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Ringwelt 09: Ein Geschenk der Erde

Ringwelt 09: Ein Geschenk der Erde

Titel: Ringwelt 09: Ein Geschenk der Erde
Autoren: Larry Niven
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gemacht?«
    »Schnapp dir den Stuhl da.« Hood erkannte seine Gelegenheit und saß fast schon, bevor sein Vorgänger von dem Stuhl hatte aufstehen können. »Ich habe Kindermädchen für Minenwürmer gespielt«, erklärte Matt. »Und du?«
    Hoods Lächeln verschwand. »Äääh … Du machst mir doch nicht immer noch Vorwürfe wegen der Narbe da, oder?«
    »Nein! Natürlich nicht«, beteuerte Matt mit feierlichem Ernst. »Das Ganze war mein Fehler. Außerdem ist es schon lange her.«
    Und das war wirklich so. Matt war in der achten Klasse gewesen, als Hood eines Tages in Matts Klassenzimmer kam, um sich den Bleistiftspitzer zu borgen. An diesem Tag sah Matt ihn zum ersten Mal: Hood war ungefähr so groß wie Matt gewesen, wenn auch offensichtlich ein Jahr älter, was ihn in seiner Klasse zu einem der Kleinsten gemacht hatte. Unglücklicherweise war Matts Lehrer nicht im Raum gewesen. Ohne jemanden auch nur anzusehen, marschierte Hood durch den Raum, spitzte seinen Bleistift, und als er sich umdrehte, versperrte ihm eine Horde grölender Achtklässler den Weg. Auf Hood, einen Neuling an dieser Schule, mußten sie wie eine Bande von Kannibalen gewirkt haben. Und in der vordersten Reihe stand Matt und schwang wie ein Löwenbändiger einen Stuhl.
    Hood war entsetzt und vollkommen verschreckt durch die Mauer aus Kindern gestürmt und geflohen … Die frisch gespitzte Bleistiftspitze hatte er in Matts Brust zurückgelassen.
    Das war eines der wenigen Male gewesen, daß Matt sich so rüpelhaft aufgeführt hatte. Für ihn war die Narbe ein Schandmal.
    »Gut«, sagte Hood sichtlich erleichtert. »Und du bist jetzt Bergarbeiter?«
    »Ja, und das bereue ich jede wache Minute, und ich verfluche den Tag, da die Erde uns diese kleinen Schlangen geschickt hat.«
    »Immer noch besser, als die Löcher selbst zu graben.«
    »Glaubst du? Bist du bereit für eine kleine Vorlesung?«
    »Einen Moment.« Heldenhaft leerte Hood sein Glas. »Bereit.«
    »Ein Minenwurm ist ungefähr zwölf Zentimeter lang und einen Zentimeter breit, eine Mutation des terranischen Regenwurms. Sein Grabmaul ist mit winzigen Diamantzähnen besetzt. Erz frißt er zum Vergnügen, doch um sich zu ernähren, benötigt er synthetisches Material. Allerdings braucht jede der verschiedenen Wurmarten ein anderes Material zur Ernährung, und für jedes Metall, das es gibt, hat man eine eigene Wurmart gezüchtet. Draußen in der Mine haben wir insgesamt sechs verschiedene Arten, und ich muß dafür sorgen, daß jeder Wurm immer einen Erzklumpen in der Nähe hat.«
    »Das hört sich nicht sonderlich kompliziert an. Aber können sie sich nicht selbst etwas zu fressen besorgen?«
    »Theoretisch ja, in der Praxis jedoch nicht immer. Aber das ist noch nicht alles. Jeder Wurm hat Bakterien im Magen, die das Metall aus dem Erz herauslösen. Die Würmer lassen die Metallkörner rings um ihre Futterblöcke fallen, und wir sammeln sie auf. Nun, wie es der Zufall will, sterben diese Bakterien leicht. Wenn das geschieht, stirbt auch der Wurm, weil Erzbrocken seine gesamten Innereien verstopfen. Dann fressen die anderen Würmer den Kadaver, um das Erz zurückzugewinnen. Dummerweise fressen sie dabei in fünf von sechs Fällen das falsche Erz.«
    »Können die Würmer sich denn nicht gegenseitig voneinander unterscheiden?«
    »Das ist es ja! Sie können es nicht! Sie fressen das falsche Metall; sie fressen die falschen Würmer; sie fressen die falschen Futterblöcke, und selbst wenn sie alles richtig machen, sterben sie spätestens nach zehn Tagen. Die Geningenieure haben diese kurze Lebensdauer absichtlich geschaffen, weil die Zähne der Würmer so rasch abnutzen. Um das zu kompensieren, sollen sich die Würmer eigentlich wie verrückt vermehren, doch das können sie eben nicht, wenn sie die ganze Zeit über arbeiten müssen. Ständig müssen wir uns an die Crew wenden und um neue Würmer betteln.«
    »Also haben sie euch sozusagen an den … äh, am Gemächt.«
    »Genau. Sie verlangen von uns, was sie wollen.«
    »Könnten sie nicht vielleicht auch die falschen Chemikalien in die Futterblöcke stopfen?«
    Matt blickte erstaunt auf. »Ich wette, genau das tun sie … oder zumindest mischen sie zu wenig von dem richtigen Zeug bei; auf diese Weise würden sie gleichzeitig auch noch Geld sparen. Natürlich lassen sie uns auch nicht unsere eigenen Würmer züchten. Diese …« Matt verkniff sich den Satz. Schließlich hatte er Hood schon seit Jahren nicht mehr gesehen. Die Crew mochte es
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