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Riedripp: Kriminalroman (German Edition)

Riedripp: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Riedripp: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Michael Boenke
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Opel in meiner Garageneinfahrt stand. Freudig betätigte mein Daumen dreimal das dumpf klingende Horn meiner potenten, amerikanischen Maschine.
    Cäci kam mir von der Veranda her barfüßig entgegengehüpft. Sie trug ein rotes, der Jahreszeit nicht entsprechendes Top, enge Bluejeans formten ihre schlanken Beine trefflich. Bei jedem Schritt die steile Treppe herunter wippte ihr brünettes, langes Haar weich im warmen Licht der Herbstsonne, zwei meiner besten haptischen Freunde hüpften fest und klein mit. Ihre riedbraunen Augen blitzten vor Freude, als sie mich umarmte.
    »Hi Dani, ich hab schon was gekocht, schnell, ich bekomme kalte Füße.«
    Bei dem Wort gekocht erschrak ich, schaute misstrauisch und fragte:
    »Warm gemacht?«
    Sie ignorierte meine berechtigte Frage einfach. An und für sich bin ich ein moderner Mensch und habe nichts dagegen, wenn starre geschlechterspezifische Verkrustungen allmählich entkrustet werden. Es ist mir nicht unangenehm, wenn dem unterdrückten Geschlecht, uns Männern, wieder mehr Freiheiten zugesprochen werden. Immer bemerkenswert fand ich es, wenn sich Männer das Feuer, also den Herd zurückeroberten. Ich konnte das schwache Geschlecht, uns Männer, also nur unterstützen im Kampf um die Küche. Mittlerweile hatten wir in diesem kulinarischen Genre schon einen unserer wenigen Siege zu verzeichnen. Immer mehr Männer beherrschten die Kochkunst. Kaum ein Restaurant, das nicht einen Spitzenkoch hat. Hatte man jemals von einer Spitzenköchin gehört?
    Andererseits erschreckte es mich, dass diese zurückeroberte, urzeitliche Männerdomäne so viele jetztzeitige weibliche Opfer forderte. Cäci war ein Paradebeispiel dafür. Als sie in mein Leben trat, war sie nicht fähig, ein Sechsminuten-Ei zu kochen, sie hatte das Wasser vergessen. Beim Aufwärmen der Speisen, die ihre Mutter zuvor aufwändig und köstlichst zubereitet hatte, roch ich heute noch oft Brenzliges.
     
    Mit einer rhetorischen Frage versuchte ich das Thema zu ändern:
    »Was machst denn du schon hier? Sind schon wieder Semesterferien?«
    »Ich habe meine Prüfung vorziehen können. Jetzt habe ich verlängerte Semesterferien.«
    »Wie liefs?«
    »Ganz gut, bestanden habe ich auf jeden Fall.«
    Ich ging hinter ihr her die schmale, steile Treppe zu meinem Erbheim hoch. Über die Veranda, unter der sich die Garage befand, gingen wir durchs Wohnzimmer in die Küche.
    Dort warteten schon aufgewärmter Kartoffelbrei, aufgewärmte Kassler-Ripple und aufgewärmtes Sauerkraut auf mich.
    »Und wie gehts denn meinem Lehrer?«
    »Ganz okay, manchmal nervts.«
    »Was ist los, freust du dich nicht, dass ich gekommen bin? Irgendwas stimmt doch nicht. Wir habens doch so schön hier, das Wetter stimmt, du hast endlich einen guten Job, ich hab dir was Feines mitgebracht. Was will man mehr?«
    Mir ging schon wieder der Refrain des einfältigen Liedes wie ein schleimiger unendlicher Wurm durch das Musikzentrum meines bedauernswerten Gehirns: Schööhöön ist es auf der Welt zu sein. Sagt die Biene zu dem Stachelschwein …
    Cäci, die Psychologiestudentin, hatte sofort bemerkt, dass meine Stimmung nicht dem herrlichen Herbstwetter entsprach.
    »Beim Fränkel ist was vorgefallen«, unterbrach ich die Musik in meinem Gehirn.
    »Beim ehemaligen Metzger?«, unterbrach sie mich.
    »Ja, unten am Ried, du weißt schon, der vergammelte Fränkel-Hof.«
    »Du hast doch den Jungen, den Tobi im Unterricht.«
    »Genau.«
    Ich schob mir ein trockenes, fettfreies Stück vom Ripple in den Mund und führte schnell zur Befeuchtung des Bissens eine Gabel vom fein gehobelten und lang gekochten Sauerkraut nach.
    »Ist das von deiner Mama?«, fragte ich vorsichtig.
    »Ja, hat sie gestern schon aufgesetzt. Ich habe aber alles allein aufgewärmt, für dich.«
    Ich freute mich aufrichtig, dass nichts angebrannt war und genoss die schwäbische Spezialität, obwohl dem angetrockneten Kartoffelbrei zur neuerlichen Erwärmung ein Schuss Sahne oder wenigstens Milch gut getan hätte.
    »Wir können ja heute Abend die anderen auf ein Bier in den Goldenen Ochsen bestellen. Dann brauchen wir nicht nach Saulgau reinzufahren. Mama hat schon den Tisch am Kachelofen für uns reserviert.«
    »Und deine Mama verdient sich eine goldene Nase an uns.«
    »Jetzt erzähl schon, was war beim Fränkel?«
    Ausführlich erzählte ich der neugierigen Tochter der Wirtin des Goldenen Ochsen, was sich auf dem Hof ereignet hatte.
    »Und die Kommissarin, die Krieger ist gekommen? Die wird ja
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