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Revanche - Exposure

Titel: Revanche - Exposure
Autoren: Susan Andersen
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sie lachend im Kreis.
    Prompt war das Kind nicht mehr zu bändigen. Nachdem ihre Mutter sie abgesetzt hatte, tanzte sie weiter, drehte sich ausgelassen giggelnd im Kreis. Ärgerlich über ihren taktischen Fehler, holte Emma den Kinderschlafanzug und bekam zunächst gar nicht mit, dass ihre Tochter heimlich die Zimmertür geöffnet hatte.
    Grace hopste durch den Flur und wirbelte wieder in das Pensionszimmer, stampfte energisch über den Parkettboden und betrachtete dabei andächtig ihre winzigen Turnschuhe mit den handgemalten bunten Fischen. Die Tür blieb einen Spalt offen stehen.
    Elvis, der die Stufen hochkam, sah, wie das kleine Mädchen rotwangig und mit wippenden, blonden Locken durch den Korridor wirbelte und dann wie eine winzige Charlie-Chaplin-Kopie in den Raum zurückstapfte. Er verharrte unschlüssig auf dem Treppenabsatz, bevor er geräuschlos durch den Gang glitt.
    Eigenartig, dass die beiden noch in der Stadt waren. Nachdem Emma Sands und ihr süßer Fratz in den Riesenschlitten gestiegen waren, hätte er nach dem Mordstheater bei Bill nicht erwartet, sie jemals wiederzusehen. Und erst recht nicht, dass der kleine Wirbelwind nur drei Türen von seinem Zimmer entfernt herumhopste.
    Er blieb stehen und spähte verstohlen durch den Türspalt ihres Zimmers. Emma Sands richtete sich gerade
vor der Kommode auf. Sie presste sich eine feingliedrige Hand ins Kreuz und dehnte die Wirbelsäule. »Gracie, es reicht jetzt«, schalt sie in dem samtigen Singsang, der ihm schon am Nachmittag aufgefallen war. »Du bist doch kein Äffchen!«
    Elvis betrachtete ihre schlanke Silhouette, lauschte dem weich-gedehnten Südstaatenakzent, und fragte sich insgeheim, wo zum Teufel sie ihren Ehemann gelassen hatte. Es verblüffte ihn, dass er sich dafür interessierte, denn normalerweise ließ ihn dergleichen absolut kalt.
    Der Stumpf der Hand, die er bei der Explosion einer Autobombe verloren hatte, kribbelte auf einmal wie verrückt, und er rieb den Arm mit der Prothese behutsam an seiner Levi’s. Ein unbewusster Reflex, um den Phantomschmerz zu lindern. Automatisch glitt sein Blick durch den Raum, nahm sein geschultes Auge jedes Detail wahr.
    Sein erster Eindruck war, dass sie keine Urlaubsreisende war. Immerhin hatte sie einen mitgebrachten kleinen Fernseher und einen Videorekorder auf die Kommode gestellt. Solch einen Schrott packte man doch nicht ein, wenn man für eine Woche in Urlaub fuhr. Na, wenn schon. Er zuckte mit den Schultern. Vielleicht trug sie sich ja mit Umzugsplänen.
    Sein Instinkt als Cop signalisierte ihm jedoch, dass er da falsch lag.
    Gracie sprang im Zimmer umher, kratzte sich und kreischte wie ein Affe, und das zunehmend lauter. Schließlich warf Emma den Schlafanzug aufs Bett und schnappte sich ihre Tochter. Sie schlang die Arme um das zappelnde Kind und hielt sie fest.
    »Genug jetzt, s’il vous plaît «, schimpfte sie augenzwinkernd. Dann hauchte sie ihrer Tochter einen Kuss auf die
rosige Wange und ließ sich mit ihr gemeinsam auf das Bett fallen. Worauf Gracie sich an ihre Mutter kuschelte, das Gesicht an ihre vollen Brüste schmiegte und zufrieden den Daumen in den Mund schob.
    »Hier oben wohnen noch andere Leute«, fuhr Emma leise ermahnend fort. Sie strich ihrer Tochter die zerzausten Locken aus dem erhitzten Gesicht. »Engelchen, die wollen bestimmt fernsehen oder ein Buch lesen und fühlen sich durch deinen Lärm gestört.«
    »Gwacie Affenmädchen.«
    » Oui , ich weiß. Und kleine Affenmädchen sind jetzt müde und müssen schlafen. Also, keinen Ton mehr, sonst wird Maman böse. Und das möchtest du doch sicher nicht, oder, Schätzchen?«
    Gracie gähnte. »Gwacie schlafen«, murmelte sie daumenlutschend.
    »Oder möchtest du vorher noch baden, Herzchen? Im Flur ist ein schönes, großes Badezimmer. Und ich hab das Schaumbad mitgebracht, das du so gern magst.«
    »Gwacie Opa anrufen.«
    Emma zuckte unwillkürlich zusammen, fasste sich aber rasch wieder. »Ähm, Opa ist weggefahren«, sagte sie betont beiläufig. »Da müssen wir warten, bis er wieder zu Hause ist. Sollen wir beide uns noch ein Bilderbuch anschauen?«
    Elvis merkte spontan auf. Er hatte fasziniert verfolgt, wie rührend Emma sich um ihre Tochter kümmerte. Trotzdem suggerierte ihm langjährige Berufserfahrung, dass sie nicht ganz aufrichtig mit dem Kind war. Was verschleierte sie vor ihrer Tochter? Ungehalten schüttelte er den Kopf. Verflucht, sie hatte sich nichts zuschulden kommen lassen in seiner Stadt. Und alles
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