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Retter eines Planeten - 16

Retter eines Planeten - 16

Titel: Retter eines Planeten - 16
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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erstenmal, daß auch ich einen weißen Mantel mit den Merkurstäben des Gesundheitsdienstes trug. Aber irgendwie schien das Ding nicht zu mir zu gehören, so als sei es das Kleidungsstück eines Fremden. Ich war kein Arzt. Oder doch? Ich schob einen Ärmel hinauf und sah unter dem Aufschlag eine lange, dreieckig geformte Narbe. Dr. Forth — jetzt wußte ich, daß er Dr. Forth war — folgte meinem Blick.
„Woher stammt die Narbe?“
„Messerkampf. Eine der Banden aus den verbotenen Städten fing uns in den Hügeln ab, und wir…“ Das Gedächtnis wurde dünn wie ein von der Sonne aufgesogener Nebel. „Alles ist ganz verwirrt!“ rief ich verzweifelt. „Was ist denn überhaupt los? Warum bin ich hier im Gesundheitsdienst? Hatte ich einen Unfall? Habe ich mein Gedächtnis verloren?“
„Nicht genau. Warten Sie, ich erkläre es Ihnen.“
Ich stand auf und ging ziemlich unsicher zum Fenster, denn meine Füße wollten mich noch nicht richtig tragen. Als ich schließlich dort stand und die warme, süßduftende Luft in tiefen Atemzügen in mich hineinsog, blieb der Raum ganz ruhig um mich herum stehen. Trotzdem sagte ich: „Vielleicht täte mir jetzt ein Drink gut.“
„Prima Idee, obwohl ich ihn sonst nicht empfehlen würde.“ Forth entnahm einer Schublade eine flache Flasche und goß eine teefarbene Flüssigkeit in einen Pappbecher. Wenig später füllte er auch für sich einen. „Hier. Und setzen Sie sich endlich, Mensch. Sie machen mich nervös, wenn Sie so in voller Länge herumstehen.“
Aber ich setzte mich nicht, sondern ging zur Tür und riß sie auf. „Was ist denn los?“ fragte Forth, und seine Stimme klang tief und so, als habe er keine Eile. „Wenn Sie wollen, können Sie natürlich gehen. Aber möchten Sie sich nicht doch lieber setzen und sich eine Minute lang mit mir unterhalten? Übrigens — wohin wollten Sie gehen?“ Die Frage war mir peinlich. Ich tat ein paar tiefe Atemzüge und kam zurück. „Trinken Sie das“, sagte Forth, und ich schüttete die Flüssigkeit in mich hinein. Er füllte den Becher noch einmal, und auch den trank ich leer. Allmählich begann sich ein harter Klumpen in meinem Magen zu lockern und schließlich aufzulösen.
„Auch noch Klaustrophobie“, stellte Forth fest und begann schon wieder auf der Karte zu kritzeln. „Typisch.“ Ich bekam dieses Theater allmählich satt. Das wollte ich sagen und drehte mich zu ihm um. Aber dann fand ich die ganze Geschichte schließlich doch lächerlich. Vielleicht fing nur der Alkohol in mir zu wirken an. Der Mann hier kam mir wie ein spaßiger kleiner Kerl vor, der sich in sein Büro einschließt, von Klaustrophobie redet und mich beobachtet, als sei ich eine Riesenwanze. Ich warf den leeren Becher in einen Abfallkorb.
„Wäre es nicht Zeit für ein paar Erklärungen?“
„Wenn Sie meinen, sie ertragen zu können. Wie fühlen Sie sich jetzt?“ „Wunderbar.“ Ich setzte mich wieder auf die Couch, lehnte mich zurück und streckte behaglich meine langen Beine aus. „Was haben Sie in diesen Drink getan?“ fragte ich.
Er lachte. „Berufsgeheimnis. Aber passen Sie auf; die einfachste Form der Erklärung wäre die, Ihnen einen Film vorzuführen, den wir gestern gemacht haben.“
„Film? Meinetwegen. Es ist ja Ihre Zeit, die wir damit vertun.“
Er drückte auf einen Knopf an seinem Tisch und redete in ein Sprechgerät. „Überwachung? Gebt uns einen Monitor auf…“ Er sprudelte eine ganze Reihe von unverständlichen Ziffern heraus, wartete auf eine Antwort und drückte einen anderen Knopf. Lautlos schoben sich Stahljalousien über die Fenster und schlössen das Licht aus. Ich sprang in plötzlicher Angst auf, beruhigte mich aber wieder, als der Raum dunkel wurde. Diese Dunkelheit fühlte sich auf merkwürdige Weise normaler an als das Licht. Ich lehnte mich zurück, sah eine Bürowand langsam hell werden und stellte fest, daß sie als Filmleinwand diente. Forth setzte sich neben mich auf die Ledercouch, aber im Bild saß er an seinem Schreibtisch und beobachtete einen anderen Mann, einen Fremden, der in sein Büro kam.
Auch der Fremde trug einen weißen Mantel mit Merkurstäben. Ich mochte ihn nicht. Er war groß, mager und hatte ein nüchternes Gesicht mit scharfen Falten. Ich schätzte ihn auf etwa dreißig, vielleicht ein bißchen darüber. Der Dr. Forth im Film sagte: „Setzen Sie sich, Doktor.“ Ich holte tief Atem, denn plötzlich überschwemmte mich ein ganz seltsames Gefühl.
Hier war ich schon. Das ist schon
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