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Retter eines Planeten - 16

Retter eines Planeten - 16

Titel: Retter eines Planeten - 16
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Wesenszüge zurückzuholen, ohne SICH SELBST aufzugeben und zu verlieren…
„Laß mich nachdenken“, bat er das Mädchen. „Laß mich…“ Zu seinem Entsetzen bediente er sich einer fremden Sprache. „Willst du mich ein bißchen in Ruhe lassen?“
Vielleicht, überlegte Jay, kann ich ICH SELBST bleiben, wenn mir alles übrige wieder einfällt. Dr. Forth sagte, Jason würde sich der Waldmänner voll Liebe erinnern und sie nicht verachten.
Jay durchwühlte sein Gedächtnis und fand nichts als die vertraute Enttäuschung und Angst: Jahre, in einem fremden Land verbracht, fern von seinem menschlichen Erbe, gestrandet, verlassen. Mein Vater hat mich verlassen. Er stürzte mit dem Flugzeug ab. Ich sah ihn niemals wieder. Ich hasse ihn dafür, daß er mich verlassen hat.
Aber sein Vater hatte ihn doch nicht verlassen. Er war mit dem Flugzeug abgestürzt, als er versuchte, sie beide zu retten. Niemand hatte Schuld daran… Doch, dein Vater. Er versuchte über den Hellers zu fliegen, in ein Land, in das kein Mensch gehört…
Er hatte nicht in dieses Land gehört. Und doch hatten ihn die Waldmänner, in denen er kaum etwas anderes sah als wilde Tiere, in ihre Stadt mitgenommen, in ihre Häuser aufgenommen, in ihre Herzen. Sie hatten ihn geliebt. Und er… ?
    *
    „Und ich liebte sie“, hörte ich mich halblaut sagen und merkte dann erst, daß Kyla meinen Arm umklammerte und mich forschend ansah. Ein wenig benommen schüttelte ich den Kopf. „Was ist denn los?“ fragte ich. „Du hast mich erschreckt“, antwortete sie mit kleiner, zittriger Stimme, und mit einemmal wußte ich auch, was geschehen war. Eine furchtbare Wut auf Jay Allison packte mich. Er konnte mir nicht einmal jenes winzige Eckchen Leben gönnen, das ich mir selbst geschaffen hatte. Immer wieder mußte er wie eine Schlange aus meinem Geist züngeln! Wie unbeschreiblich mußte er mich hassen! Aber immer nur halb so sehr, wie ich ihn haßte, diesen verdammten Spuk! Zu allem anderen kam noch das, daß er Kyla halb zu Tode geängstigt hatte. Das konnte ich ihm nie verzeihen.
Sie kniete neben mir, und plötzlich wurde mir klar, daß es eine Möglichkeit gab, diesen kalten, dürren Fisch Jay Allison zu bekämpfen und ihn kreischend in seine Hölle zurückzujagen. Jay Allison war doch ein Mann, der alles haßte — außer seiner eigenen, kalten Welt, die sein Leben war. Kylas Gesicht war weich, voll Hingabe und flehend, und plötzlich griff ich nach ihr, zog sie an mich und küßte sie heftig.
„Kann ein Geist das tun?“ fragte ich. „Oder das?“
„Nein, nein, nein!“ flüsterte sie, und ihre Arme verschränkten sich um meinen Hals. Als ich sie auf das süßduftende Moos herunterzog, das die Kammer wie ein Teppich bedeckte, spürte ich, wie der dunkle Geist immer dünner wurde, sich in Nebel auflöste und verschwand.
Regis hatte recht gehabt. Es war die einzige Möglichkeit gewesen.
    *
    Der Älteste war nicht alt, und der Titel war ein zeremoniöser Ausdruck. Der hier war nicht viel älter als ich, aber er besaß Haltung und Würde und jene undefinierbare Überlegenheit, die ich zuerst an Regis Hastur bemerkt hatte. Diese Eigenschaft mußten die Terraner eingebüßt haben, als ihr Machtbereich sich von Stern zu Stern ausdehnte. Es war das Wissen um den eigenen Platz in einer Rangordnung in einer ganzen Welt, eine Würde, die von keinem Anerkennung forderte, weil sie ihr niemals versagt wurde.
Wie alle Waldmänner hatte er ein kinnloses Gesicht und Ohren ohne Läppchen, auch den behaarten Körper, der sich nur wenig von einem menschlichen Körper unterschied. Er sprach sehr leise, denn die Waldmänner haben ein unerhört feines Gehör. Ich mußte meine Ohren anstrengen und durfte nie vergessen, ebenfalls leise zu sprechen.
Er reichte mir seine Hand. Ich beugte meinen Kopf darüber und murmelte: „Ich unterwerfe mich dir, Ältester.“
„Das brauchst du nicht, mein Sohn“, antwortete er mit seiner zwitschernden Stimme. „Setze dich, mein Sohn. Du bist bei uns immer willkommen, aber ich fürchte, du hast unser in dich gesetztes Vertrauen schlecht gelohnt. Wir haben dich zu deiner eigenen Rasse entlassen, weil wir dachten, dort würdest du glücklicher sein. Haben wir dir etwas anderes als Freundlichkeit gezeigt? Und jetzt kehrst du nach so vielen Jahren mit bewaffneten Männern zu uns zurück?“
Der Vorwurf in seinen roten Augen war kein vielversprechender Anfang. Ein wenig hilflos begann ich: Ältester, die Männer, die bei mir sind, haben keine
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