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Reise in die arabische Haut

Reise in die arabische Haut

Titel: Reise in die arabische Haut
Autoren: Andrea M Ben Habibi
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farbenreiche Kulisse flimmert vor meinen Augen, hellwach sauge ich jede Einzelheit in mich auf. Aufgrund meiner Anspannung muss ich pieseln und stelle fest, dass sogar die Toilette zu dieser nachtschlafenden Zeit übervölkert ist.
    Khalid eskortiert mich auf Schritt und Tritt. »Ich begleite dich ein Leben lang, Habibti.«
    »Schön wäre es«, murmele ich und trotte gedankenverloren hinter meinem arabischen Ehemann her.
    Die Schalterbeamtin weist uns darauf hin, dass wir Übergewicht haben. Das wissen wir zur Genüge.
    »Isch bin armer Schtudent, haben kein Geld. Bitte, bitte eine Ausnahm mach.«
    Khalid Ben Amor, ein ewiger Student? Mein Doktor denkt sich abgedroschene Märchen aus und nervt mich mit seiner Winselei. Er besitzt ausreichend Moos, um die zusätzlichen Kilos zu bezahlen. Nichtsdestotrotz geizt und jammert er ohne Unterbrechung. Die Kofferkontrolleurin kennt keine Gnade und schüttelt resolut ihren Kopf.
    Das Theater ist mir peinlich.
    Die Dame schaut mich an, als verdanke sie dieses Dilemma mir. Wenn Blicke töten könnten, läge ich jetzt leblos im Kofferschacht.
    Die Angestellte ist sicherlich eine frustrierte Anhängerin der Inshallah-Reingefallenen. Auf diesen Internetseiten tummeln sich unzählige Bezness-Betroffene, die im Urlaub oder durch das Internet ihren Habibi kennengelernt haben. Man sagt den Nordafrikanern nach, dass sie mit den Gefühlen der europäischen Frauen Geschäfte praktizieren. Deshalb Bezness, eine Ableitung aus dem englischen Business. Heftige Liebe wird für eine Fahrkarte nach Europa, für Sex und/oder für Geld vorgegaukelt. Und wenn die Beznesser nach einigen Jahren durch Heirat in Europa Fuß gefasst haben, seilen sie sich ab, lassen sich scheiden und heiraten eine jungfräuliche Landsmännin. Diese Männer interessieren sich für Frauen jeglichen Alters, aber speziell für korpulente und ältere Frauen, da diese meistens leichter beeinflussbar sind. Die nordafrikanischen Familienangehörigen spielen dieses unfaire Bühnenstück mit, da sie sich finanzielle Vorteile erhoffen.
    Anfangs fühlen sich die Frauen vom Charme der dunkelhäutigen Männer berauscht und hinterher stellen sie betäubt fest, dass sie ausgenutzt wurden. Diese ausländischen Verbrecher werden als Beznesser betitelt. Die deutschen Kollegen heißen Heiratsschwindler. Zunehmend betreiben auch Frauen Bezness-Praktiken. Betrüger häufen sich in der Welt wie Sand am Meer, nicht nur im Maghreb.
    Ich vertrete den Standpunkt, dass außer Beznesser und Heiratsschwindler ebenso aufrichtige Menschen existieren. Hier in Deutschland sowie in fernen Ländern. Wir paddeln gemeinsam im Ozean der Erde. Egal, auf welchem Kontinent wir geboren werden.
    Manche Bezness-Opfer sind extrem stark enttäuscht und lassen kein gutes Haar an ihren Peinigern. Egal, ob sie drei oder zehn Jahre mit einem ausländischen Partner liiert sind und sich anschließend auseinander leben, immer wieder kommt das Wörtchen Bezness ins Spiel. Haben sie Recht?
    Es gibt typische No Goes, wenn man in Erwägung zieht, eine interkulturelle Beziehung einzugehen:
    Ein Nordafrikaner verliebt sich mitnichten in eine ältere Frau. Und warum nicht?
    Ein Nordafrikaner spielt Liebe vor, weil er auf Geld, Sex und/oder eine unbefristete Aufenthaltserlaubnis beziehungsweise Einbürgerung in Deutschland spekuliert, um finanziellen Wohlstand zu erlangen, damit er seine Familie unterstützen kann. Stimmt das etwa?
    Die kulturellen und traditionellen Abweichungen zwischen Europäern und Orientalen geben einer binationalen Liebesbeziehung auf Dauer keine Chance. Man denke nur an die vielen wahren Geschichten über Ausnutzung und Kindesentführung. Eventuell ist an diesem Punkt etwas Wahres dran.
    Mein Mann ist eine ehrliche Haut, ganz anders als die anderen Araber. Ich sehe über alle Schranken hinweg und gehe nicht näher auf die No Goes ein.
    Wie mich diese Eincheckdame anschaut, ist wahrhaftig frech. Gleich wird sie mir einen Flyer mit den Eckdaten des Bezness herüberreichen, falls Khalid die Überkilos nicht berappt. Ich boxe in seine Rippen, um ihn zum Schweigen zu bringen und frage das Schalterweib: »Können wir bei Ihnen bezahlen?«
    »Nein, am Schalter dort hinten links«, antwortet sie spöttisch und zieht eine Fratze, als ginge die Welt an Syphilis unter. Ich lese die kritischen Gedanken in ihrem Gesicht. Altes Fräulein, glaubst du ernsthaft daran, dass dieser junge Schönling dich liebt? Schon bald wirst du auf die Fresse fallen und dich demütig an
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