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Rivalen der Liebe

Rivalen der Liebe

Titel: Rivalen der Liebe
Autoren: Maya Rodale
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fieberhaft, denn sollte ihr irgendwas passieren – wenn man sie zum Beispiel wieder feuerte –, konnte die Kolumne gut und gerne in den Händen einer ausgebildeten und guten Gesellschaftskolumnistin überleben.
    »Genau. Immer skeptisch bleiben«, sagte Branson.
    »Verifizieren«, korrigierte ihn der Mann, der Bescheid weiß.
    Wie hieß er bloß? Juliannas Gedächtnis arbeitete auf Hochtouren. Er war Lord Irgendwas. Aber wieso fiel ihr sein Name partout nicht ein?
    »Und die anderen Regeln beim Mann, der Bescheid weiß, die immer auf den nächsten weitergereicht werden?«, fragte der Mann, der Bescheid weiß, seinen Lehrling.
    Branson verschränkte die Hände hinter dem Rücken und begann, sie aufzusagen.
    »Die erste Regel lautet: Man spricht nie über den Mann, der Bescheid weiß.«
    Der richtige Mann, der Bescheid weiß, nickte.
    »Die zweite Regel lautet: Man spricht nie über den Mann, der Bescheid weiß.«
    Der richtige Mann, der Bescheid weiß, nickte erneut und grinste selbstzufrieden.
    »Die dritte Regel lautet: Nichts ist heilig. Alles ist Kolumnenfutter.«
    Diese Lektion hatte Julianna auf die harte Art lernen müssen.
    »Und viertens: alles verifizieren.«
    Das war eine gute Regel, fand sie. Wilde Spekulationen brachten nichts als Ärger. Sie brauchte nur an Roxbury, das Duell und die Hochzeit zu denken. Das war ein ziemlich schöner Ärger.
    »Fünftens: alles abdrucken, solange es der herrlichste Klatsch ist«, vollendete der junge Mann, der Bescheid weiß.
    »Das ist verdammt richtig. Und jetzt schreiben wir das verdammte Ding. Ich will heute Abend nämlich noch zu einer Party«, sagte der Mann, der Bescheid weiß, und nahm die Feder zur Hand. Er tauchte sie in die Tinte und begann, auf das Papier vor sich zu kritzeln. Während er schrieb, sprach er laut mit.
    Es gab kaum einen besseren Beweis für seine Identität als das hier. Sie kannte seine Erzählstimme und seine Wendungen – und hier kamen sie direkt aus dem Mund dieses Mannes. Aber wie lautete nur sein Name? Julianna hätte so gern einen Freudensprung gemacht und zugleich verärgert aufgeschrien.
    Und dann beendete er die Kolumne mit einer weit ausholenden Geste, legte die Feder auf den Tisch und erklärte: »Womit ich meinem Ruhestand wieder um eine Kolumne näher gekommen bin.«
    »Was werdet Ihr tun, wenn Ihr das hier nicht länger machen könnt?«, fragte Branson.
    »Hast du noch nicht davon gehört?« Der Mann, der Bescheid weiß, lehnte sich im Stuhl zurück, faltete die Hände hinter seinem Kopf und grinste. »Ich werde erben.«
    »Ohhh«, machte Julianna atemlos. Jetzt wusste sie, wer er war! Der Earl of Selborne lag auf dem Sterbebett. Seit Wochen ging das schon so. Alle sagten, er klammere sich verzweifelt ans Leben, weil er nicht wollte, dass sein Titel und sein Vermögen an den Sohn seines Bruders übergingen. Jetzt verstand sie.
    »Was mich an das Wichtigste erinnert, unser Gelöbnis nämlich«, sagte der zukünftige Earl of Selborne, der auch noch als Lord Brookes bekannt war. »Ich bin nicht der erste Mann, der Bescheid weiß, und werde auch nicht der letzte bleiben.«

Kapitel 54
    Vor dem Kaffeehaus winkte Roxbury rasch eine Mietdroschke für sie heran.
    »Wir fahren zum Bloomsbury Place, Nummer 24«, trug er dem Kutscher auf.
    »Tun wir das?«, fragte Julianna lächelnd. Nach allem, was passiert war, hätte sie gedacht, dass er sie nach Hause brachte. In ihr gemeinsames Zuhause.
    »Hast du etwas dagegen?«, fragte Roxbury rundheraus.
    »Nein«, sagte sie und fügte rasch hinzu: »Ich kann dir gar nicht genug danken, Simon.«
    »Es war mir ein Vergnügen. Ich lebe nur, um meiner Lady zu gefallen«, sagte er galant. »Und wenn es meiner Lady jetzt gefällt, einzusteigen …«
    »Ach, Simon. Ich habe dich so sehr vermisst!«, brach es plötzlich aus Julianna hervor. Sie war nie eine Frau gewesen, die den Mund halten konnte, und jetzt war wohl kaum der richtige Moment, um damit anzufangen.
    »Ich habe dich auch vermisst«, sagte er leise und griff nach ihrer Hand.
    Warum hatten sie sich bloß getrennt? Weil er einen Plan mit den besten Absichten gefasst hatte, ohne sie einzuweihen? Rechtfertigte das einen Streit? Ja. War es das wert, die Ehe aufzugeben? Nein.
    Auf einmal kam Julianna jetzt alles so albern vor. Sie war hypersensibel und wahrscheinlich auch gefühlsduselig gewesen, wenngleich sie das natürlich niemals offen zugeben würde. Besonders nicht ihm gegenüber. Roxbury hatte all seine Fehler mehr als wiedergutgemacht.
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