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ROAD TRIP // Die erfolgloseste Band der Welt geht auf Tour (German Edition)

ROAD TRIP // Die erfolgloseste Band der Welt geht auf Tour (German Edition)

Titel: ROAD TRIP // Die erfolgloseste Band der Welt geht auf Tour (German Edition)
Autoren: David Conrad
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Proberaum,

    umringt von Müll und leeren Pfandflaschen und ich hatte das Gefühl, dass wir einen kleinen Schritt in die große Welt des Rock‘n‘Rolls taten.

    Hier, in unserem kleinen ganz persönlichen Universum begann etwas,

    dass uns von all den Dorfnasen da draußen unterschied. Wir würden in

    die Welt ziehen. Mit Instrumenten. Wer weiß ob wir überhaupt wieder

    kommen. Wie wir wieder kommen. Mit was für Erfahrungen wir wieder

    kommen. Mit welchen Kontakten. Alles war möglich da draußen. Und

    wir waren die ersten hier, die sich hinauswagten. Zusammen mit

    unserer Musik. Und wir waren nicht allein. Wir waren eine Gemeinschaft,

    eine Gruppe. Eine Band.

    Ich ahnte ja nicht, was mir bevorstand. 14. Zwei Wochen in Utero

    Es war seltsam. Die Zeit war wie im Flug vergangen und hatte sich doch

    unendlich gezogen. Der Alltag wurde gleichzeitig noch unerträglicher

    als sonst, weil er zwischen mir und diesem großen unbekannten Etwas

    stand, dass mir nachts keine Ruhe mehr ließ, und auf der anderen Seite

    doch viel erträglicher, weil ich wusste, dass ich etwas gegen ihn in der

    Hand hatte. Du kannst mich mal, Alltag! Heute magst du mich in der

    Hand haben und morgen noch niederkämpfen, aber bald kommen

    Tage, an denen du keine Macht über mich haben wirst. Du wirst

    verzweifelt die Arme nach mir ausstrecken, doch ich werde so weit von

    dir entfernt sein, dass du mich nicht ein mal mehr siehst. Du kannst

    schreien und wüten, für mich wirst du nur eine dunkle Erinnerung sein.

    Alltag, you shall not pass.

    In meiner Vorstellung zucken immer wieder undefinierte Bilder auf. Ein

    heißer, lauter Club. In einer Ecke eine kleine, schmierige Bühne. Ich

    glaube, dass viele Leute da sind, ich weiß es aber nicht genau. Alles

    sehen, fühlen und schmecken wird übertönt von einer berauschenden

    Lautstärke, die alles und jeden im Raum durchzogen hat und mich voll

    gefangen hält. Ich liege mit meiner Gitarre auf dem Rücken und suhle mich auf dem vom vielen verschütteten Bier komplett nassen

    Bühnenboden. Es ist mir egal. Ich bin sowieso schweißgetränkt. Alles ist

    nass und heiß und stickig. Die Luftfeuchtigkeit ist atemberaubend und

    es tropft von der Decke. Ich drücke meine Hüfte nach oben durch, wie

    ich es so bei so vielen Rockstars im Fernsehen gesehen habe und spiele

    ein unglaubliches Gitarrensolo. Vollkommen intuitiv. Aus dem Bauch

    heraus. So etwas kann man nicht einstudieren, so etwas fühlt man.

    Vereinzelt fallen Leute auf die niedrige Bühne und auf mich drauf. Es

    muss wohl doch ziemlich voll sein, sie werden von hinten gedrückt.

    Meine Ekstase hat den kompletten Raum erfasst und die, die hinten

    stehen, wollen auch daran teil haben. Mir ist das alles egal, ich kriege es

    kaum mit. Ich habe die Augen fest zugedrückt und fühle jeden

    einzelnen verzerrten Ton, den ich spiele, mit jeder einzelnen Zelle

    meines Körpers. Die Zuschauer sind begeistert. Sie spüren, dass ich

    nicht wegen ihnen hier bin oder wegen dem Geld. Ich bin hier wegen

    der Musik, sie ist das einzige, was mich am Leben hält. Wer nicht dabei

    gewesen ist, versteht das nicht. Als Soundtrack für diese

    Traumvorstellung, die mich in den zwei Wochen des Wartens auf die

    Tour begleitet wie das Versprechen auf die Erlösung vom Alltag, spielt mein Kopf keinen Song von meiner eigenen Band ab. Es ist auch kein

    spezieller Song, der diese Vorstellung unterlegt. Es ist irgendetwas

    lautes, ungestümes und chaotisches. Ich bin mir nicht sicher, ob

    jemand singt. Ich glaube ab und zu schreit jemand ins Mikrofon. Ein

    wehleidiges Kreischen, das aus dem Bauch heraus kommt und keinen

    Umweg über das Gehirn macht, das doch nur rationale Einwände gegen

    den Sinn dieser Geräusche haben würde. Wenn Hollywood meinen

    Traum verfilmen würde, wäre es wahrscheinlich irgendein Lied von

    Nirvana. Aber aus der Phase, in der Cobain den Mainstream schon zu

    hassen gelernt hatte. Vielleicht etwas von ’In Utero’. Und so ähnlich

    fühlt sich dieser Traum auch an. Wie in der Gebärmutter. Man hat keine

    Ahnung, was um einen herum passiert und keine Vorstellung von

    gestern oder morgen. Man weiß nur, dass es sich gut anfühlt und man

    glaubt vergebens, dass es nie aufhören würde. 15. Prinz ohne Schlafsack

    Die Hupe hatte Benni schon angekündigt bevor er bei mir klingeln

    konnte:

    „Na, Fettsack!“

    „Halt die Fresse, Mark.“

    Wir schlagen ein und umarmen uns. Irgendwann hatten wir
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