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Regina schafft es doch

Regina schafft es doch

Titel: Regina schafft es doch
Autoren: Berte Bratt
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verwendet werden und für einen Zeichenblock – und dann brauchte sie auch mehr Ton.
    Ach ja! Regina mußte sich niemals den Kopf zerbrechen, wie sie ihr Geld loswurde.
    Als sie auf die Straße hinauskam, war es ihr, als schiene die Sonne noch strahlender. Schnell und leichtfüßig ging sie heimwärts. Jetzt konnte sie einige Tage ohne Geldsorgen weiterarbeiten.
    Plötzlich wurden ihre Schritte langsamer. Sie blieb stehen und schaute in ein Ladenfenster, ein Fenster, in dem leckere Kuchen ausgestellt waren.
    Es war ein Zweiggeschäft von Eimers Bäckerei und Konditorei.
    Regina lachte mit einem Male. Ausnahmsweise wollte sie sich einen Luxus gestatten – einen winzig kleinen Luxus.
    Sie ging hinein und bestellte sich eine Tasse Kaffee und ein Stück Kuchen – einen verlockenden Kuchen, mit Krokantcreme und mit Marzipan überzogen.
    Sie konnte sich nicht entsinnen, daß ein Stück Kuchen jemals so gut geschmeckt hätte!
    Regina zog den fleckigen Kittel aus. Es war schon spät. Drei geschlagene Stunden hintereinander hatte sie am Modellierbock gestanden.
    Bevor sie die Statue mit Tüchern umwickelte, stellte sie sich davor und betrachtete sie.
    Ja, jetzt bekam sie Form. Der schlanke Rücken, die gespannten Muskeln der Beine, der gestreckte Hals und der erhobene Arm, der die Fackel trug.
    Ach! Könnte sie es sich doch bloß leisten, diese Arbeit in Bronze ausführen zu lassen! Und könnte sie sich doch bloß ein Modell leisten!
    Sie war auf eine sportliche Veranstaltung gegangen und hatte einen Haufen Skizzen gemacht. Einen ganzen Block voll junger, sportlich durchtrainierter Körper. Sie hatte den „Fackelträger“ im Olympiadefilm gesehen. Sie sah ihn vor ihrem inneren Auge, und dennoch – dennoch –, wenn sie bloß ein Modell hätte!
    Was sie mit der fertigen Plastik machen sollte, das wußte sie nicht. Wer würde wohl einen „Fackelträger“ in Terrakotta oder Gips kaufen und ihn in seiner Wohnstube aufstellen?
    Nein. Nicht dran denken. Sie seufzte ein bißchen und wickelte den halbfertigen „Fackelträger“ behutsam in feuchte Lappen.
    Dann trat sie an ihr Regal und betrachtete mit kritischen Augen die drei Tonfiguren, die hier standen. „Mädchen mit Katze“ – „Frau mit Stock“ – und „Der Maurer“. Ja, die waren jetzt trocken. Fein, dann konnte sie sie heute abend mit in den Ofen geben. Sie hatte gestern morgen mit Katrin telefoniert.
    Katrin hatte gesagt, sie solle nur kommen, ein bißchen Platz würde schon im Ofen frei sein.
    „Wenn du aber nicht kommst, dann brenne ich ohne dich“, hatte Katrin gesagt. „Ich packe morgen den Ofen, und übermorgen muß ich anfangen zu glasieren. Ich ersticke in Bestellungen, alle drängen und wollen mehr haben. Wenn es so weitergeht, lande ich noch im Irrenhaus.“
    Regina packte die drei kleinen Figuren vorsichtig in einen Korb. Und dann fuhr sie mit der Vorortbahn zu Katrin hinaus. Die gute Katrin! Nie sagte sie nein, wenn Regina sie bat, ob sie ihre Sachen zusammen mit Katrins eigenen Dingen, die geglüht werden mußten, in den Ofen stellen durfte. Für Regina war dann die Arbeit erledigt, mehr tat sie nicht an ihren Figuren. Aber Katrin glasierte und strichelte in allen Farben des Regenbogens an ihren Arbeiten herum und brannte noch einmal. Nach kurzer Zeit lagen dann die Broschen und Ohrclips und Halsketten und Armbänder in jeder Parfumerie und in jeder Bude mit Reiseandenken, sie hingen um deutsche und ausländische Hälse und schmückten die Jackenaufschläge von Kindern und Erwachsenen. Und das Geld strömte Katrin zu und ermöglichte es ihr, sich noch mehr Hilfe zu nehmen und noch mehr Ohrclips und Halsketten und Broschen herzustellen.
    „Hallo, Tag, Regina! Ich dachte tatsächlich, du hättest dir eine Schachtel Streichhölzer gekauft und selbst zu brennen angefangen! Zeig mal, wie sie geworden sind? Nein, alle Wetter, Regina, wie ist das Mädel mit dem Kätzchen hübsch geworden! Warte mal eben, ich schieb’ meinen Kram hier ein bißchen zusammen – ach was, natürlich geht es –, so, hier steht das Mädchen gut. Und da ist ja auch die Alte – wenn ich dich recht kenne, dann findest du, die Alte ist ein Kunstwerk, und das Mädchen mit der Katze Spielerei –, ach, doch nicht? Die Alte ist übrigens sehr gut. Nein, im Ernst -.“ Katrin änderte ganz plötzlich den Ton, stellte sich vor der „Frau mit Stock“ auf und betrachtete sie eingehend.
    „Meine Güte, Regina, wie bist du doch begabt! Menschenkind! Du kriegst es fertig, die
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