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Regenbogen-Welt (German Edition)

Regenbogen-Welt (German Edition)

Titel: Regenbogen-Welt (German Edition)
Autoren: Alisha Bionda
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Fünfte Welt?” Sie gab
einen bekümmerten Laut von sich. „Wenn das so einfach wäre! Schon viele wollten
die einzelnen Ebenen durchreisen, aber niemandem ist es bisher gelungen.”
    „Woher willst du das wissen?”, begehrte Saha auf.
    „Ich weiß es!” Iman hatte es nicht nötig, ihre Aussage zu
begründen, Saha glaubte ihr auch so jedes einzelne Wort.
    Sahas Blick fiel auf den sonnenbeschienenen und von Blumen
gesäumten Weg, der sie zu dem Olivenbaum der Riesen-Heuschrecke geführt hatte.
Von hier aus hatte man einen ungetrübten Blick auf den Fluss, der sich in
schimmernden Windungen durch das Tal schlängelte, in dem das Insektenvolk
lebte. Es war ein wunderschönes Land, dennoch war Saha nicht glücklich.
    Sie blickte Iman fest in die Augen. „Aber ich bin nicht wie die
Anderen. Ich gebe nicht so schnell auf.”
    Iman schüttelte den Kopf. „Kind, das sagt sich so leicht.
Aber das ist es ganz und gar nicht.”
    „Dann verrate mir, wie ich es bewerkstelligen kann!” Sahas Jugend
erlaubte es, in solch forderndem Ton mit der weißen Riesen-Heuschrecke zu
sprechen. Und Iman schien das auch als Entschuldigung für Sahas Auftreten zu
werten. Aber da war noch etwas. Etwas, das in ihrem Blick lag, wenn sie Saha
betrachtete, und das sie nachdenklich stimmte.
    „Gut”, sagte Iman. „Ich verrate dir, wie du vorgehen musst.”
    „Wirst du uns begleiten?”, fragte Saha leise, als Imans Stimme
wieder verklungen war.
    Die Riesen-Heuschrecke neigte den Kopf und lächelte weise. „Ich
werde immer bei euch sein. In meinen Gedanken und mit meinem Geist.” Sie erhob
sich und stakste elegant zu der Öffnung in dem Baumstamm, verschwand darin und
kam nach kurzer Zeit wieder heraus. In der Hand trug sie eine rotbraune Pfeife.
    „Hier, nimm!”, gebot sie Saha. „Das ist ein Zaubercalumet – eine
Zauberpfeife. Wenn du sie rauchst, werde ich dir in den Schwaden erscheinen.
Wann immer du Hilfe brauchst.”
    Saha nahm die Zauberpfeife vorsichtig entgegen. Wenn ich das Barb
erzähle, glaubt sie mir kein einziges Wort, dachte sie und meinte das fröhliche
Gesicht ihrer schwarzhaarigen Freundin mit dem lustigen Fransenpony vor sich zu
sehen.
    Iman nickte zufrieden. “Und nun geh!”, sagte sie.
    Folgsam drehte sich Saha herum und verließ Iman.
    Helles Zirpen der Insekten lag in der Luft. Abgesehen von dem Ruf
der Eule und den mannigfaltigen Geräuschen der Natur, waren es die einzigen
Laute, die in der Ersten Welt vorherrschten. Erstaunt nahm Saha wahr, dass es
bereits schon wieder dunkelte. Sie hatte nicht bemerkt, dass sie den ganzen Tag
bei Iman verbracht hatte. Auf kürzestem Wege ging sie nach Hause. Aufgeregt und
neugierig, was die Freunde sagen würden, wenn sie ihnen von dem Besuch bei Iman
berichtete.
    Saha hatte gerade die Zauberpfeife in ihrem Wohnbaum verstaut,
als eine wohlbekannte Stimme hinter ihr erklang.
    “Guten Abend, meine Schöne”, begrüßte Ishtar sie. Er war froh,
Saha endlich zu sehen. Wie eine liebliche Vision stand sie tagsüber immer vor
seinen Augen, schwebte durch seine Gedanken, in seinem Geist. Aber das war nur
ein kümmerlicher Ersatz für das Original. So fieberte er immer dem nächsten
Treffen entgegen.
    Saha wirbelte geschmeidig herum und begrüßte ihn stürmisch. „Rate
mal, bei wem ich war!”, verlangte sie atemlos vor Glück. Sie konnte es kaum
erwarten, ihm von dem Besuch bei Iman zu berichten.
    Ishtar blickte sie liebevoll an. Ihre Fühler drehten sich immer
schneller. Erzeugten eine leichte Sogwirkung. Saha verriet sich regelmäßig
damit. Ishtar wusste, schon bevor sie ihm von Iman erzählte, dass etwas
Außergewöhnliches geschehen war.
    Und so war es auch.
    Als Saha geendet hatte, blieb Ishtar eine Weile stumm neben ihr
sitzen. Jetzt war der Augenblick gekommen, vor dem er immer Angst gehabt hatte.
Der Augenblick, an dem Saha nicht mehr zurückzuhalten war. An dem sie der
Ersten Welt den Rücken kehrte und er vor die Wahl gestellt wurde, ob er sie
alleine ziehen ließ oder sich ihr anschloss. Er lächelte still in sich hinein.
Als ob es da eine Wahl gab. Er wusste längst, dass er sie niemals allein
gehenlassen würde. Immerhin hätte das die Trennung von ihr bedeutet. Und die
hätte er nicht ertragen.
    „Was sagst du nun?”, fragte Saha triumphierend. „Ich hatte die
ganze Zeit Recht. Es ist möglich. Iman hat gesagt, wir müssen nur den höchsten
Punkt der Ersten Welt erreichen und können dann ... “
    „Ja, ja, das hast du bereits alles erzählt.” Ishtar
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