Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Riesling zum Abschied

Riesling zum Abschied

Titel: Riesling zum Abschied
Autoren: P Grote
Vom Netzwerk:
war ihr für die Einleitung dankbar. Er holte tief Luft. »Ich möchte Ihnen ein Geschäft vorschlagen.«
    »Ein Geschäft? Ich habe nichts zu verkaufen.«
    »Doch. In gewisser Weise schon. Sie können mir einen diskreten Zugang zu Ihrem Staatsanwalt ermöglichen.«
    Also darauf lief das Treffen hinaus. Waller wollte sich retten, aber auf wessen Kosten? Johanna atmete auf, noch versteckte sie ihre Erleichterung. Es war womöglich tatsächlich |365| ein Handel, aber ein fauler? Leicht würde sie es Waller nicht machen. »Wieso gehen Sie nicht direkt zur Staatsanwaltschaft? Nehmen Sie gleich einen Anwalt mit. Herr Vormwald wird kaum Zeit haben, er muss sicherlich seine eigene Verteidigung vorbereiten. Vielleicht treffen Sie den Kollegen Marquardt ja im Präsidium. Auch der scheint mit der Angelegenheit bestens vertraut zu sein, und dann sagen Sie dem Staatsanwalt, was Sie wissen.«
    »Ich will nicht ins Gefängnis.« Es klang sehr kläglich.
    Carl konnte sich das Lachen nicht verbeißen. »Wer will das schon? Wenn Sie was zu sagen haben, Herr Waller, dann beeilen Sie sich. Wir wissen mehr, als Sie glauben. Eine Aufnahme Ihres Gesprächs in Eltville liegt der Staatsanwaltschaft bereits vor.«
    »Wer hat   ...? Das dürfen Sie gar nicht, das zählt nicht   ...«
    »Ach – nein? Machen Sie sich nicht lächerlich. Der Franzose, der dabei war, ist ein Kriminalbeamter aus Metz. In Frankreich ermittelt man bereits wegen Steuerhinterziehung in Bezug auf das Weingut Ihres ehrenwerten Freundes in Gigondas.« Der Bluff zeigte Wirkung, Waller wurde eine Spur blasser. »Ansonsten sieht es nicht gut für Sie aus. Ich denke, es läuft auf Beihilfe zum Mord hinaus, Deckung einer Straftat, oder wie immer das juristisch heißt   ...«
    »Das mit den Schlägern war ich nicht – und das am Rhein auch nicht.«
    »Wenn Sie es nicht waren – dann wissen Sie aber, wer die Leute auf uns gehetzt hat, und Sie kennen die Gründe dafür.«
    Waller rang mit sich selbst. Er quälte sich, er machte auf Johanna den Eindruck einer Würgeschlange, die sich selbst die Luft abdrückt. Er schnappte verzweifelt nach Luft, er setzte an, um etwas zu sagen, brach ab, begann von Neuem. »Ich will eine Kronzeugenregelung. Herr   ... Stern   ... hat mich angerufen. Er verlangt Dinge von mir, die ich nicht   ... leisten kann und auch nicht will. Darüber will ich lieber nicht sprechen.«
    |366| »Warum schlagen Sie mir einen Deal vor und lügen mich gleichzeitig an? Glauben Sie, das sind gute Voraussetzungen zum Verhandeln? Wenn Sie helfen, eine Straftat zu verhindern, haben Sie bessere Karten.«
    Waller fiel das Kinn herunter, er verstand nicht, worauf Johanna hinauswollte.
    »Stern hat Sie nicht angerufen, er hat es Ihnen persönlich gesagt, in Anwesenheit von Herrn Vormwald im Parkhotel   ...«
    »Davon wissen Sie?« Der Würgeschlange in ihm ging die Puste aus. »Woher?« Das klang kleinlaut.
    »Sie mögen ein guter Chemiker gewesen sein, ein guter Administrator von Informationssystemen, aber Sie sind ein schlechter Krimineller.«
    »Das bin ich nicht, ich bin kein Krimineller.«
    »Was denn sonst?«
    Johannas Kälte brachte Waller endgültig aus dem Konzept. Er griff nach seiner Teetasse, schlürfte, entschuldigte sich, setzte die Tasse viel zu heftig auf die Untertasse zurück, der Tee schwappte über. »Also gut, einverstanden. Sie reden mit dem Staatsanwalt?«
    Johanna nickte, sie konnte alles versprechen, halten musste sie nichts, aber einiges
arrangieren
durfte sie schon.
    »Wenn Sie vom Gespräch in Eltville wissen, dann wissen Sie auch von unserem – Informationssystem? Ich habe es, wie gesagt, über viele Jahre aufgebaut, zusammen mit Stern   ...«
    »Mit Stern?«, unterbrach ihn Johanna fassungslos.
    »Ja, mit ihm. Damals war er Assistent des Vorstands. Mir imponierte sein Ehrgeiz. Er war ein Arbeitstier, kannte keine Arbeitszeit, keine Rücksicht, weder anderen noch sich selbst gegenüber. Was er anpackte, wurde zu einem Erfolg. Wir wollten herausfinden, woran, wo und von wem geforscht wurde, woher die Mittel dazu stammten und ob marktfähige Produkte dabei entwickelt würden.«
    |367| »Das wissen wir bereits«, sagte Johanna tonlos. »Und weiter?«
    »Ich stellte die Kontakte zu den Einrichtungen und den Wissenschaftlern her, nichts lief direkt über den Konzern, bei dem Stern beschäftigt war. Wir waren so eine Art Wissenschaftsmakler. Dann begannen wir Forschungsergebnisse zu kaufen, auch damit hatten wir Erfolg. Also keine offene
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher