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Rettungskreuzer Ikarus Band 021 - Putsch der Heiligen

Rettungskreuzer Ikarus Band 021 - Putsch der Heiligen

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 021 - Putsch der Heiligen
Autoren: Dirk van den Boom
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Kavallerie, und sie formierten sich außerhalb der Reichweite der städtischen
Musketen neu. Tote und Verletzte lagen auf der Ebene vor der Stadtmauer, einige
zerbrochene Sturmleitern dazu. Doch Sentenzas Aufmerksamkeit richtete sich vor
allem auf die große, bronzene Kanone, die direkt vor dem Stadttor stand.
    Uhul gesellte sich zu ihm. Ruhe kehrte ein, das Abwarten vor dem nächsten
Sturmangriff. Als Sentenza sich umwandte, sah er auch Flech und Sally die Treppen
erklimmen. Beide sahen abgehetzt aus.
    »Warum schießen sie nicht auf das Tor selbst?«, fragte Sentenza,
sobald Flech nahe genug heran war, um als Übersetzer zu fungieren.
    »Die Stadtmauern sind alt und brüchig«, erklärte Uhul. »Wir
haben in den letzten Jahren einige Abschnitte mit Eisenplatten verstärkt,
aber dummerweise nicht diejenigen um das Stadttor herum. Eisen ist teuer und
die Stadt hatte nicht mit einem Angriff gerechnet. Die Ketzer wissen das, denn
der letzte ernsthafte Angriff auf Jenangar liegt lange zurück. Das Tor
wird ständig erneuert, da es ein Wahrzeichen ist – es ist doppelt
mit Eisenbändern beschlagen und besteht aus elastischem Holz in drei Lagen.
Die Belagerungskanone bräuchte ewig, bis sie da durch wäre. Nein,
das harte und zugleich spröde Mauerwerk ist ein viel besseres Ziel. Jamir
weiß genau, warum er das tut.«
    »Die brauchen einige Zeit zum Nachladen ...«
    »... etwa eine halbe Stunde.«
    »... das wäre doch genug für einen Ausfall!«
    Der neue Prior schien nicht überzeugt.
    »Bevor wir genügend Reiter massiert haben, um einen Ausfall zu wagen,
feuert die Kanone ihren zweiten Schuss ab. Außerdem wird die Waffe durch
Kavallerie geschützt, durch die wir uns erst durchkämpfen müssten.
Nein, das wäre ein sinnloses Unterfangen und würde uns nur wertvolle
Krieger kosten.«
    Uhul drehte sich um und bellte einige Befehle. Heftige Betriebsamkeit entbrannte.
    »Ich werde nicht viel dagegen tun können, dass die Mauer fällt«,
erläuterte er dann. »Aber wenn der Feind einströmt, nützt
ihm die Kanone nichts mehr. Er wird sich im Kampf Mann gegen Mann in den Häuserschluchten
der Stadt stellen müssen. Das ist unsere einzige Chance des Widerstandes.«
    »Außer, er setzt die Stadt in Brand und schaut einfach zu, was passiert«,
gab Sally zu bedenken.
    »Das wird er nur tun, wenn er sehr verzweifelt ist«, entgegnete Uhul.
»Jamir will die Stadtbevölkerung auf seine Seite ziehen, vor allem
jetzt, da er sich für einen Propheten hält. Das wird ihm nur schwerlich
gelingen, wenn er ihre Häuser anzündet.«
    »Also ein Straßenkampf«, stellte Sentenza bitter fest. Das war
in der Geschichte der militärischen Auseinandersetzungen immer eine der
schwierigsten und blutigsten Vorgehensweisen gewesen. Es würde viele Opfer
geben, nicht zuletzt unter den Zivilisten. Als hätte Uhul seine Gedanken
gelesen, gab er weitere Befehle, diesmal vor allem, um die Bewohner der umliegenden
Stadtviertel in der Nähe des zu erwartenden Durchbruches zu evakuieren.
Sentenza nickte anerkennend. Er wusste nicht, ob Uhul als Geistlicher eine gute
Figur machte, aber als Militärführer schien er zumindest alle Tassen
im Schrank zu haben, und diese dann auch noch richtig sortiert.
    Sentenza beobachtete wieder die Entwicklung außerhalb der Stadtmauern.
Die Neuformierung der gegnerischen Streitkräfte schien weitgehend abgeschlossen.
Die Ketzer hatten auch Unbewaffnete mit Tragen entsandt, ihre Verletzten aufzusammeln.
Niemand in der Stadt schoss auf die Helfenden. Die Tatsache, dass die Ketzer
sich um die Ihren kümmerten, zeigte, dass Jamir und seine Getreuen nicht
völlig verroht waren. Sentenza kniff die Augen zusammen. Vor einem der
Haufen von Kriegern tanzte ein besonders hoch gewachsenes Exemplar herum, bedrohlich
die Stechforke in Richtung Stadtmauer schwenkend und heisere Schmähungen
ausstoßend. Es handelte sich um Thanni, der ganz offensichtlich seine
beschämende Niederlage gegen Thorpa durch verstärkten Kampfeseifer
wieder gut machen wollte. Sentenza lächelte dünn. Er würde dem
Pentakka davon erzählen müssen. Der Praktikant war wieder recht guter
Dinge, aber der Captain war nicht sehr daran interessiert, ihn wieder in ein
Kampfgeschehen zu schicken. Thorpa neigte zu Übertreibungen und der Sieg
über Thanni mochte ihn nun anstacheln, sich erneut hervortun zu wollen.
    »Sie haben die Kanone fast wieder fertig geladen«,
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