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Rettungskreuzer Ikarus Band 048 - Kaiser und Gott

Rettungskreuzer Ikarus Band 048 - Kaiser und Gott

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 048 - Kaiser und Gott
Autoren: Thomas Folgmann
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erfuhren so oder so auf die eine oder andere Weise alles, was sie wissen wollten.
     
    Auf der Rückreise brachte sich Sudeka Provost mithilfe der Datenbank des Frachters auf den aktuellen Stand der Dinge – beinahe zwei Jahrhunderte bewältigte sie. Auch wenn sie ›bloß‹ ein Klon war, sie besaß die Persönlichkeit des Originals, das keine Zweifel daran offenließ, dass sie seinerzeit die Befähigung gehabt hatte, Direktorin des Corps zu werden. Seinerzeit? Nach wie vor war sie ein Machtmensch, und Jason fragte sich, wie Old Sally reagieren mochte, wenn sie ihrer Vorgängerin gegenüberstand, die nun jünger und vitaler war, trotzdem über ein erstaunliches Wissen verfügte und gewiss ihre einstige Position wieder einzunehmen wünschte, unterstützt von unzähligen weiteren Klonen. Das würde bestimmt interessant werden!
     
     
     

     
     
    Nach zwei Wochen erlitt Sudeka Provost einen Schwächeanfall.
    »Ach, das ist nichts weiter«, sagte sie. »Ich habe mir in den letzten Tagen offenbar zu viel zugemutet. Schließlich hatte ich eine Menge nachzuholen.«
     
    »Natürlich kann ich Sie nicht zwingen, sich von mir untersuchen zu lassen«, entgegnete Shilla mit ernster Miene, »ich würde es Ihnen allerdings raten. Sie sind zwar gegen alle bekannten Krankheiten geimpft worden, es ist jedoch keineswegs auszuschließen, dass ihr Organismus das nicht verkraftet hat oder Sie dennoch an einer harmlosen Infektion leiden. Ihr Immunsystem ist vergleichbar dem eines Neugeborenen.«
     
    »Eine Mütze Schlaf, dann bin ich wieder ganz die Alte«, beharrte die Klonfrau.
     
    Drei Tage später brach sie erneut zusammen und wurde bewusstlos in die Krankenstation gebracht.
     
    »Sie sieht nicht gut aus«, flüsterte Jason.
     
    »Als wäre sie um zehn Jahre gealtert«, erwiderte Shilla. »Siehst du die dunklen Flecken in ihrem Gesicht und auf den Armen? Das ist kein ›harmloser‹ Infekt oder eine Unverträglichkeit der Impfstoffe.«
     
    »Wann hast du die Ergebnisse der Untersuchung?«
     
    »In einer halben Stunde. Wenn wir mit Höchstgeschwindigkeit fliegen, wann könnten wir Vortex Outpost erreichen?«
     
    Alarmiert hob Jason den Kopf. »Ist es so schlimm?«
     
    »Ich weiß es nicht. Aber ich bin in Sorge, weil Sudeka Provost uns etwas vorgespielt hat und es ihr schon eine Weile schlechter geht, als sie zugeben will. Ich wünschte, Pakcheon wäre hier. Er ist Mediziner, ich nicht.«
     
    »Sie ist bei dir in guten Händen.« Soweit Jason wusste, verfügte Shilla auf diesem Gebiet über Grundkenntnisse. »Wir können die Station in vielleicht zweiundsiebzig Stunden erreichen – wenn uns die Triebwerke nicht um die Ohren fliegen.«
     
    »Das werden sie nicht. Dafür sorge ich schon.« Es war der Vizianerin anzusehen, dass sie sich als Ingenieurin im Maschinenraum wohler fühlte als in der kleinen, aber leistungsfähigen Bordklinik. »Taisho kann mich hier vertreten.«
     
    »In Ordnung. Dann darf die Celestine endlich mal zeigen, was sie drauf hat.«
     
    Shilla lächelte schwach. »Sie bekommt dann auch ein neues Triebwerk. Pakcheon hat mir einige neue Komponenten versprochen.«
     
     
     

     
     
    »Jetzt ziehen Sie nicht solche Gesichter«, schimpfte Sudeka Provost, »als gingen Sie zu einer Beerdigung.«
    Shilla und Taisho wechselten einen kurzen Blick.
     
    »Raus mit der Sprache!«, verlangte die Klonfrau. »Was ist los? Sie haben mein Innerstes nach außen gestülpt und dabei etwas gefunden. Etwas, das Ihnen offenkundig nicht gefällt. Behandeln Sie mich nicht, als wäre ich aus Glas. Ich kann die Wahrheit verkraften. Außerdem bin ich ohnehin … nur ein Klon.«
     
    »Und das ist der springende Punkt«, sagte Shilla behutsam. »Ich fürchte, das Programm, dem Sie und die anderen Frauen Ihre Existenz verdanken, war fehlerhaft. In Ihren Zellen baut sich ein osmotischer Druck auf. Wird er zu stark, platzen die Zellen. Zwar werden sie durch neue ersetzt, aber das natürliche Zellwachstum hält mit dem Zerfall nicht Schritt.«
     
    »Also gibt es doch eine Beerdigung«, sagte Sudeka Provost tonlos.
     
    »Wir sind keine Ärzte, und an Bord haben wir nicht die Mittel, um Sie hinreichend behandeln zu können«, erklärte Taisho. »Aber in gut sechzig Stunden erreichen wir Vortex Outpost. Dort wird man sich um Sie kümmern. Vielleicht kann mit dem Wissen der Grey der Fehler korrigiert werden.«
     
    »Vielleicht«, murmelte die Klonfrau. »Allerdings wenden die Grey, soweit mir bekannt ist, ein anderes Verfahren
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