemerkt hatte, und der jetzt, mit seiner völlig neuen Identität, endgültig abgeschlossen war. Etwas, mit dem er nicht gerechnet hatte und worauf er sich auch rückblickend keinen Reim machen oder es in Worte fassen konnte. Aber es war passiert. Als wäre er ein anderer Mensch. Mannomannomann. Das und dazu die Sache mit Della und den Kindern, seine neue Rolle als Vater – die Welt und sein Platz darin hatten sich völlig verändert. Das war wirklich ein kräftiger Tritt in den Arsch.
    Er lächelte erneut in sich hinein und kriegte kaum mit, dass die drei Frauen von vorne mit ihren Handtaschen an ihm vorbeigingen und meinten, dass ihnen die Musik sehr gefallen hatte; er starrte ihnen nicht einmal auf den Hintern, während sie durch die Tür verschwanden. Er war völlig benommen.
    Vielleicht hatte man ihm armen Würstchen inzwischen tatsächlich vergeben. Vielleicht hatte er den Heiligen Geist gesehen, ohne es mitzukriegen, genau wie seine Mutter.
    Dann hörte er, wie Bubba Bears Stimme sagte: »Vielleicht solltest du dir die Gitarre wieder umschnallen, die Leute werden etwas unruhig. Wie gefällt dir das Stingaree bis jetzt? Hier ist ganz schön was los, die Leute mögen deine Musik. Bleibst du länger hier?«
    Eddie nickte. »Schätze, schon.«
    »Freut mich zu hören, Kumpel. Dann fahren wir mal mit meinem Boot angeln.«
    »Solange es windstill ist«, sagte Eddie. »Ich werd nämlich schon in der Badewanne seekrank.«

59
     
    A ls er eine Stunde später sein letztes Set beendet, die Gibson abgewischt und im Koffer verstaut hatte – er hatte ihn in Missouri City zu einem Spottpreis gekauft, ein billiges Ding, aber es erfüllte seinen Zweck – und sich auf dem Weg zum Haus machte, war er immer noch bester Laune. Er wünschte Bubba Bear eine gute Nacht, kassierte seine Gage und stapfte zum Truck hinunter. Eine Minute lang stand er auf dem Parkplatz, beobachtete die Sterne und lauschte den Rufen der Nachtvögel, die vom fernen Sumpf herüberdrangen.
    Dann startete er den Pick-up und fuhr Richtung Küsten-Highway. Er kurbelte das
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