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Riskante Naehe

Riskante Naehe

Titel: Riskante Naehe
Autoren: Michelle Raven
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hatte sie noch lange auf der Veranda gestanden und in die Nacht geschaut. Ihre Gedanken und Gefühle waren in heillosem Aufruhr. Auch in den darauffolgenden Tagen wusste sie nicht, was sie unternehmen sollte. Im Nachhinein konnte sie sich gar nicht mehr erklären, warum sie so wütend auf Matt gewesen war. Ja, er hatte sie getäuscht und angelogen, aber anscheinend hatte er ja einen Grund dafür gehabt. Warum war sie damals nicht bereit gewesen, ihm zuzuhören? Wo war ihr Grundsatz geblieben, erst einmal das Beste von den Menschen anzunehmen? Hatte ihre lange und oft auch einsame Zeit als bekannte Autorin sie dazu gebracht, zunächst an allem zu zweifeln?
    Als Schriftstellerin war sie häufig von Leuten umgeben, die etwas von ihr wollten, sei es ein Stück vom Ruhm, Hilfe bei der Veröffentlichung eigener Manuskripte oder schlicht Geld. Falsche Freunde lauerten an allen Ecken. Aber selbst die wenigen Menschen, mit denen sie noch Kontakt hatte, behandelten sie oft anders als vor ihrem Erfolg. So hatte sie es sich angewöhnt, einen gewissen Abstand zu halten. Das war ihr bei Matt nicht gelungen. Bereits als sie ihn das erste Mal traf, war er ihr mit seinem Lächeln und seiner lockeren, freundlichen Art unter die Haut gegangen und hatte sich dort in den folgenden Tagen eingenistet. Wenn sie daran dachte, was sie an dem einen Abend getrieben hatten … sie wurde jetzt noch rot bei dem Gedanken.
    Es war einfach alles viel zu schnell gegangen. Die ganze Nacht hatte sie wach gelegen, gequält von Sorgen um Clint und geschockt von der Intensität ihrer Gefühle für Matt. Verständlicherweise war sie dann nicht in der besten Stimmung gewesen, als sie entdeckt hatte, dass Matt sich für seine Abreise vorbereitete. Selbst jetzt zuckte sie noch zusammen, als sie daran dachte, wie sie ihn beschimpft hatte, dass er nur an seine Arbeit dächte und nicht an Menschen.
    Natürlich war der Vorwurf völlig absurd gewesen. Wenn Matt wirklich ein Versicherungsvertreter gewesen wäre, hätte er das Recht gehabt abzureisen, wann er wollte. Sie waren ja keinerlei Verpflichtungen eingegangen. Außerdem hätte er dann Clint gar nicht gekannt und keine Veranlassung gehabt, ihm helfen zu wollen. Und als Matt ihr dann erzählt hatte, dass er eigentlich ein SEAL und »ihr« Marc war, hatte es in ihrem Gehirn einen Kurzschluss gegeben, und sie war auf ihn losgegangen wie eine Furie. Es sprach für seinen Charakter, dass er sie nicht einfach kurzerhand gefesselt und geknebelt zurückgelassen, sondern sie sogar mit auf die Suche genommen hatte. Eine weitere Person, für deren Sicherheit er sorgen musste.
    Sie vermisste ihn, und sie vermisste auch Marc. Mehr als einmal hatte sie in den letzten Tagen eine E-Mail angefangen, um ihm die Gründe für ihr Benehmen und ihre Gefühle zu erklären. Aber sie hatte sie nie abgeschickt. Was war, wenn er sie zwar bekam, aber einfach nicht beantwortete? Wenn sie ihn durch ihre Ablehnung zu sehr verletzt hatte? An dem Morgen, als er gefahren war, hatte er zwar gesagt, sie solle sich bei ihm melden, wenn sie es sich anders überlegte. Aber was war, wenn er es sich in der Zwischenzeit anders überlegt hatte? Nein, es war besser, wenn sie ihm persönlich gegenübertrat. Das war sie ihm schuldig und auch sich selbst.
    Sie holte tief Luft, reckte die Schultern und stieg dann die drei Stufen zur Veranda hinauf, die die gesamte Vorderfront seines kleinen Hauses einnahm. Entschlossen drückte sie auf die Klingel. Im Innern ertönte ein lauter Gong. Ihr Herz klopfte wild, ihre schweißnassen Finger umklammerten den Griff ihrer Tasche. Aufgeregt fragte sie sich, wie sich ihr Leben in den nächsten Minuten verändern würde. Es dauerte einige Zeit, bis sie bemerkte, dass niemand zur Tür kam. Noch einmal drückte sie auf die Klingel. Doch auch diesmal blieb die Tür geschlossen.
    Enttäuscht trat sie zurück. Dann rief sie sich zur Ordnung. Es war mitten am Tag, es war doch ganz logisch, dass Matt zu dieser Zeit nicht zu Hause war. Wenigstens war er nicht auf einer Mission. Jedenfalls hatte Clint ihr davon nichts gesagt, als sie ihn morgens angerufen hatte, um die Adresse zu erfragen. Natürlich könnte es sein, dass Matt ganz kurzfristig abberufen worden war, aber sie würde erst einmal hier warten und sehen, ob er nach Hause kam. Abends konnte sie sich dann immer noch ein Hotelzimmer nehmen, wenn er nicht auftauchen sollte.
    Hoffentlich ging es ihm gut. Unruhig stellte sie den Koffer neben die Haustür und setzte sich dann
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