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Replay - Das zweite Spiel

Titel: Replay - Das zweite Spiel
Autoren: Ken Grimwood
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glaubt (wenn man überhaupt darüber nachdenkt), man werde die wichtigen Informationen schon rechtzeitig nachgeliefert bekommen … Auch in ›Replay‹ muss man sich einen kleinen Schubs geben, um sich darauf einzulassen - ist das aber erst einmal geschehen, ist man bestens eingestimmt auf den Rest des Romans. Ein cleverer Trick. Ich wünschte, ich wüsste, wie’s geht.
    Das Schöne an Grimwoods fast perfekter Ausführung dieser und zahlloser anderer technischer Raffinessen ist, dass man nichts davon merkt (es sei denn, Sie sind ein weit aufmerksamerer Leser als ich {†} ). Er war ein Zauberer, aber nicht die Art Zauberer, der seine Genialität durch eine dramatische Bühnenpräsentation hervorhebt, der jedes scheinbare Wunder mit einem Trommelwirbel untermalt, damit man es auch ja gehörig bestaunt. Nein, Grimwood gebraucht seine Magie so subtil, dass einem erst im Nachhinein bewusst wird, dass er überhaupt Zaubertricks angewendet hat - wodurch sie natürlich umso magischer wirken.
    In gewisser Hinsicht kann man ›Replay‹ als autobiographischen Roman bezeichnen. Zu Beginn seiner Abenteuer ist Jeff Winston beim Rundfunk angestellt und Mitte vierzig. Als Ken Grimwood den Roman zu schreiben begann, war er ebenfalls beim Rundfunk und Mitte vierzig. Es gibt noch mehr biographische Parallelen, insgesamt so viele, dass sich einem der Gedanke aufdrängt, Grimwood sei die Idee zu ›Replay‹ in einem schwermütigen Moment gekommen - als er darüber nachsann, wie sein Leben wohl verlaufen wäre, wenn er andere Entscheidungen getroffen hätte. {‡} Kein abwegiger Gedanke für jemanden, der genau im richtigen Alter ist, um zumindest einige Symptome einer Midlife-Crisis zu zeigen. Die meisten von uns halten diese Symptome einfach aus - Grimwood hat sie als Grundlage für einen Roman genommen.
    Hätte Jeff ähnlich handeln können?
    In dieser Hinsicht unterscheiden sich die beiden Biographien - genauer: die beiden Persönlichkeiten - erheblich. Der fiktive Charakter, den Grimwood erschaffen hat, ist ihm keineswegs ähnlich, auch wenn manche Details dies nahe zu legen scheinen. Er ist eindeutig nicht das Alter Ego des Autors.
    Man bedenke, wie unreif Jeff für einen Dreiundvierzigjährigen ist - und wie reif Grimwood im gleichen Alter gewesen sein muss, um Jeffs allmählichen Reifeprozess schildern zu können. In den ersten Wiederholungen ist Jeff nicht viel reifer als der Achtzehnjährige, in dessen Körper er lebt: Er begeht zwar nicht dieselben Fehler wie in seiner ersten Jugend, aber doch ganz ähnliche. Die Unreife zeigt sich besonders in seinen Beziehungen zum anderen Geschlecht. Für die spröde Judy, die so große Stücke auf ihre Jungfräulichkeit hält, fehlt es ihm an der nötigen Geduld, weshalb er sich für Sharla entscheidet, für sexuelle Ausschweifung also anstatt für eine richtige Beziehung. Oder nehmen wir die Ehe mit Linda, seiner allerersten Ehefrau, mit der es gar nicht gut lief - ließe sich diese Ehe mit dem magischen Zusatz von Reichtum nicht vielleicht glücklicher gestalten? Und dann ist da noch Diane, sehr gut im Bett, und kennt die richtigen Leute …
    Jedoch erst als er Pamela kennen lernt, dämmert es Jeff, dass es bei einer Beziehung nicht darauf ankommt, Sex und Wohlstand wie die Elemente eines Bausatzes ins richtige Verhältnis zu bringen. Die meisten von uns - selbst wir dummen Männer - haben das in ihren Zwanzigern herausgefunden, manche sogar früher; Jeff hingegen experimentiert jahrzehntelang daran herum.
    Der andere große Reifefaktor ist der Verlust seiner Tochter Gretchen, die er mit der ungeliebten (und lieblosen) Diane hat. In der folgenden und in allen späteren Wiederholungen wird Gretchen nicht mehr auftauchen, wird sich nie wieder der etwa ein Dutzend Lebensjahre erfreuen, die ihr in einer der Realitäten, die Jeff mit seinen Wiederholungen geschaffen hat, gegeben waren. Es dauert eine Weile, bis er das begreift - und sich damit abfindet.
    Während Jeffs emotionale Entwicklung also geradezu quälend langsam vonstatten geht, setzt er sich in anderer Hinsicht über derlei Beschränkungen hinweg: Da der zukünftige Verlauf einer jeden neuen Wirklichkeit, die durch eine Wiederholung heraufbeschworen wird, von seinen Entscheidungen abhängt, gleicht er in gewisser Weise einem Gott. Götter allerdings sind ebenso unreif wie die Kulturen, die sie erschaffen, und daher steht die Macht dieses speziellen Gottes nicht in Widerspruch zu seiner Torheit. Außerdem erliegt Jeff trotz
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