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Richard Castle

Richard Castle

Titel: Richard Castle
Autoren: Frozen Heat
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einigeln?“
    „Dringend. Ich brauche das.“
    „Kein Problem.“
    Rook packte seinen Laptop und seine Notizen in seinen Rucksack, und nachdem sie sich an der Tür zum Abschied geküsst hatten, sagte er: „Denk heute Nacht daran, wenn du in deinem Schlafanzug im Bett liegst.“
    „Okay.“
    „Eine gute Sache hatte das Ganze auf jeden Fall: Wenigstens weißt du jetzt, dass deine Mutter keine Affäre hatte. Und sie war keine Verräterin. Tatsächlich war deine Mom eine Heldin.“
    „Ja, aber du weißt ja, was F. Scott Fitzgerald sagte. ‚Zeig mir einen Helden …‘ “
    „ ‚… und ich schreibe dir eine Tragödie.‘ “
    „Außerdem“, fügte sie hinzu, „ist es egal, ob sie es für einen noblen Zweck tat oder nicht. Ich bin trotzdem noch sauer, dass sie mich aus einem so großen Teil ihres Lebens ausgesperrt hat. Rein vom Verstand her kann ich sagen, dass ich ihr vergeben will, aber die Wahrheit ist, dass ich das nicht kann. Noch nicht.“
    „Ich verstehe“, sagte Rook. „Hör zu, ich bin kein Seelenklempner, aber wenn ich einer wäre, würde ich vorschlagen, dass es vermutlich das Beste wäre, wenn du in der Zwischenzeit versuchst, etwas zu finden, was dich mit ihr verbindet, und einfach abwartest, wohin das führt.“
    Sie trieb in der luxuriösen Wärme des nach Lavendel duftenden Wassers, bis das nächste Lied aus den Lautsprechern ihrer Musikanlage drang: Mary J. Blige verlangte „No More Drama“. Zuerst sang Nikki lauthals mit, doch dann wurde sie zur bloßen Zuhörerin und nahm die Botschaft der Königin des Hip-Hop-Soul in sich auf, die ihr riet, für sich selbst einzustehen und den Schmerz und das Spiel zu beenden. Nikki hatte das Lied schon viele Male gehört, doch genau wie bei der Aufnahme des Anrufbeantworters, die den Tod ihrer Mutter dokumentierte, nahm sie es an diesem Tag auf völlig neue Weise wahr. Besonders den Teil, bei dem es darum ging, dass man nicht wusste, wo die Geschichte endete, sondern nur, wo sie begann.
    Nikki saß im Schneidersitz mit einer heißen Tasse Kamillentee auf dem Sofa. Ihr nasses Haar durchtränkte langsam den Schulterbereich ihres Frotteebademantels, während sie die Lebensgeschichte ihrer Mutter mit ihrer eigenen verband. Sie versuchte, nicht bei den Fehlern zu verweilen, die Cynthia Heats geheimes Leben geschaffen hatte. Natürlich gab es Momente der Abwesenheit, die Sehnsüchte und Ängste geschürt hatten, aber viel bedeutender waren die erlernten Fähigkeiten, die Nikki auf so elegante Weise in ihr eigenes Leben übernommen und je nach Bedarf angewandt hatte: Vorsicht, Verschwiegenheit, Isolation. Diese Fähigkeiten konnten zu ihrer unendlichen Geschichte werden, wenn sie es gestattete. Der Seelenklempner hatte ihr geraten, den Tod ihrer Mutter zu akzeptieren, doch Nikki wusste, dass die Geschichte ihrer Mutter durch sie weiterleben würde und sie nach wie vor in ihrem Herzen war und es immer sein würde.
    Dennoch suchte Nikki immer noch nach dem Anfang einer Geschichte. Einem Anfang, der sich mit den vielen guten Dingen verbinden ließ, die sie von ihrer Mutter erhalten hatte und die mehr Gewicht besaßen als der Rest. Oder zumindest würden sie das, wenn sie sich dafür entschied, kein Drama mehr daraus zu machen.
    In der Einsamkeit der Nacht, in der sie ganz allein in ihrem Wohnzimmer saß, bestand Heats Entscheidung darin, über Werte und Talente nachzudenken. Über die Unabhängigkeit, die sie dank der Erziehung ihrer Mutter gewonnen hatte. Den Sinn für das Wundervolle, für die Fantasie, für Grundsätze und Charakter, den Wert harter Arbeit, der Güte an sich und die Macht der Liebe. Die neue Geschichte, die sie begann, ging auf diese Weise weiter: eine Geschichte über Gläser, die erst halb voll waren und schließlich fast überquollen, je mehr sie das Ganze ausschmückte. Die Geschichte versicherte ihr, dass Lachen alles überwinden konnte, Vergebung heilte und Musik selbst die kältesten Herzen entzündete.
    Musik.
    Nikki starrte auf das Klavier am anderen Ende des Raums.
    Ihre Mutter hatte darauf immer wundervoll gespielt und seine Wunder mit ihr geteilt. Warum hatte es in der Stille so viel Macht gewonnen?
    Ein Flattern regte sich in ihrer Brust, als sie sich an Rooks Abschiedsworte darüber erinnerte, dass sie etwas finden sollte, was sie mit ihr verband. Das Flattern wurde zur Furcht, doch sie nahm all ihren Mut zusammen und stand trotzdem auf. Als sie über den Teppich auf das Klavier zuging, schmolz ihre Furcht dahin und wurde zu
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