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Rettungslos

Titel: Rettungslos
Autoren: van der Vlugt Simone
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einen stechenden Schmerz in der Hand. Der Blusenärmel fühlt sich warm und feucht an – mit Entsetzen wird ihr klar, dass es Blut ist. Im nächsten Moment packt eine große Hand ihren Arm und dreht ihn auf den Rücken, sodass sie den Hammer fallen lassen muss.
    Bevor Lisa sich versieht, liegt sie auf dem kalten Betonboden, und der Mann drückt ihr das Messer an die Kehle. Hinter sich hört sie Anouk rufen und bleibt dennoch merkwürdig ruhig. Sie begreift, dass sie diesem Gegner nicht gewachsen ist. Mit einem kranken Kind und einer verletzten Hand ist sie doppelt gehandicapt, und wenn sie sich weiterhin zur Wehr setzt, riskiert sie nicht nur ihr eigenes Leben, sondern auch das ihres Kindes.
    Sie zwingt sich, dem Mann ins Gesicht zu sehen.
    Â»Bitte nicht«, sagt sie gepresst. »Ich mache alles, was du willst, aber bring uns nicht um.«
    Er ist direkt über ihr, keucht vor Anstrengung und starrt sie zornig an. Die Messerklinge drückt sich schmerzhaft in ihre Haut.
    Â»Bitte nicht«, flüstert Lisa. »Es tut mir leid.«
    Â»Klappe! Steh auf!« Er zieht sie hoch und zerrt sie
aus der Garage. Anouk stolpert hinterher wie ein ängstliches Rehkitz, das in der Nähe seiner Mutter bleiben will.
    Stöhnend vor Schmerzen, lässt Lisa sich ins Wohnzimmer schleifen, wo der Mann sie aufs Sofa stößt.
    Blut tropft auf den Parkettboden.
    Anouk schmiegt sich an ihre Muter, und Lisa legt den Arm um das Kind. Wie auf Verabredung halten sie beide den Blick gesenkt, starren auf das Blut am Boden. Der Mann baut sich vor ihnen auf, die Hände in die Hüften gestemmt. So bleibt er eine Weile stehen und sieht sie an, bis Anouk leise zu weinen beginnt. Er setzt sich auf die Tischkante, das blutige Messer noch in der Hand.
    Â»So«, sagt er gelassen. »Wir sollten dringend ein paar Dinge klären.«
    Im gleichen Moment wird im Fernsehen eine Fahndungsmeldung durchgegeben.

4
    Entflohener Häftling begeht Mord!
    Zum dritten Mal innerhalb kurzer Zeit konnte ein gefährlicher Häftling entkommen. Der Vorfall ereignete sich am Sonntagmorgen, als der Mann Freigang hatte.
    Es handelt sich um den 43-jährigen Mick Kreuger, der im Jahr 2005 zu einer langjährigen Haftstrafe und zur Unterbringung im Maßregelvollzug in einer psychiatrischen Klinik verurteilt wurde. Seine Flucht hat bereits ein Todesopfer gefordert. Die Polizei hat eine Großfahndung eingeleitet, bisher liegen ihr jedoch noch keinerlei Hinweise über den Aufenthaltsort des Mannes vor.
    Â 
    Wie gebannt starren alle drei auf das eingeblendete Bild. Anouk macht große Augen und schaut zwischen dem Fernseher und dem Mann hin und her. Lisa wird schwindelig. Sie vergleicht das Foto mit dem Eindringling und wird von einer namenlosen Verzweiflung erfasst. Das kann doch nicht wahr sein! Nicht bei ihr, in ihrem eigenen Haus! Ihr Atem geht schneller, und der
Mund ist wie ausgetrocknet, dennoch gelingt es ihr, sich zusammenzureißen.
    Mick Kreuger sitzt auf einem Sessel und verfolgt die Meldung mit gespannter Aufmerksamkeit. Als das reguläre Programm wiederaufgenommen wird, zappt er durch die Kanäle und sucht weitere Nachrichtensendungen. Auf RTL4 läuft eine Sondersendung über das Opfer, das am Morgen an einer Tankstelle mit einem schweren Gegenstand erschlagen wurde. Eine Überwachungskamera hat den Täter aufgenommen, es ist Mick Kreuger.
    Auf dem Bildschirm erscheint das Foto eines großen, schlanken Mannes mit einer schwarzen Stoppelfrisur und dunklen ausdruckslosen Augen.
    Lisa überläuft ein eisiger Schauder, ihr wird kalt bis in die Fingerspitzen. Die verletzte Hand pocht schmerzhaft und blutet noch immer. Sie streift eine Socke ab und wickelt sie um die Hand, aber eigentlich braucht sie einen Druckverband. Mit Daumen und Zeigefinger presst sie die Wundränder zusammen und hält die Hand in die Höhe.
    Währenddessen überlegt sie fieberhaft. Jetzt, wo sie und Anouk lammfromm auf dem Sofa sitzen, schenkt Kreuger ihnen keine Aufmerksamkeit, und das soll auch möglichst so bleiben.
    Vor einiger Zeit hat Lisa einen Dokumentarfilm über bewaffnete Überfälle im Fernsehen gesehen. Die eingeladene Psychologin riet den Zuschauern, im Falle einer Bedrohung möglichst wenig Widerstand zu leisten. Auch der Angreifer stehe unter einer enormen Anspannung, er sei nicht weniger nervös als das Opfer
und daher unberechenbar. Wenn man sich nicht effektiv wehren könne,
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