Rheinsteigmord - Kriminalroman
Schacht und machte, dass er die Treppe hinunterkam. Als er unten war, suchte er einen Lichtschalter, fand ihn und sah im aufflackernden Neonlicht, dass er auf einen Gang gelangt war. Er führte um die Ecke. Mehrere offene Kellerräume lagen hintereinander vor ihm. Die Wände bestanden aus rohen Bimssteinen.
Es musste hier unten noch einen Ausgang geben.
Gar nichts muss, dachte Fred. Und wenn es einen gibt, ist der vielleicht zugemauert. Hamm kommt gleich die Treppe herunter und wird so lange nach dir suchen, bis er dich erwischt hat. Du solltest dich besser wehren.
Er lief los, den Gang entlang. In den Kellern lagen Haufen von Gerümpel. Holzteile. Metallteile. Reste eines abgerissenen Gartenzauns. Fred nahm einen runden, rostigen Pfosten. Er war gut einen Meter lang und lag schwer in der Hand. Damit konnte man zuschlagen. Besser als nichts.
Er schlich zurück zu der Stelle, wo die Treppe endete. Wo Hamm auftauchen musste. Fred lauschte. Hamm war vorsichtig. Er ging langsam, Stufe um Stufe.
»Herr Bleikamp? Sie können hier nicht raus. Es gibt keinen zweiten Ausgang. Kommen Sie zurück. Dann bringen wir es hinter uns.«
Ein Schritt. Noch einer. Jetzt war er unten. Fred hielt den Atem an. Hamm schien das Gleiche zu tun. Es herrschte absolute Stille.
Vorsichtig hob Fred den Pfosten. Sehr langsam, jedes Geräusch vermeidend, auch das geringste Rascheln seiner Jacke.
Eine Bewegung. Hamms Kopf. Fred schlug zu. Das Eisen schabte an der Wand entlang, aber Fred spürte, dass er Hamm getroffen hatte. Wenn auch nicht punktgenau. Vor ihm klapperte etwas auf dem Boden. Hamm musste das Gewehr heruntergefallen sein.
»Verdammt, Bleikamp«, rief er. »Was soll das? Sie haben mir wehgetan. Wollen Sie mich mit einem Knüppel besiegen? Ich habe eine Feuerwaffe, schon vergessen?« Er hantierte mit etwas herum.
Fred preschte vor und schlug erneut zu. Er traf auf etwas Weiches. Hamms Körper. Der schrie auf und fiel. Doch bevor Fred ein weiteres Mal zuschlagen konnte, riss Hamm die Beine hoch und trat ihm das Metall aus der Hand. Der Pfosten kullerte lärmend nach hinten. Hamm war schnell wieder auf den Beinen und stürmte die Treppe hinauf. Als er durch die Falltür verschwunden war, sah Fred das Gewehr auf der Treppe liegen. Er nahm es an sich, zitternd vor Anstrengung. Dann blickte er hoch zu dem leeren Quadrat. Hamm zeigte sich nicht. Dafür hörte er seine Stimme. Sie klang ächzend.
»Sie haben jetzt zwar das Gewehr«, rief Hamm. »Aber das hilft Ihnen nichts. Können Sie mit so einem Ding überhaupt umgehen? Außerdem ist nur noch ein Schuss drin. Ich habe hier oben ein ganzes Arsenal.«
Fred sah sich die Waffe an. Er hatte keine Ahnung, was er damit machen sollte. Reichte es, zu zielen und den Abzug zu bedienen, und das Ding schoss los? Oder musste man vorher noch was anderes tun?
»Strecken Sie Ihren Kopf raus, knalle ich Sie ab, Bleikamp. Und ich habe Zeit. Viel Zeit.«
Zeit … die hatte Fred auch.
»Wenn ich Sie sehe, tue ich dasselbe«, rief er.
Reden, dachte er. Mit ihm reden.
»Sie wollen also einen Belagerungszustand?«, rief er nach oben. »Was glauben Sie, wie lange wir den durchhalten?«
Hamm lachte. »Das erinnert ein bisschen an den Ersten Weltkrieg, oder?« Ein metallisches Ratschen. Offenbar hatte er eine neue Waffe und lud sie durch. »Zwei Parteien stehen sich in ihren Gräben gegenüber, kämpfen in bestialischen Schlachten um ein paar Meter. Sie gewinnen sie, sie verlieren sie. Es geht Jahre über Jahre. Und für jeden Meter kommen Zehntausende ums Leben.«
»Aber wir sind nur zwei«, rief Fred. »Und das hier ist kein Krieg. Es geht nur darum, dass Sie sicher besser wegkommen, wenn Sie nicht noch einen dritten Mord begehen. Die Polizei wird sowieso alles rauskriegen. Sie haben die Kugel aus Friesdorfs Leiche sichergestellt. Und sie wissen, dass diese Kugel aus einem Gewehr aus dem Ersten Weltkrieg stammt. Sie werden alles auf den Kopf stellen, um die dazugehörige Waffe zu finden.«
»Es wird ihnen nicht gelingen.« Hamm klang triumphierend. »Niemand weiß von diesem Ort.«
Fred überlegte, wie er Hamm weiter im Gespräch halten konnte, bevor der durch ein wenig Nachdenken auf die Idee kam, Fred einfach über den Haufen zu knallen.
Niemand weiß von diesem Ort.
Fred wurde siedend heiß klar, dass er etwas Entscheidendes bisher nicht kapiert hatte. Jonas war bei Ackermann vorbeigekommen, auf dem Weg zum Golfplatz, Fred hatte ihn angehalten. Doch Hamm war gar nicht auf dem Weg zu
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