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Remember

Remember

Titel: Remember
Autoren: Roland Jungbluth
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kräftigen Stoß, sodass er gegen den Kamin prallte. Gleichzeitig schrie sie Michaels Namen und brachte sich hinter dem Sofa in Sicherheit.
    Michael brauchte nur eine Sekunde, um George zu packen. »Rebecca hat recht, George. Du bist böse. Und wir mögen dich nicht.« Er drängte ihn ein paar Schritte vom Kamin weg.
    »Aber es steht mir zu«, röchelte George. Michaels Griff erschwerte ihm das Sprechen, »... mir allein… ich habe doch alles getan… ich habe alles richtig gemacht… ich wollte doch nur gewinnen… ich…«
    Michael hatte endgültig genug. Zu oft und zu lange hatten sie Georges Verhalten entschuldigt und ihn geschont. Jetzt ertrug er seine Stimme und seine Lügen nicht mehr. Er verstärkte seinen Griff und zog George, dessen kraftlose Befreiungsversuche jämmerlich scheiterten, über das Parkett hinaus auf den Gang. Dort gab er ihm einen Stoß und schlug, ohne ihn noch einmal anzusehen, die Tür zum Aufenthaltsraum zu. Er verriegelte die Tür, schob einen schweren Tisch davor und atmete erleichtert auf. Als er sich wieder umdrehte, sah er Annabel und Rebecca neben dem Kamin stehen. Noch einmal schloss er die Augen.
    Rebecca lächelte und stellte sich auf die Zehenspitzen. »Mein Bruder möchte, dass du etwas weißt«, sagte sie zu Annabel, die sich zu ihr hinunterbeugte. Der Rest war nur ein Flüstern.
    Als Michael die Augen öffnete, drehte sich Rebecca um und winkte ihm zu. Ihm war klar, es würde ein Abschied für immer sein. Lachend und weinend ließ er sie gehen.
    Annabel lief auf Michael zu und fiel ihm um den Hals. »Wie hast du das gemacht?«, flüsterte sie.
    »Das ist jetzt nicht mehr wichtig, Anna. Es hat begonnen.« Michael löste sich aus ihrer Umarmung und drehte sie mit sanftem Druck in Richtung der Fenster. Annabel wollte protestieren, doch sie verstummte.
    Die Luft vor den Buntglasfenstern flimmerte und knisterte. Und die Bilder auf den Fenstern hatten angefangen, sich zu verändern. Alle erkennbaren Formen lösten sich auf und die Farben flossen ineinander. Es sah aus, als würden Holz, Stein und Glas miteinander verschmelzen, als wäre die Wand einer ungeheuren Hitze ausgesetzt. Aber es war nur eine Metamorphose und etwas Neues erwuchs aus dem Chaos.
    Aus den vielen kleinen Buntglasfenstern war ein einziges großes geworden. Es erstreckte sich über die gesamte Höhe des Raumes und war von einem reich verzierten, steinernen Band eingefasst. Und dann kehrten auch die Bilder zurück. Größer und schöner als vor der Verwandlung. Noch befanden sie sich in ständiger Bewegung und die Inhalte wechselten so schnell, dass ihnen ganz schwindelig davon wurde.
    »Michael«, flüsterte Annabel, als sie den Inhalt der Bilder erkannte.
    »Ich weiß.«
    In kurzen Momentaufnahmen ließ das Fenster Szenen und Stationen ihrer abenteuerlichen Reise aufblitzen. Und während die letzten Tage noch einmal vor ihnen abliefen, wurde ihnen bewusst, dass sie trotz der schrecklichen Ereignisse auch ungeheuer viele schöne Augenblicke erlebt hatten. Und dass die Freundschaft und Liebe, die sie füreinander empfanden, eine Verbindung geschaffen hatte, gegen die weder Albträume noch Gott oder Teufel etwas ausrichten konnten.
    Die Bilderflut stoppte und das Fenster zeigte ihnen das Ende ihrer Reise. Gleichzeitig begann es zu leuchten, als wäre die Sonne dahinter aufgegangen.
    Annabel und Michael gingen dichter heran und blickten fasziniert auf einen wunderschönen wilden Garten. Und obwohl es nur eine zweidimensionale Fläche aus leuchtend buntem Glas war, lebte das Bild. Die Äste der Bäume wiegten sich, Blumen blühten in voller Pracht und bunte Vögel flogen durch die Luft. Im Zentrum des Bildes aber, auf einem kleinen grünen Hügel, stand eine von Efeu umrankte Tür, die rötlichbraun schimmerte.
    »Das letzte Rätsel«, sagte Michael und wusste, was zu tun war. »Anna, die Botschaft, die unter dem Stein-Mond bei der Statue versteckt war. Erinnerst du dich?«
    »Wenn das Ende naht, ist der Schlüssel nur ein Spiel«, sagte Annabel.
    »Die Lösung wird die Tür öffnen.« Michael nahm ihr Gesicht zwischen seine Hände und zog es sanft zu sich heran. Er flüsterte ihr ein einziges Wort ins Ohr. »Ich glaube, du musst es laut sagen, Anna.«
    »Nein.« Sie schüttelte heftig den Kopf. »Ich kann das nicht.«
    »Tu es. Und alles wird gut. Ich weiß es einfach. Geh, Anna. Solange noch Zeit ist.« Nervös schaute Michael auf seine Uhr.
    »Ich will dich nicht verlieren, Michael.« Annabel sah ihn ein paar
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