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Rein Wie Der Tod

Rein Wie Der Tod

Titel: Rein Wie Der Tod
Autoren: Kjell Ola Dahl
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ihm.
    »Jemand hat meine Taschenlampe genommen«, rief der Fahrer.
    »Wer?«
    Der Fahrer antwortete nicht. Er folgte den Bewegungen des Taschenlampenstrahls seines Freundes. Das Licht fand eine Gestalt, die auf dem Boden lag. Ein Mann ohne Kleidung. Er lag auf dem Bauch.
    Der Fahrer kniete sich neben ihn. »Licht her.«
    Der Lichtstrahl wanderte über den leblosen Körper. Der Körper des Mannes wies deutliche Zeichen von Misshandlungen auf. Seine Augen waren verklebt. Er blutete aus Mund und Nase und hatte starke Blutergüsse seitlich am Oberkörper, am Hals und im Gesicht.
    Der Freund kniete sich neben ihn.
    »Der das getan hat, ist noch in der Nähe«, flüsterte der Fahrer. »Ich habe die Taschenlampe verloren. Er hat sie mitgenommen.«
    Der andere Polizist antwortete nicht. Er leuchtete einen Haufen Kleider an, der neben dem leblosen Mann lag. Der Haufen bestand aus einer zusammengerollten braunen Hose, einem karierten Flanellhemd und einer hellen Jacke.
    Die dunkle Stunde der Sommernacht war vorbei. Die grauen Fühler eines neuen Tages tasteten sich durch die Äste zu ihnen herunter. Das sparsame Licht umhüllte den Umriss des Mannes am Boden.
    Der Fahrer hob die Jacke vom Kleiderhaufen und durchsuchte die Taschen. Fand einen Führerschein, der auf den Namen Erik Valeur ausgestellt war. Der Fahrer hockte sich wieder hin. Trotz der Schwellungen im Gesicht konnte er erkennen, dass der Führerschein diesem Mann gehörte.
    »Er lebt«, sagte der Fahrer. »Wir brauchen einen Krankenwagen«, fügte er hinzu und betrachtete die Umgebung, die sich nach und nach offenbarte, nachdem der Morgendunst sie erfasste. Wer auch immer die Taschenlampe genommen hatte, war nirgends zu sehen.
    Steffen machte sich auf den Weg zurück zum Wagen.

48
    »Es ist fünf Uhr dreißig, Polizeihauptkommissar Gunnarstranda nimmt die Aussage von Janne Smith auf.«
    Gunnarstranda setzte sich auf den Stuhl und lächelte die Frau an, die ihm gegenübersaß.
    Stumm erwiderte sie seinen Blick.
    »Die Polizei möchte eine Aussage von Ihnen aufnehmen, weil Sie die Person sind, die am besten bestätigen oder richtigstellen kann, was ihr Sohn in der letzten Zeit getan hat. Sagen Sie uns zunächst, was Sie an dem Tag, als Veronika Undset ermordet wurde, getan haben und wo Sie sich befanden.«
    Die Frau starrte ihn stumm, fast apathisch an.
    »Sie sind Janne Smith?«
    Sie antwortete nicht.
    »Sie schweigen. Bedeutet das, dass Sie keine Aussage machen möchten?«
    Die Frau schwieg immer noch, betrachtete ihn weiterhin ausdruckslos.
    Gunnarstranda räusperte sich und beugte sich zu ihr über den Tisch. »Wir haben lange mit Ihrem Sohn - mit Kristoffer gesprochen. Er hat eine Erklärung abgegeben, die auffallend mit den technischen Indizien übereinstimmt, die wir während der Untersuchungen gesammelt haben. Lassen Sie mich erzählen, was wir herausgefunden haben, dann können Sie mich ja zwischendurch unterbrechen und Dinge richtigstellen, okay?«
    Janne Smith betrachtete ihn, ohne den Mund zu öffnen.
    »Um sechs Uhr morgens am Samstag, den vierten Juli, wurde Veronika Undset vor ihrem Haus festgenommen«, begann Gunnarstranda. »Der Kollege Frank Frølich nahm sie fest, weil sie im Besitz von fünf Gramm Kokain war. Dafür wurde ihr eine Geldstrafe auferlegt, die sie, wenn auch unter großem Widerstand, schließlich akzeptierte. Sie behauptete, der Stoff gehöre ihr nicht, und sie habe keine Ahnung, wie er in ihre Tasche gekommen sei. Kennen Sie diese Geschichte?«
    Die Frau antwortete nicht.
    »Am Abend«, fuhr Gunnarstranda fort, »am Samstag, den vierten Juli, gab es eine Feier bei Karl Anders Fransgård . Frølich war eingeladen und, soweit ich es verstanden habe, waren Sie seine Tischdame. Sie verstehen sicher, dass die Begegnung zwischen Veronika und Frølich für beide merkwürdig war. Es war keine zwölf Stunden her, dass sie sich im Polizeipräsidium verabschiedet hatten.
    Nachdem die Feier zu Ende war und alle Gäste gegangen waren - als Veronika mit ihrem Verlobten allein war, vertraute sie ihm die Episode der vergangenen Nacht an und erzählte ihm auch, dass sein Freund Frølich sie verhaftet hatte. Sie wollte, dass Fransgård die richtige Version von ihr erfuhr, also die Wahrheit aus ihrem Mund hörte, bevor er eventuell von Frølich eine schiefe Darstellung zu hören bekäme. Sie erzählte auch von dem beschlagnahmten Kokain, verschwieg aber ein wichtiges Detail. In Wirklichkeit wusste Veronika nämlich, wer der rechtmäßige Besitzer des
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