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Richard Castle

Richard Castle

Titel: Richard Castle
Autoren: Frozen Heat
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einladen?“
    Sie wandte den Blick ab. „Nein, das geht nicht. Ich habe um die Mittagszeit noch etwas zu tun.“ Als er sie beäugte, um herauszufinden, ob er fragen sollte, um was es sich dabei handeln mochte, sagte sie: „Jetzt geh schon. Wir sehen uns heute nach der Arbeit bei mir.“
    Als sie die Tür erreichte, legte sie ihr Ohr daran, lauschte und hörte nichts. Nikki klopfte leise an, um sicherzugehen, dass niemand da war. Da keine Reaktion erfolgte, schlich sie sich vorsichtig hinein und schloss die Tür hinter sich zu.
    Sie achtete darauf, Detective Raleys Notizen zu den gesichteten Überwachungsvideos, die in ordentlichen Stapeln auf der Ablage vor dem Monitor lagen, nicht durcheinanderzubringen, und setzte sich hinter die Konsole in dem kleinen Wandschrank, den er in sein Königreich der Überwachungsmedien umgewandelt hatte. Heat lächelte, als sie die Pappkrone von Burger King entdeckte, die sie ihm während einer Teambesprechung überreicht hatte, nachdem er vergangenen Winter das Überwachungskameramaterial der Entführung eines Gigolos auf offener Straße ausfindig gemacht hatte. Sie nahm den USB-Stick aus ihrer Tasche, steckte ihn ein und setzte sich den Kopfhörer auf.
    Nikki wusste nicht, wie viele Male sie sich die Audioaufnahme des Mordes an ihrer Mutter in den vergangenen zehn Jahren angehört hatte. Zwanzig Mal vielleicht? Zuerst hatte sie sich eine schlechte Kopie gemacht, indem sie ein Diktiergerät neben den Anrufbeantworter gehalten hatte, bevor Detective Damon die kleine Kassette mitnehmen konnte. Die Qualität war schlecht, also hatte sich Heat nach ihrer Beförderung zum Detective einen Zugangsausweis für die Asservatenkammer ausgestellt und sich eine digitale Kopie der Kassette angefertigt. Diese WAV-Datei klang sehr viel besser, doch trotz all der Male, die sie sich die Aufnahme angehört und versucht hatte, die undeutliche Stimme des Mörders im Hintergrund zu erkennen, war sie der Lösung nie näher gekommen.
    Sie war dabei stets heimlich vorgegangen, da sie wusste, dass es auf andere hätte makaber wirken können. Nicht jeder wusste, dass sie stets mit klinischer Distanz an ihre Fälle heranging. Es handelte sich dabei um eine Suche nach Hinweisen, nicht um eine Besessenheit, das Ereignis immer wieder zu durchleben. Zumindest redete sie sich das ein, und sie hatte das Gefühl, dass es der Wahrheit entsprach. Ihr Fokus lag auf dem Hintergrund, nicht dem Vordergrund. Besonders hasste sie es, ihre eigene Stimme auf der Aufnahme zu hören, und sie hielt die Wiedergabe immer – jedes einzelne Mal – an, bevor sie zu der Stelle kam, an der sie die Wohnung betrat und zu schreien anfing.
    Das war einfach zu viel, um es ertragen zu können.
    Doch nachdem sie sich die Aufnahme nun schon so oft angehört hatte, tat sie es jetzt zum ersten Mal in dem Wissen, dass die undeutliche Stimme Petars war.
    Mordermittlung für Anfänger: In jedem Mordfall ist der Täter wahrscheinlich jemand, den das Opfer gut kannte. Man befragte Ehemänner, Ehefrauen, Expartner, angeheiratete Verwandte, entfremdete Verwandte, Kinder, Geschwister und sonstige Verwandte, bevor man sich anderen möglichen Verdächtigen zuwandte. Abgesehen von ihrem Vater hatte man nach neuen Liebschaften im Leben ihrer Mutter gesucht, aber nicht nach einem Mann in Nikkis Leben. Allerdings war der leitende Ermittler ja auch Carter Damon gewesen, Petars Komplize, der angeheuert worden war, um die Ermittlungen zu sabotieren.
    Nikki lauschte der Aufnahme erneut und erlebte sie unter vollkommen neuen Gesichtspunkten. Sie hörte die bekannte Unterhaltung, die sie mit ihrer Mutter über Gewürze geführt hatte, ihren Gang zum Kühlschrank, ihre Schreie und das zu Boden fallende Telefon. Dann folgte das undeutliche Gemurmel eines Mannes. Sie hielt die Wiedergabe an und spulte sie zurück. Dann ließ die den Teil erneut ablaufen, immer und immer wieder.
    Um genau zwölf Uhr mittags saß Nikki in dem stillen Raum im zwölften Stock in dem Gebäude in der York Avenue, um die Sitzung wahrzunehmen, die sie an diesem Morgen mit Dr. Lon King vereinbart hatte. Nikki erzählte dem Dezernatspsychologen von ihrer Vergangenheit mit der Aufnahme und erklärte, dass sie heute zum ersten Mal Petars Stimme darauf gehört hatte.
    „Und warum wollen Sie sich auf diese Aufnahme konzentrieren?“
    „Ich schätze, um mich zu fragen, ob ich seine Stimme womöglich schon damals erkannt, aber verleugnet habe.“
    „Das ist natürlich möglich, aber ich frage
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