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Reingekracht: Familien-Bullshit-Bingo (German Edition)

Reingekracht: Familien-Bullshit-Bingo (German Edition)

Titel: Reingekracht: Familien-Bullshit-Bingo (German Edition)
Autoren: Kooky Rooster
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jemand die Frage und beendete sie mit einem kurzen: „Oh!“
    „Es ist
Patrick
?“, fragte jemand anderes überrascht und innerhalb von Sekunden brach wildes Gemurmel aus. Ich blickte an Onkel Wolf vorbei zum Freund meiner Schwester, der ziemlich verwundert dreinschaute. Ich warf ihm einen Blick des Bedauerns zu, ihn in dieses Schlamassel hineingezogen zu haben, da kam die Frage auch schon direkt an mich gerichtet.
    „Du hast dich in den Freund deiner Schwester verliebt?“
    Die Frage klang sehr abschätzig. Ich hätte lügen können, behaupten, es wäre ein ganz anderer, den ich liebte.
'Patrick, Ha ha, welch drollige Idee, niemals, ich bin doch nicht jemand, der versucht, seiner Schwester den Freund auszuspannen. Haha.'
Doch es gelang mir nicht.
    Ich schloss die Augen und hoffte, alle würden verschwinden. Ich träumte mich an einen Strand, der Sommerwind spielte mit den Wellen, die Sonne stand tief, irgendwo kreischte eine Möwe. Doch dann trampelte eine Horde Urlauber über den Sand auf mich zu und überschüttete mich abwechselnd mit dummen Fragen und Vorwürfen. Und mitten unter ihnen ertönte eine laute, männliche Stimme – es war jene von Onkel Wolf – und sagte über all das Geschnatter hinweg:
    „Ist dir eigentlich klar, was du deinem Freund mit diesem feigen Versteckspiel antust?“ Stille. Sogar die Möwen schwiegen und das Meer. Ich öffnete die Augen und wurde von Blicken durchbohrt.
    „Was?“, entfuhr es mir.
    „Das ist schäbig, Nino, ganz schäbig!“, schalt mich Onkel Wolfgang.
    Ich hatte noch nie so viel Enttäuschung in seiner Stimme vernommen. Mit einer einzigen Bewegung zog er Patrick zu sich und legte einen der mächtigen Arme um dessen Schultern. Ein bisschen fürchtete ich, dieser könnte unter der Last zusammenbrechen. In diesem Moment war Onkel Wolfgang wohl der Einzige, der zu wissen glaubte, was gerade passierte. Patrick blickte verlegen in die Runde. Offensichtlich fragte er sich, in was für eine verrückte Familie er hier geraten war. Immer wieder schaute er beunruhigt zu Onkel Wolf, vermutlich aus Angst, er könne ihm mit einer kleinen Bewegung das Genick brechen.
    „Du verleugnest deinen Freund und bittest deine Schwester, seine Freundin zu spielen? Nur, damit niemand merkt, dass du schwul bist? Hast du dir mal überlegt, wie sich Patrick dabei fühlen muss, wenn du nicht zu ihm stehst? Verflucht, Nino, wir wissen seit Jahren Bescheid und warten doch nur, dass du endlich von selbst darauf zu sprechen kommst und einen netten, jungen Mann mitbringst. Patrick ist ein netter Kerl, er liebt dich, das sieht ein Blinder. Sei so anständig und steh zu ihm, sonst verlierst du ihn noch!“
    Mein Kiefer klappte runter. Nicht nur meiner. Patrick stand ebenfalls mit offenem Mund da, genau wie Julia. Es war so still, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören können – und bei meiner Familie hatte das wirklich etwas zu bedeuten. Bei all dem Unsinn, den Onkel Wolfgang gerade verzapft hatte, fragte ich mich doch, wie er das gemeint hatte, dass selbst ein Blinder erkennen würde, dass Patrick mich liebte. Sicher, es bestand kein Grund zu der Annahme, dass dieser Teil der Rede mehr Wahrheitsgehalt bot als jeder andere. Aber man musste auf der anderen Seite bedenken, dass es für Onkel Wolf tatsächlich so aussehen musste, wie er es dargestellt hatte. Aus seiner Position heraus sprach er wohl die Wahrheit, denn das war es, was Julia, Patrick und auch ich ihm vorgespielt hatten. Wie also kam er zu der Auffassung, selbst ein Blinder könne erkennen, dass Patrick mich lieben würde?
    „Na los, geh zu deinem Freund“, forderte Susi mich auf und drückte gegen meinen Rücken. Mein Herz raste und mir tat so unendlich leid, in welche Situation Patrick durch mich geraten war. Da fuhr er mit seiner Freundin auf eine Familienfeier und dann unterstellte man ihm vor versammelter Mannschaft, nicht nur schwul zu sein, sondern auch noch der Liebhaber seines eigenen Schwagers in spe.
    „Patrick ist nicht mein Freund“, stellte ich deutlich klar, sah ihm dann in die Augen, flehentlich hoffend, dass er mir das Spektakel hier verzeihen möge und sagte kläglich: „Tut mir leid!“
    Auf Patricks Gesicht entstand ein wunderbares Lächeln. Offenbar nahm ihn die Situation nicht halb so sehr mit wie mich. Ein Mann mit Humor und Selbstironie, so wie es schien. Er warf mir einen so warmen, so versöhnlichen Blick zu, dass mein Herz zerfloss und sagte verständnisvoll:
    „Schon okay.“
    „Ohhhh“,
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