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Rettungskreuzer Ikarus Band 030 - Held wider Willen

Rettungskreuzer Ikarus Band 030 - Held wider Willen

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 030 - Held wider Willen
Autoren: Sylke Brandt
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sanfter Stimme. Zögernd, aber gehorsam nahmen die Sekretäre
ihre Sachen auf, verbeugten sich und verließen den Raum. Im gleichen Augenblick,
in dem die schwere Holztür sich schloss, gab Asiano seine scheinbar demütige
Haltung auf.
    »Ich weiß nicht, welcher meiner Leute es getan hat, Decorian, aber
ich werde es heraus finden«, begann er übergangslos. »Ich versichere
dir, dass es nicht auf meinen Befehl hin geschah! Ich habe den Mord an diesem
Jungen nicht veranlasst und ...«
    »Ich weiß«, unterbrach ihn der Erzprior, erhob sich und griff
einen Krug von einem Beistelltisch.
    »Du weißt ? Und weißt du auch, wer es war?«
    »Natürlich.« Decorian schenkte Wein in einen Becher und hielt
ihn auffordernd in Richtung des verblüfften Asiano. »Ich war es. Der
Junge wurde auf meine Veranlassung hin gefoltert, umgebracht und in den Hof
gelegt.«
    Stille folgte diesen Worten, dann fuhr Decorian in seinem falschen Plauderton
fort.
    »Ich habe jemanden von außerhalb damit beauftragt, einen Wenxi. Er
ist wirklich fähig: leise, verschwiegen und zuverlässig. In den letzten
Jahren habe ich mich gelegentlich seiner bedient, und er war zum Glück
diesmal gleich verfügbar. Ja, er hat den Jungen für mich umgebracht
und war sehr gut in der Ausführung meiner Spezialwünsche. Davon wissen
natürlich nur ich und der Mörder – und jetzt du. Möchtest
du nicht hinausgehen und es den erbosten Brüdern und Schwestern erzählen,
Asiano?«
    Der Prior antwortete nicht. Es war keine Kunst zu sehen, wie die Gedanken hinter
seiner Stirn jagten. Wie bei einem Schachspiel mit unsichtbaren Figuren kamen
ihm Erwiderungen in den Sinn und er wusste doch gleich, was Decorian dazu sagen
würde. Wenn er hinausginge und verkündete, der Erzprior hätte
einen Schüler ermorden lassen, um seinen Machtkampf mit Asiano zu gewinnen,
wer würde ihm glauben? Eine müßige Frage. Wenn dagegen Decorian
die allgemeine Vermutung bestätigte, Asiano hätte die grausame Tat
befohlen, wer würde das bezweifeln?
    Mit Mühe rang sich Asiano ein Lächeln ab, das noch nicht ganz seinen
alten Hochmut in sich trug.
    »Ein schäbiger Schachzug, mein Freund. Effektiv, das gebe ich zu.
Aber schäbig. Doch es zeigt mir zumindest, dass du dir nicht zu fein geworden
bist, deine heilige Stellung mit dem Blut Unschuldiger zu beflecken. Ich hatte
schon befürchtet, du wärest weich geworden.«
    »Letztes Mal hast du dich beschwert, meine Morde und Intrigen hätten
keinen Sinn. Freue dich, Asiano. Diesmal hat das Töten einen ganz konkreten
Grund. Wie du sicherlich verstanden hast.«
    »Ohja. Ich habe verstanden. Was wirst du nun tun? Mich ans Messer liefern?«
    »Aber nein!« Decorian schaffte es, ehrlich erschrocken zu wirken.
»Wie kommst du auf so einen absurden Gedanken. Du wirst einen deiner Fedayin
beschuldigen, ohne dein Wissen den Mord verübt zu haben, aus falsch verstandener
und entarteter Loyalität zu dir. Wohlgemerkt, es muss einer der Leute sein,
die du mitgebracht hast, keiner der ursprünglichen Wächter. Du wirst
doch sicher jemanden finden, der bereit ist, für dich die Schuld auf sich
zu nehmen, oder? Gehorsam und Opferbereitschaft waren immer so wichtig in deiner
... Gemeinschaft. Natürlich wird dieser Sündenbock die volle Strafe
für das Verbrechen auf sich nehmen. Du wirst deinen Charme spielen lassen
müssen.«
    »Ah, und dann? Wirst du verkünden, dass einer meiner Leute einen bedauerlichen
Fehltritt gemacht hat, ich aber nichts mit dem Mord zu tun habe. Keiner wird
das wirklich glauben, aber alle werden sich fügen. Meine Position in deiner
geliebten Kirche ist damit hinreichend erschüttert. So weit, so gut. Vermutlich
stehen vor der Tür hier schon Fedayin bereit, die dir treu ergeben sind,
um mich abzuführen, sollte ich nicht auf den Handel eingehen, ja?«
    »Nein. Ich gehe nicht davon aus, dass so dumm bist, aus gekränkter
Eitelkeit eine Niederlage nicht einzusehen und dich ins Unglück zu stürzen.«
Decorian trank nun selber von dem Wein, warf Asiano aber über den Rand
des Bechers einen Blick zu. »Du hast einen Hang für Pathos und große
Szenen, aber nur, wenn du nicht selber in Gefahr gerätst. Du dachtest,
du seiest mächtig genug, um dein eigenes Spiel zu versuchen. Dass man die
Kirche mit Gewalt und Willkür beherrschen kann. Wenn du willst, geh raus
und sieh, wie weit du jetzt mit Gewalt und Einschüchterung kommst. Die
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