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Religionen der Menschheit – Das EBook Weltreligionen sciebooks.de (German Edition)

Religionen der Menschheit – Das EBook Weltreligionen sciebooks.de (German Edition)

Titel: Religionen der Menschheit – Das EBook Weltreligionen sciebooks.de (German Edition)
Autoren: Michael Blume
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Rosenstock-Huessy (1888 – 1973) den chinesischen Kollegen . Ernst Bloch (1885 – 1997) nahm ihn in das „Prinzip Hoffnung“ auf , Bert Brecht (1898 – 1956) widmete ihm ein Lied und Martin Heidegger (1889 – 1976) versuchte sich an einer deutsch-chinesischen Übersetzung des Taoteking .
    Der endgültige Durchbruch insbesondere des Ying-und-Yang-Symbols in die Populärkultur gelang jedoch durch das Buch „Die Physik des Tao“ (1977) des Physikers Fritjof Capra (geb. 1939) . In dem weltweit übersetzten Bestseller vertrat Capra dabei die Auffassung, dass wesentliche Entdeckungen der modernen Quantenphysik bereits in den chinesischen Weisheitstraditionen zu finden und durch diese besser als durch den „griechischen Atomismus“ zu verstehen seien – eine Labsal für post-christliche und sinnsuchende, auf die Versöhnung von West und Ost, Wissenschaft und Religion hoffende Zeitgenossen.
    Kritiker dieser Taoismus- und Fernost-Begeisterung blieben jedoch nicht aus. Sie wiesen darauf hin, dass all die theologischen, philosophischen, politischen und naturwissenschaftlichen Sucher in die fremden Texte vor allem hinein lasen, was sie ohnehin zu finden hofften. Die aus dem Kontext gerissene Zitierweise und die Vielzahl an nach Belieben zu verwendenden Übersetzungen erlaube eine große Beliebigkeit der Auslegung. Letztlich bedienten sich die westlichen Denker der bestenfalls halb verstandenen Fernostzitate, um die je eigenen Aussagen – in Capras Fall: seine Lesarten der Quantenphysik - mit vermeintlich höheren Weihen zu popularisieren. Auf die Begeisterung folgte der Spott und gegen Ende des 20. Jahrhunderts erlahmte die Taoismus-Rezeption daher auch schon wieder.
    Aus heutiger, religionswissenschaftlicher Sicht lässt sich milder urteilen: Alle Texte und Erfahrungen, seien sie traditioneller oder moderner, religiöser oder wissenschaftlicher Art, erschließen sich Menschen immer nur durch Interpretationen und Übersetzungen vor dem eigenen Verständnishorizont. Gerade auch vom Taoteking gab und gibt es nicht „die“ Auslegung, sondern eine Vielzahl von zeit- und kontextbezogenen Deutungen.
    Jeder Dialog – zwischen Religionen, Philosophien, Weltanschauungen oder wissenschaftlichen Lesarten – wirkt sich demnach in beide Richtungen aus: Er fügt dem Gedeuteten neue Deutungsvarianten hinzu und eröffnet den Deutenden neue Sprach- und Denkwege. Zwischenmenschliche Dialoge sind Prozesse, die sich nicht nur auf der rationalen Ebene auswirken, sondern auch soziale und emotional e Wahrnehmungen wertschät zend verändern. Wenn es eine höchste Wahrheit gibt, so wird sie nicht ohne Dialoge (wieder) zu finden sein. Wie es das Taoteking formuliert:
    „Der Name, den man nennen kann, ist nicht der ewige Name.
Jenseits des Nennbaren liegt der Anfang der Welt.
Diesseits des Nennbaren liegt die Geburt der Geschöpfe.“  (Taoteking 11)

7.1 Sikhismus – Zentrale Glaubenslehren
    Die bisherig vorgestellten Weltreligionen wurzelten alle in der so genannten Achsenzeit des ersten Jahrtausends vor Christus und verkörperten die Suche nach neuen Antworten auf das Zerbrechen des bronzezeitlichen Kosmos. Selbst der schon sehr viel ältere Hinduismus veränderte sich damals tiefgreifend.
    Mit dem Sikhismus betreten wir religionsgeschichtliches Neuland, da er im 15. Jahrhundert aus dem Zusammenfluss zweier dieser gewaltiger Ströme – des Hinduismus und des Islam, mit einigen christlichen Zutaten – entstand. Aus dem monotheistischen Glauben an den Einen Gott der abrahamischen Religionen floss das Ideal der Gleichwertigkeit aller Menschen einschließlich der Abschaffung des Kastensystems in die Lehre ein. Aus hinduistischen Traditionen stammten Ideale der ekstatischen Gottesliebe ( Bhakti ), des religiös-spirituellen Lehrers ( Guru ) , wobei Gott selbst der höchste Guru sei , des Kreislaufes der Wiedergeburten mit der Hoffnung auf Erlösung, strikten Speisegeboten bis zum Vegetarismus und meditativen Übungen des Yoga.
    In der Eröffnung des Adi Granth , der ersten Heiligen Schrift der Sikhs , heißt es im Mul-mantra , dem für das Morgengebet empfohlenen Glaubensbekenntnis:
    „Ein Gott
Sein Name ist Wahrheit
Er ist der Schöpfer
Er ist die Höchste Wesenheit
Bei ihm ist keine Feindschaft
Seine Gestalt ist zeitlos
Er stammt aus keinem Schoss
Er ist aus sich selbst -
Durch des Gurus Gnade wird er erkannt.“
- Adi Granth, S.1
    Trotz seiner wechselvollen Geschichte mit manchen Konflikten und Verfolgungen gehören
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