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Reiterhof Birkenhain 08 - Achtung Pferde in Not

Titel: Reiterhof Birkenhain 08 - Achtung Pferde in Not
Autoren: Margot Berger
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Schneider goss sich Kaffee ein und unterhielt sich kurz mit den beiden Polizisten. Das Problem war, dass Joseph nur bruchstückweise Deutsch sprach.
    »Dass ich nicht eher darauf gekommen bin«, sagte Inge Schneider plötzlich. Sie stand auf. »Meine polnischen Erntehelfer! Sie wissen schon, Äpfel und Kartoffeln. Moment, ich hole den Wenzel. Der hilft uns, er spricht gut Deutsch.«
    Inge Schneider lief um das Haus herum zu ihren Apfelfeldern, die sich gleich an die Weiden anschlossen. Als sie wenig später mit einem kräftigen, etwa 30-jährigen Mann zurückkehrte, atmete Joseph auf.
    Wenzel jedoch, sein Landsmann, schien absolut nicht glücklich zu sein, Joseph zu treffen. Frau Schneider hatte Wenzel unterwegs von dem gestoppten Pferdetransport berichtet. Ihr Erntehelfer wollte daraufhin gar nicht zur Vernehmung mitkommen, so empört war er.
    »So einem helfe ich doch nicht«, hatte er wütend gesagt. Seine Arbeitgeberin redete mit Engelszungen, bis sie den widerspenstigen Wenzel überreden konnte, Josephs polnische Aussagen zu übersetzen.
    Wenzel blieb vor dem Tisch stehen und musterte Joseph finster. Mit einer verächtlichen Bewegung schob er seine Baseballkappe in den Nacken. Inge Schneider konnte gerade noch verhindern, dass Wenzel vor Joseph ausspuckte.
    Dann sagte Wenzel etwas auf Polnisch. Obwohl man den Inhalt nicht verstand, hörte man an dem scharfen Ton, dass er Joseph beschimpfte.
    Sofort griff Frau Schneider auf ihre energische Art ein. »Hör auf! Joseph hat so eine Behandlung nicht verdient«, wies sie Wenzel zurecht. »Er ist nur derjenige, der seinen Kopf hinhält. Und der alles ausbaden muss.« Der jüngere Polizist nickte. Manchmal hasste er seinen Beruf. »Es sind immer die Falschen, die wir erwischen.«
    Er lehnte sich zurück und sah einen Moment lang mutlos aus. »Die großen Geldverdiener und Tierquäler sitzen woanders. Die Politiker sind auch schuld mit ihren schlappen Tierschutzgesetzen.«
    Er zückte seinen Stift und stellte kurze Fragen, die Wenzel übersetzte. Zunächst missmutig, aber als er sich ein wenig mit dem Lkw-Fahrer in seiner Muttersprache unterhalten hatte, wurde sein Ton freundlicher. Selbst Wenzel schien jetzt zu glauben, dass Joseph wenig Schuld an dem entsetzlichen Zustand auf dem Lkw hatte.
    Auf einmal wurde die Vernehmung durch lauten Krach gestört, der von der Weide kam.
    Die Pferde schnaubten und schnorchelten vor Angst. Bis zum Haus herunter hörte man das. Frau Schneider konnte sehen, dass einige Pferde immer wieder gegen das Gattertor rannten. Voller Panik stießen sie ein kurzes Wiehern aus.
    Die Bäuerin sprang auf, Joseph und Wenzel auch.
    Was war passiert?
    Zu dritt liefen sie zur Koppel hinauf.
    »Los, wir müssen hinterher«, sagte der ältere Polizist sofort. »Den Joseph Jabionski dürfen wir nicht aus den Augen lassen. Wenn er sich aus dem Staub macht, bekommen wir ziemlich viel Ärger.«
    »Stimmt«, sagte sein jüngerer Kollege und schloss im
    Gehen die Uniformjacke. »Aber das glaube ich nicht. Der macht einen anständigen Eindruck.«
    »Einen guten Eindruck macht dieser Joseph wirklich. Aber du guckst den Menschen immer nur vor den Kopf und nicht hinein«, gab der andere zu bedenken. »Alte Polizisten-W eisheit.«
    Kai Jensen sprach beruhigend auf die Pferde ein, als die ganze Vernehmungsrunde den Weg heraufkam. Allmählich legte sich die Aufregung auf der Weide wieder. Nur vier Pferde kamen überhaupt nicht zur Ruhe. Als ob sie blind wären, rannten sie immer wieder gegen den Holzzaun.
    Jedes Mal zuckten Conny und Imke zusammen, als ob sie selbst dagegen gelaufen wären und den Schmerz spürten.
    »Vielleicht können sie nichts sehen?«, fragte Conny. »Sie werden doch nicht gejagt, sodass sie flüchten müssen.« Imke verstand die Aufregung auch nicht.
    »Diese kleine Taube, die vorhin aus dem Heu hochgeflogen ist«, Imke zeigte auf die Raufen, »kann doch ein Pferd nicht so verrückt machen.«
    Anne winkte Joseph und Wenzel zu sich herüber. Die beiden kamen näher.
    »Wissen Sie nicht, was mit den Pferden los ist?«
    Joseph Jabionski verstand die Frage zum großen Teil
    und antwortete auf Polnisch. Ein Wortschwall ergoss sich über seinen Landsmann.
    Wenzel fragte ein paar Mal nach, ungläubig, wie es schien. Während Joseph erzählte, bückte er sich und umfasste seine Fußgelenke mit den Händen. Kopfschüttelnd hörte Wenzel zu.
    »Die Pferde für den Transport kennen nur ein Leben im Stall«, übersetzte er dann. »Das hier ist die erste
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