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Riskante Versuchung

Riskante Versuchung

Titel: Riskante Versuchung
Autoren: S Brockmann
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war. Man hatte entdeckt, dass er Tagebuch geführt hatte - die vermutlich umfassendste Sammlung an Gedanken und Gefühlen eines Serienmörders. Offenbar hatte Frank die Morde in allen Einzelheiten geschildert. Außerdem hatte er die Dialoge aufgeschrieben, die er mit seiner seit Langem toten Mutter geführt hatte. Anscheinend stammte er aus einer ziemlich gestörten Familie.
    Selma hatte Jess erzählt, dass Franks Tagebucheintragungen jedem Albträume bescheren könnten, also hatte Jess darauf verzichtet, sie zu lesen. Schließlich hatte sie schon genug Dinge, die sie verarbeiten musste.
    Das Komische war nur, dass es ihr unmittelbar nach dem Vorfall noch relativ gut gegangen war. Vielleicht war es auch gar nicht so komisch, denn wenn sie es sich genau überlegte, hatten ihre Albträume erst angefangen, nachdem Rob fortgegangen war.
    Rob …
    Er war noch zwei Wochen geblieben, nachdem Frank versucht hatte, sie umzubringen - und nachdem sie Frank getötet hatte -, und war kaum von ihrer Seite gewichen.
    Während dieser Zeit hatte er ihr alles über sich erzählt - über seine Zeit mit seinem Mitbewohner Chris in New York und die Nacht, die sein Leben verändert hatte. Jedenfalls sein Leben als Connor Garrison.
    Damals hatte er gegen halb zwölf den Anruf erhalten. Chris hatte sich in der Bronx, in einer üblen Gegend, aufgehalten und eine Panne mit seinem Lieferwagen gehabt. Er klang sehr verängstigt und flehte Rob beinah an, zu kommen und ihm zu helfen. Rob dachte nicht darüber nach, warum Chris die Polizei nicht anrief. Er eilte einfach zu seinem Freund, um ihn zu unterstützen.
    Als er in die Bronx kam, war Chris schon in Panik. Er fing an, schwere Kartons aus dem Lieferwagen in Robs alten Kombi zu laden. Als Rob vorschlug, sie sollten lieber einen Abschleppwagen kommen lassen, meinte Chris, das sei zu riskant. Außerdem dürfe er nicht noch mehr Zeit verlieren.
    Er behauptete, nicht zu wissen, was sich in den Kartons befand. Er meinte, es sei besser, wenn sie nicht hineinschauten. Doch Rob konnte es nicht lassen und machte einen der Kartons auf.
    Und stellte fest, dass sie voller Kokain waren.
    Chris geriet außer sich. Er fing an zu weinen und versicherte Rob, er habe keine Ahnung gehabt und dass er jetzt Angst habe und in echten Schwierigkeiten stecke, weil die Lieferung zu spät komme …
    Rob zögerte nicht. Er lud die letzten Kartons aus dem Lieferwagen in seinen Wagen um, schob Chris auf den Beifahrersitz und fuhr zu den Docks, wo sie alles - Kokain im Wert von zehn Millionen Dollar - im schwarzen Wasser des Hudson River versenkten.
    Dann fuhr Rob zur Polizei. Chris glaubte, seine einzige Überlebenschance bestünde darin, um Polizeischutz zu bitten. Rob wartete, bis sein Freund im Polizeigebäude verschwunden war, dann fuhr er nach Hause.
    Chris starb am nächsten Tag durch eine Autobombe, auf dem Weg zu einem „sicheren“ Ort.
    Doch bevor er starb, hatte er Rob angerufen und ihn gewarnt, die Bosse des Syndikats hätten ein Kopfgeld auf Rob ausgesetzt. Flieh, hatte Chris ihm geraten, und schau nicht zurück.
    Aber Rob konnte die Stadt nicht verlassen, ohne sich von seiner Freundin Janey zu verabschieden. Er suchte sie in dem Restaurant auf, in dem sie als Kellnerin arbeitete. Sie machte Pause und ging mit ihm hinaus auf den Gehsteig, um mit ihm zu reden.
    Drei Minuten später hielt er sie in den Armen, während sie verblutete, getroffen von einem vorbeifahrenden Schützen. Die Schüsse hatten ihm gegolten.
    Drogen im Wert von zehn Millionen Dollar zu vernichten hatte ihn nicht zum Helden gemacht. Zwei Menschen, die ihm sehr nahestanden, waren tot, und er befand sich auf der Flucht. Auf seinen Kopf war eine Belohnung von einer Million Dollar ausgesetzt.
    Das Kopfgeld war nach wie vor auf ihn ausgesetzt. Die Sache war weder vergeben noch vergessen.
    Rob berichtete Jess von seiner Flucht, wie er New York hinter sich ließ und hart daran arbeitete, seinen Brooklyn-Akzent zu verlieren, wie er seinen Namen änderte, seine Haarfarbe, seine Augen, seine Art, sich zu kleiden. Und trotzdem in ständiger Angst lebte, dass sie ihn finden würden.
    Schlimmer war jedoch, dass er Angst hatte, irgendwem zu nahezukommen, weil er befürchten musste, dass diese Menschen ebenfalls in die Schusslinie gerieten, so wie es Janey passiert war.
    Und deshalb hatte er Jess erklärt, dass er gehen müsse. Er wollte ihr nicht verraten, wohin er ging, nicht einmal, ob er zurückkommen würde.
    Er sagte ihr nur, sie solle nicht
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