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Rendezvous mit Rama

Rendezvous mit Rama

Titel: Rendezvous mit Rama
Autoren: Arthur C. Clarke
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beginnen.«
    Joe Calvert hatte die alten Filme mit Bankeinbrüchen immer gern gesehen, doch er hatte nie damit gerechnet, selbst einmal an einem Einbruch beteiligt zu sein. Doch im Prinzip tat er jetzt genau das.
    Die verlassenen Straßen >Londons< schienen voller Gefahr, auch wenn er wusste, dass nur sein schulderfülltes Gewissen ihm diesen Eindruck aufzwang. Er glaubte nicht wirklich, dass die versiegelten, fensterlosen Gebäude rings um ihn voller wachsamer Bewohner steckten, die nur darauf lauerten, in Horden hervorzubrechen, sobald die Eindringlinge sich an ihrem Besitz vergreifen würden. Tatsächlich war er eigentlich ziemlich sicher, dass dieser ganze Gebäudekomplex - wie die übrigen Städte auch - einfach nur eine Art Vorratslager war.
    Eine zweite Befürchtung, die sich gleichermaßen auf zahllose antike Krimifilme stützte, war dagegen besser begründet. Es mochte ja keine schrillen Alarmglocken und keine kreischenden Sirenen geben, aber es war nur logisch anzunehmen, dass Rama über irgendein Warnsystem verfügte. Wie konnten sonst die Bioten wissen, wann und an welcher Stelle ihre Dienste erforderlich waren?
    »Wer keine Schutzbrille aufhat, umdrehen«, befahl Sergeant Myron. Es roch plötzlich nach Stickstoffoxid, als die Luft im Strahl der Laser zu verbrennen begann. Ein gleichmäßiges Zischen ertönte, als das glühende Messer sich zu Geheimnissen hindurch schnitt, die seit der Geburt des Menschen im Verborgenen geruht hatten.
    Keine Materie konnte dieser konzentrierten Gewalt widerstehen, und so schnitten sie sich ohne Schwierigkeiten mehrere Meter pro Minute weiter vorwärts. In bemerkenswert kurzer Zeit hatten sie einen Block herausgeschnitten, groß genug, einen Menschen durchzulassen.
    Als der herausgeschnittene Block nicht von selbst Platz machte, klopfte Myron sacht dagegen - dann fester -, dann hämmerte er mit allen ihm zu Verfügung stehenden Kräften dagegen. Schließlich fiel der Block mit einem hohl klingenden widerhallenden Krach nach innen.
    Wieder musste Norton an jenen Archäologen denken, der dieses alte ägyptische Grabmal aufgebrochen hatte. Es war wie beim allerersten Mal, als er Rama betreten hatte. Er rechnete nicht damit, schimmerndes Gold zu finden; tatsächlich hatte er überhaupt keine vorgefasste Meinung, als er durch die Öffnung kletterte. Seine Stablampe hielt er in der ausgestreckten Hand vor. Ein griechischer Tempel aus Glas - das war sein erster Eindruck. Das Gebäude war angefüllt von zahlreichen Reihen vertikaler kristallener Säulen. Sie waren etwa einen Meter dick und reichten vom Boden bis zur Decke. Hunderte davon standen da, verloren sich in der Dunkelheit jenseits des Lichtkegels seiner Lampe.
    Norton ging auf die erste Säule zu und richtete seine Lampe auf ihr Inneres. Wie durch eine zylindrische Linse gebrochen fächerte das Licht auf der anderen Seite aus, wurde erneut gesammelt, gebrochen, fächerte aus und wurde in der Reihe von Säulen dahinter schwächer und schwächer. Er hatte das Gefühl, sich mitten in einer komplizierten optischen Demonstration zu befinden.
    »Sehr hübsch«, bemerkte der praktische Mercer, »aber was für einen Zweck hat es? Wer braucht einen Wald von gläsernen Säulen?«
    Norton klopfte sacht gegen eine Säule. Es klang fest, wenn auch mehr metallisch als gläsern. Er war völlig verwirrt und befolgte deshalb einen sehr nützlichen Rat, den er vor langer Zeit gehört hatte: »Im Zweifelsfall halt den Mund und mach weiter.«
    »Ich hätte schwören mögen, dass diese Säule leer ist - und jetzt ist plötzlich jemand drin.«
    Norton warf einen raschen Blick zurück.
    »Wo?«, fragte er. »Ich kann nichts sehen.«
    Er folgte Mercers deutendem Finger. Er wies auf nichts. Die Säule war noch immer völlig transparent.
    »Können Sie's nicht sehen?«, fragte Mercer ungläubig. »Kommen Sie hier rüber. Verflixt - jetzt ist es weg!«
    »Was ist denn hier los?«, fragte Calvert. Es dauerte mehrere Minuten, bis er auch nur andeutungsweise eine Antwort erhielt.
    Die Säulen waren nicht aus jedem Blickwinkel und auch nicht unter jedem Lichteinfall transparent. Wenn man um sie herumging, wurden plötzlich Objekte sichtbar, die offenbar in ihrem Inneren eingebettet lagen wie Fliegen in Bernstein und die dann ebenso plötzlich wieder verschwanden. Es gab Dutzende davon, und alle waren verschieden. Sie sahen vollkommen wirklich und fest aus, und doch schienen manche auf gleichem Raum zu sein.
    »Hologramme«, sagte Calvert. »Wie in
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